Für die einen ist es eine veritable Krise, für die anderen eine große Chance – der Kakao-Markt ist im Umbruch. Eine Reihe von klimabedingten Negativereignissen bei der Ernte in afrikanischen Ländern, vor allem Schädlingsbefall und Ausfälle durch Extremwetter, hat zu einer deutlichen Verringerung der Produktionskapazitäten geführt. Die Ware wird knapp und damit steigt der Preis für Kakao in lichte Höhen.
Verstärkt wird diese Dynamik noch durch Spekulation auf den internationalen Märkten, denn für manche ist die Wette auf die Verknappung ein gutes Geschäft, mit dem sich viel verdienen lässt. Innerhalb von einem Jahr hat sich auf diese Weise der Preis für den begehrten Rohstoff vervierfacht, inzwischen wird vom „braunen Gold“ in afrikanischen Ländern wie Ghana, der Elfenbeinküste und Uganda gesprochen.
Hochqualitative Schokolade wird kaum teurer werden
Wie der „Spiegel“ in einer ausführlichen Reportage berichtet, werden vor allem die multinationalen Konzerne unter der Entwicklung leiden, denn bislang basiert ihr Geschäftsmodell aus möglichst billigem Rohstoff-Einkauf in Afrika und möglichst teurem Produkt-Verkauf in Europa. Wenn Kakao aber immer teurer wird, werden auch „Milka“, „Lindt“ & Co bei den Preisen deutlich anziehen müssen.
Julia Zotter, Tochter des österreichischen Schokolade-Pioniers Josef Zotter und mittlerweile Teil der Geschäftsleitung des steirischen Unternehmens, prognostiziert eine markante Veränderung am Schokolade-Markt. Ihrer Einschätzung nach werden sich die Verkaufspreise verdoppeln und auf dem Niveau auch langfristig bleiben. Für ihre Firma sei das aber kein größeres Problem, ihre Verkaufspreise steigen nur marginal.
Eine Chance für die Bäuerinnen & Bauern
Der Grund dafür ist, dass sie bereits jetzt ihren Zulieferern höhere Preise für die Rohware bezahlen, als das am Weltmarkt üblich ist. Neben den Konzernen, die sich wohl mit einer Verringerung des Kakao-Anteils behelfen werden, sind aber vor allem die Bäuerinnen und Bauern von den Veränderungen betroffen. Für sie hingegen ist die Krise eine echte Chance, denn inzwischen verdienen sie mehr als jemals zuvor.
Erstmals können sie tatsächlich gewinnbringend wirtschaften und sich etwas zur Seite legen, wie der „Spiegel“ in seiner Reportage zeigt. Bleibt zu hoffen, dass sich die Produzenten tatsächlich emanzipieren können aus der derzeitigen Schieflage im Kakao-Business. Vielleicht trägt auch das dazu bei, dass die Kinderarbeit, immer noch ein riesiges Problem, langfristig zurückgedrängt werden kann.
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