Vor allem der Uhu und die Schleiereule wurden lange Zeit vom Menschen verfolgt. Legenden von Eulen als „Todesboten“ beeinflussten die Einstellung der Menschen. Der Uhu war im 19. und 20. Jahrhundert in fast ganz Europa ausgestorben. Auch der Habichtskauz verschwand Mitte des 20. Jahrhunderts. In jüngerer Zeit nahm vor allem der Lebensraumverlust durch Intensivierung der Landwirtschaft und die Gefahr durch den Straßenverkehr zu.
Die Schleiereule (Tyto alba) zählt in Mitteleuropa zu den sogenannten Kulturfolgern. Sie profitiert also vom menschlichen Kulturbereich und bevorzugt diesen als Lebensraum. Doch auch das hat seine Grenzen. Als „Wohnung“ bevorzugt sie Kirchtürme und das Gebälk von Scheunen. Doch viele dieser sicheren Brutorte wurden zunehmend verschlossen und unzugänglich gemacht. Als Mäusejägerin ist ihr Jagdgebiet offenes Kulturland mit ganzjährig kurzer Vegetation.
Der nur etwa amselgroße Steinkauz (Athene noctua) nutzt in Österreich besonders gerne Streuobstwiesen als Lebensraum. Als Bruthöhle dienen ihm Baumhöhlen, manchmal aber auch Mauerlöcher oder Gebäudenischen. Scheunen und Ställe bieten ihm im Winter Schutz. Für den Waldkauz (Strix aluco), die häufigste Eule Europas, genügen oft schon ein paar (Laub-)Bäume in einem Gebiet, in dem es nicht allzu viel Schnee gibt. Er kommt auch in Parks und Gärten vor. Bei der Nahrung ist der Waldkauz ebenso wenig wählerisch, wobei die Hauptbeute wohl die Mäuse sind. Foto: Othmar Ortner
Die größte und besonders imposante heimische Eulenart, der Uhu (Bubo bubo), zählt zwar nicht zu den Kulturfolgern, konnte aber in jüngerer Zeit auch in menschengemachten Strukturen wie leerstehenden Gebäuden, Steinbrüchen und Mülldeponien beobachtet werden. Meist ist er aber in schwer zugänglichen Hängen und Felswänden anzutreffen. Ein Uhu kann auch in freier Wildbahn mehr als 25 Jahre alt werden. Die Waldohreule (Asio otus) ist mit ihrer etwas geringeren Körpergröße und Gewicht dem Waldkauz unterlegen. Sie nutzt Wälder mit offenen Flächen und Felder mit Feldgehölzen.
Optisch kann man die Waldohreule mit der selteneren Sumpfohreule verwechseln. Diese ist jedoch keine Waldbewohnerin. Sie lebt in Österreich nur im Osten und bevorzugt weitläufige, offene Gras- und Heidelandschaften oder Bracheflächen. Im Gegensatz zur Waldohreule hält sich die Sumpfohreule (Asio flammeus) auch tagsüber nicht auf Bäumen auf. Sie steht stattdessen am Boden. Auch ihr Nest befindet sich am Boden oder in selbst gegrabenen Höhlen. Die Eulenarten, die man wohl mit der geringsten Wahrscheinlichkeit in der Nähe von menschlichen Siedlungen antreffen kann, sind der Raufußkauz (Aegolius funereus), der Habichtskauz (Strix uralensis) und der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum). Foto: Josef Limberger
Die meisten Eulen bauen ihre Nester nicht selbst. Viele Arten sind auf Baumhöhlen angewiesen. Einen guten Dienst leisten hier Spechte, deren Höhlen schnell „Nachnutzer“ finden. Das ist einer der vielen Gründe, warum alte Bäume so wertvoll für die Natur sind. Manche Eulenarten kann man auch mit Nistkästen unterstützen. Darunter z.B. die Schleiereule, die Zwergohreule oder der Steinkauz.
„Wie so oft bei den Vögeln ist es auch bei den Eulen meist einfacher, sie zu hören als zu sehen zu bekommen. Viele der heimischen Eulenarten balzen im Winter. Daher ist das die beste Jahreszeit, um sich auf die Suche nach ihnen zu begeben“, weiß Neugebauer. Mit der Brut beginnen sie meist bereits im Februar oder März. Eine Ausnahme macht hier die Zwergohreule, die zu dieser Zeit noch im heißen Afrika unterwegs ist. Bis auf den Sperlingskauz und die Sumpfohreule jagen alle heimischen Eulen bei Dämmerung oder in der Nacht. Eine schlafende Eule tagsüber zu entdecken ist beinah ein Ding der Unmöglichkeit.
Eulen sind aus vielen Gründen faszinierende Tiere. Ihr lautloser Flug, ihr beeindruckendes Seh- und Hörvermögen und ihre Schönheit sind nur wenige davon. Leider sind viele von ihnen gefährdet und ihre Anzahl wird sich ohne gezielten Schutz weiterhin verringern. Alle, die in den Genuss einer seltenen Eulenbeobachtung kommen, bittet der Naturschutzbund, diese via Foto auf seiner Citizen-Science-Plattform www.naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App zu teilen. So kann jede*r ganz einfach zum Schutz der geheimnisvollen Schönen beitragen.
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