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Meinung

Realität statt Schönfärberei: Es braucht Schockbilder auf Tierqual-Produkten

Die Bilder, die uns aus den Ställen der Skandalkonzerne zugespielt wurden, schockieren. Doch sie zeigen nur das, was ist.

10/2/2022
  • Landwirtschaft
  • Österreich
  • Ernährung
  • Tiere
Realität statt Schönfärberei: Es braucht Schockbilder auf Tierqual-Produkten

Sie haben für Übelkeit, Trauer und Wut geführt: Die Rede ist von den Fotos und Videos, die in Ställen der WESTFLEISCH-Zulieferer aufgenommen und der Öffentlichkeit zugespielt wurden. Sie dokumentieren ein System des Grauens, in dem Tiere zu Rohstoffen degradiert werden, die man beliebig behandeln kann – wie es das Profitstreben gerade verlangt. Die Tiere sind krank, sie sind verletzt und sie haben Angst.

Letzter Ausweg: Vertuschung?

All das sieht man auf den Fotos und Videos, die der Öffentlichkeit nur zugänglich wurden, weil sie irgendwer mit versteckten Kameras angefertigt und das Deutsche Tierschutzbüro sie veröffentlicht hat. Hätten die das nicht gemacht, wir hätten es nie erfahren. Wir hätten den armen Schweinen nicht in ihre blutroten, entzündeten Augen blicken können. Wir hätten nicht die Kadaver sehen können, die neben den verletzten Tieren liegen. Wochenlang.

Was wir stattdessen zu sehen bekommen, das sind die geschönten, ja teils sogar grotesk romantisierten Bilder der Industrie und des Handels. Die Fleischkonzerne werben mit idyllischen Bauernhof-Portraits, in denen Landwirte ihre Tiere herzen, mit ihnen Tag und Nacht verbringen. Sie wurde nach dem Skandal schnell wieder von der WESTFLEISCH-Homepage genommen– mutmaßlich, damit die Aufdecker nicht noch tiefer graben können.

Unsere Gesetze ermöglichen die Misshandlung

Der Handel setzt dann noch eins drauf und wirbt mit sprechenden Schweinen, mit im Stroh wühlenden Tieren, obwohl die meisten Schweine nachweislich keinen einzigen Strohhalm in ihrem kurzen, leidvollen Leben jemals auch nur sehen werden. Die Konzerne wissen das natürlich, aber sie wollen eine Illusion für uns erschaffen. Weil sie wissen, dass wir alle danach streben. Wir wünschen uns, dass Tiere wie fühlende Wesen behandelt werden.

Das werden sie nicht, das sollte uns klar sein. Doch leider neigen wir dazu, so selbstkritisch müssen wir sein, zur Verdrängung. Wir wissen ganz genau, dass die Massentierhaltung die Hölle ist, eine Hölle, die wir als Gesellschaft tolerieren. Es sind unsere Gesetze, von uns allen als Souverän verantwortet, die ermöglichen, dass Tiere auf diese Weise behandelt werden dürfen. Würden wir das untersagen, es wäre sofort beendet.

Auf der Packung: Zeigen, was ist

Doch stattdessen begnügen wir uns damit, dass wir uns geschönte Bilder vorsetzen lassen. Ich bin der Meinung, das sollte verboten werden. Es ist schlicht irreführend, ja am Rande des Betrugs, wenn auf einem Produkt, in dem Tierleid und Naturzerstörung steckt, das glückliche Schwein zu sehen ist. Man sollte nicht mit dem Gegenteil werben dürfen. Von selbst werden die Konzerne damit aber nicht aufhören, denn es ist extrem lukrativ.

Ich denke wir sollten ernsthaft darüber debattieren, ob wir nicht sogenannte „Schockbilder“, also die Abbilder der Realität, auf die Packungen anbringen lassen sollten. Da muss dann zu sehen sein, was ist und nicht das, was man sich wünscht. Es würde wohl so manche Konsumentscheidung drastisch verändern. Die Konfrontation mit der Realität ist den Konsument*innen zumutbar – und in diesem Fall auch zuträglich.


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