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Enttäuschung über Fake-Gütesiegel: „Unser Vertrauen wird richtig missbraucht“

Nach Besuch der Ausstellung bei den "Österreichischen Konsumdialogen" zeigten sich viele Schüler*innen mehr als enttäuscht von den "Gütesiegeln".

5/22/2022
  • Ernährung
  • Landwirtschaft
  • Österreich
Enttäuschung über Fake-Gütesiegel: „Unser Vertrauen wird richtig missbraucht“
Selbst die letzten Schutzräume von Wildtieren, etwa Tigern, werden für den Anbau von "Gütesiegel"-Produkten zerstört

Rund 1.600 Menschen besuchten die ersten „Österreichischen Konsumdialoge“ in Hallein bei Salzburg, die von 11. bis 13. Mai 2022 von der Gemeinwohlstiftung COMÚN organisiert wurden und sorgten damit für einen riesigen Erfolg. Im Zentrum standen nicht nur zahlreiche Diskussionen, sondern auch zwei Ausstellungen – eine davon zum Thema Greenwashing. Nachhaltigkeits-Expertin Nunu Kaller und Autorin Veronika Bohrn Mena („Konzerne an die Kette!“) gestalteten diese gemeinsam und sorgten damit vor Ort für große Augen.

Insbesondere die zahlreichen Schüler*innen, die aus ganz Salzburg zu den ersten Konsumdialogen anreisten, zeigten sich über die ungenierten Irreführungen und Lügen der Konzerne enttäuscht. „Unser Vertrauen wird richtig missbraucht“ teilten sie einer anwesenden Journalistin der Salzburger Nachrichten nach Besuch einer Diskussions-Veranstaltung und der zugehörigen Ausstellung mit. Und weiter: „Ich schaue jetzt mehr auf die Siegel der Produkte. Wenn sie nur eine Sache des Marketings sind, ist das dreist“.

Wertlose Gütesiegel, schamlose Werbung, zerstörte Lebensräume

Ausgelöst dürfte die Empörung die vielen Fakten in der Ausstellung haben, etwa über das Palmöl-Gütesiegel „RSPO“. Dieses wurde von den Palmöl-Konzernen selbst entwickelt und ist de facto wertlos, es schützt weder vor illegaler Abholzung noch vor der Vertreibung indigener Völker. Auch geschützte Tierarten würden nicht vor der Ausrottung bewahrt, wie Berichte zeigen. Generell ist Palmöl, das derzeit einen wahren Boom erlebt, ein perfektes Beispiel dafür, wie Konzerne versuchen die Konsument*innen hinters Licht zu führen. Selbst Tigerschutzgebiete werden für den Anbau des billigen Öls zerstört - und der gewonnene Rohstoff dann auch noch mit "Gütesiegel" vermarktet.

Ein anderes Beispiel für Greenwashing ist das MSC-Gütesiegel für Fisch. Auch dieses hält nicht einmal ansatzweise, was es verspricht. So schützt es etwa nicht vor Überfischung und ist in vielerlei Hinsicht nicht dazu geeignet tatsächlich „nachhaltigen“ Fischfang zu garantieren. Die riesigen Flotten, die den zertifizierten MSC-Fisch fangen, würden nicht nur tausende Delfine jährlich töten, sondern auch den Meeresboden mit ihren Netzen regelrecht umpflügen und damit das sensible Ökosystem im Meer irreparabel schädigen.

Konsumdialoge regten zum Nachdenken an

Und auch die Werbung des Ferrero-Konzerns, der erst kürzlich mit einem gigantischen Salmonellen-Skandal für weltweite Aufregung sorgte, kann bestenfalls als Frechheit bezeichnet werden. Dass in der beliebten „Nutella“ nach wie vor Kinderarbeit und Naturzerstörung steckt, das blenden viele wohl gerne aus. Wie auch die Herkunft der Salami für die „Wagner Steinofen-Pizza“ von Nestlé, die vom Tönnies-Konzern stammt. Ein weiteres Beispiel dafür, wie schamlos große Konzerne sich in der Werbung geben.

Die Ausstellung und die Diskussionen vor Ort sorgten jedenfalls für angeregte Gespräche. Nicht nur untereinander, sondern auch mit den anwesenden Bäuerinnen und Bauern, die sich dem Dialog öffneten. So erzählten etwa Schweinebauern aus ihrem Alltag und gaben Einblicke in ihre Arbeits- und Lebenswelt. Ein interessante Perspektive, die man sonst nicht zu hören bekommt. Und wohl auch ein wichtiger Baustein dafür, dass sich Konsument*innen und Produzent*innen wieder näherkommen. Und davon profitieren letztlich alle.

Hier gibts mehr Infos zu den Konsumdialogen 2022 in Hallein.


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