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„Spekulation“: Wirtschaftsforscher erklärt Finanzskandal der Wien Energie

Die Causa „Wien Energie“ wird quasi stündlich undurchsichtiger, trotz oder gerade aufgrund der Erklärungsversuche der Wiener Stadtpolitik.

8/29/2022
  • Österreich
„Spekulation“: Wirtschaftsforscher erklärt Finanzskandal der Wien Energie

Die Causa „Wien Energie“ wird quasi stündlich undurchsichtiger, trotz oder gerade aufgrund der Erklärungsversuche der Wiener Stadtpolitik. War zunächst am Sonntag am Abend noch die Rede von rund 1,2 Milliarden Euro, die sofort benötigt würden, waren es am Montagvormittag schon 6 Milliarden und am Abend gar 10 Milliarden Euro.

Der zuständige Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke gab eine Erklärung im ORF ab, die aber genau das Gegenteil von dem bewirkte, was offenbar intendiert war. Denn Beruhigung trat danach überhaupt nicht ein, stattdessen widerspricht ihm nun einer der führenden Wirtschaftsforscher Österreichs, der Ökonom Stephan Schulmeister.

Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister erklärt

Er bezeichnete die Erklärungen im Fernsehen als „völliger Nonsens“ und begründet das anhand eines Beispiels – die nachfolgenden Ausführungen sind unverändert von ihm so veröffentlicht worden: „Derivatmärkte dienen der Absicherung des gegenwärtigen Preises oder der Spekulation mit künftigem Preis, man kauft nicht "echten" Strom mit Futures. Wenn ich Weizenkontrakte von 10.000 t per Dezember auf Termin kaufe, werden mir dann nicht 10.000t echten Weizen geliefert. Es handelt sich um reine Finanzinstrumente für Hedging oder Spekulation. 2) Wenn WE Stromkontrakte für 2023 von 1000 MWh z. B. im Juni 2022 tatsächlich gekauft hätte, so hätten sie (Preis damals ca. 200€/MWh) 200.000 € gekostet und wären jetzt (Börsenpreis 700€) 700.000 € wert! Margins/Sicherstellungen fallen da überhaupt nicht ins Gewicht. Der Finanzierungsbedarf der WE liegt bei dem 3-fachen des Jahresumsatzes, diese Dimensionen sind unfassbar, bitte Karten auf den Tisch!“

Bürgermeister Michael Ludwig hat „Notkompetenz“ genutzt

Was die politischen und wirtschaftlichen Beobachter*innen zudem verunsichert ist der Umstand, dass Bürgermeister Michael Ludwig offenbar bereits 1,4 Milliarden Euro an Steuergeld als Aushilfe für die Wien Energie bereitgestellt hat. Dies jedoch ohne den Gemeinderat oder die Öffentlichkeit zu informieren, sondern unter Nutzung einer Notkompetenz, die ihm die Stadtverfassung zugesteht.

Wieso erst jetzt die ganze Causa thematisiert wurde, quasi 5 vor 12, wieso auch nach wie vor noch immer nicht voller Einblick gewährt wird, das beunruhigt nicht nur die Opposition, sondern auch zunehmend immer mehr Wienerinnen und Wiener. Immerhin ist spätestens seit heute klar, dass eine Nichtbereitstellung der Finanzmittel dazu führen könnte, dass zwei Millionen Kund*innen der Wien Energie nicht mehr versorgt werden.


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