Es ist ein Label, das sich Unternehmen in diesen Tagen gerne selbst verpassen oder von dubiosen Zertifizierungsstellen gegen entsprechendes Entgelt verpassen lassen. Da wird ein Stück Hühnerfleisch oder ein Liter Milch schnell „klimaneutral“ oder gar „klimapositiv“. Als ob man mit dem Genuss eines Stückes Fleisch einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte. Klingt verrückt? Ist es auch. Und nicht nur das, es ist vor allem irreführend.
Leider kann man das noch nicht vor Gericht einklagen, auch wenn die EU derzeit Pläne wälzt, dass das sogenannte „Greenwashing“ bald rechtlich sanktioniert werden kann. Denn es ist in Zeiten von Klimakrise und Artensterben überhaupt nicht mehr egal, ob ein Produkt tatsächlich halbwegs umwelt- und klimafreundlich erzeugt wurde, oder ob dafür der Regenwald brannte und Tiere gequält wurden. Werbung muss Grenzen erfahren.
AK hat sich 12 Produkte angesehen
Entsprechend wichtig ist immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten auch zu wissen, was wirklich in den Packungen steckt. Sie möchten gerne einen persönlichen Beitrag mit ihrem Konsum leisten, dass die Welt zumindest nicht noch mehr zerstört wird. Dabei werden sie aber von manchen Unternehmen gezielt in die Irre geführt, mit selbstkreierten „Siegeln“ oder eben mit leeren Versprechungen, die einer näheren Überprüfung nicht standhalten.
Genau eine solche Untersuchung hat kürzlich die Arbeiterkammer Oberösterreich durchgeführt. Sie hat sich 12 Produkte aus dem Supermarkt und alltägliche Dienstleistungen unter die Lupe genommen, die von den Unternehmen offensiv als „klimaneutral“ beworben werden. Damit soll offensichtlich ein umweltbewusstes Klientel angesprochen werden, vielfach ist damit auch ein höherer Preis verbunden.
Vier Produkte fallen durch
Unter den Produkten fanden sich unter anderem Knäckebrot und Hundefutter, Duschgel und Pesto. Vier der untersuchten Produkte wurden jedoch als reines Greenwashing entlarvt, das Gesamturteil fällt „kritisch“ aus. Die Konsumentenschützer finden das Duschgel von NIVEA, das Mineralwasser von EVIAN, das Pesto von PPURA und den Sprit von der OMV jedenfalls nicht geeignet, um es als „klimaneutral“ auszuzeichnen.
Es sei nicht nachvollziehbar, in welchem Ausmaß hier Emissionen kompensiert bzw. eingespart werden, so die Experten der AK. Außerdem sei es hochgradig fragwürdig, ob Plastikflaschen, die durch halb Europa gekarrt werden, überhaupt als „klimaneutral“ bezeichnet werden können. Ebenso verhält es sich mit Treibstoff, aber das ist hoffentlich allen klar. Da soll offenbar genau das Gegenteil dargestellt werden.
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