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„Volksverblödung“: Scharfe Kritik an LIDL-Werbung mit Christina Stürmer

Die Sängerin Christina Stürmer ist das neue Werbegesicht für den Diskonter LIDL. Doch an der Werbung mit ihr gibt es heftige Kritik - das sind die Gründe.

5/30/2022
  • Ernährung
  • Landwirtschaft
  • Österreich
„Volksverblödung“: Scharfe Kritik an LIDL-Werbung mit Christina Stürmer
www.lidl.at
So inszeniert sich LIDL derzeit mit Sängerin Christina Stürmer

Vor kurzem hat oekoreich ausführlich über die neue, wohl mit einem Millionenbudget ausgestattete Werbekampagne des deutschen Handelsgiganten LIDL in Österreich berichtet. Darin ist die beliebte Sängerin Christina Stürmer zu sehen, wie sie auf der Alm einem ihr unbekannten Bauern begegnet, der ihr rät in den Supermarkt zu gehen, wenn sie den Käse probieren möchte, den seine liebste Kuh erzeugt, die ebenfalls Christina heißt.

Erstens: Biologische Grundprinzipien missachtet

Der Spot und generell die neue Werbelinie haben für viel Aufregung in der Bauernschaft und bei Konsument*innen gesorgt. Konkret entzündet sich die Kritik an dem Milliardenkonzern und seiner Werbung an drei Punkten. Zunächst sei im Spot eine Kalbin zu sehen, also eine junge Kuh, die noch gar keine Milch produziert. Christina Stürmer könnte also, selbst wenn sie zum LIDL gehen würde, von dieser Kuh namens „Christina“ gar keinen Käse essen. 

Den meisten Zuschauer*innen wäre das wohl gar nicht aufgefallen, immerhin sind die Konsument*innen inzwischen meilenweit von den Realitäten der Landwirtschaft entfernt. Genau das würde ein Konzern wie LIDL durch diese Darstellung aber auch noch verstärken, so der Vorwurf aus bäuerlichen Kreisen. Und wäre es wirklich zu viel verlangt, dass man hier ein paar biologische Grundprinzipien berücksichtigt? Ein berechtigter Einwand.

Zweitens: Kein Bauer empfiehlt den Konzern

Zweitens wäre es geradezu absurd und unglaubwürdig, so die bäuerlichen Stimmen, dass just ein Bauer auf der Alm beim Aufeinandertreffen mit Menschen auf einen Supermarkt verweisen würde, statt die bäuerliche Direktvermarktung zu empfehlen. Immerhin würde es bereits zigtausende Direktvermarktungs-Angebote geben, von Bauernläden über Online-Plattformen bis hin zu Automaten, die bei vielen Höfen im ganzen Land aufgestellt seien.

Auch das ist ein guter Punkt, obgleich ein Handelskonzern in seiner Werbung natürlich nicht die bäuerliche Konkurrenz empfiehlt. Dass diese aber stets mit dem bäuerlichen Idyll werben, also mit den Bäuerinnen und Bauern, die stundenlang Zeit haben, um mit sprechenden Schweinen oder herumirrenden Kalbinnen zu plaudern, dann aber mitunter das Gegenteil durch ihr Sortiment befördern, darf zurecht kritisiert werden.

Drittens: Schlicht unglaubwürdig

Denn drittens, und hier treffen sich Konsument*innen und Produzent*innen in ihrer Kritik wieder, ist es schlicht unglaubwürdig, wenn ein Superstar wie Christina Stürmer in der Werbung zwar die regionalen Premiumprodukte des Diskonters bewirbt, gleichzeitig aber Import-Fleisch & Co zum geradezu obszönen Spottpreis beim LIDL im Kühlregal liegen. Wie oekoreich berichtete, gibt’s dort deutsches Hühnerfleisch um 1,66 Euro pro Kilo.

Dass LIDL sich ein neues Image zu geben versucht, das kann man ihm nicht vorwerfen. Dass der Konzern dabei aber auf eine Form der Selbstdarstellung zurückgreift, die hart an der Grenze zur „Volksverblödung“ schrammt, wie das einige Kritiker*innen anlässlich des Spots im Netz bezeichneten, ist durchaus bedenklich. Denn je mehr sich die Werbebilder von den landwirtschaftlichen Realität entfernen, umso größer ist der Schaden für uns alle.


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