Die jüngste Aufdeckung von Schweizer Journalisten ist ein weiterer Tropfen in ein Fass, das bereits lange übergelaufen ist. Ein Recherche-Kollektiv hatte sich in Ghana auf Kakao-Plantagen auf Spurensuche begeben und dabei Kinderarbeit gefilmt. Fünf Jahre alte Kinder schleppten schwere Säcke – kein Ausnahmefall, sondern ein System.
Der Profiteur dieser Ausbeutung ist kein Unbekannter, ganz im Gegenteil. In jedem Supermarkt in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland findet man die Produkte des milliardenschweren Lindt-Konzerns. Den Schaden haben die Kinder, den Profit hat der Schweizer Süßwarengigant, der Millionen in Werbung investiert.
Was nicht angeboten wird, kann nicht gekauft werden
Für Konsumenten ist das am Regal nicht ersichtlich, immerhin liest man nicht mal auf der Homepage des Konzerns darüber, dass es in seinen Lieferketten zu derart groben Menschenrechtsverletzungen kommt. Wie sollen sich also Menschen, die gerne bewusst konsumieren, hier gegen die Ausbeutung entscheiden? Gar nicht.
Die Verantwortung liegt bei SPAR, REWE, HOFER (ALDI) & LIDL, also den vier marktbeherrschenden Supermärkten in Österreich bzw. Deutschland. Wenn sie diese Produkte nicht mehr ins Regal legen, dann können sie auch nicht gekauft werden – und schleunigst werden die Konzerne ihre Geschäftspraktiken ändern.
Ein Baufehler im Rechtssystem
Von selbst werden das die Händler nicht machen, zu gut verdienen sie an den Missständen im System, die von Mondelez, Nestlé, Ferrero & Co in die Regale gelegt werden. Denn Lindt ist natürlich nicht der einzige Konzern, der derartige Verbrechen in seiner Lieferkette hat. Und mit Freiwilligkeit hat es leider noch nie funktioniert.
Man fragt sich als Bürger also auch, wieso der Staat hier nicht einschreitet. Weder gibt es eine Transparenzpflicht noch ein Importverbot. Wieso dürfen in Österreich also Waren verkauft werden, deren Herstellung man aus guten Gründen verboten hat? Ein Baufehler in unserem Rechtssystem, der danach schreit behoben zu werden.
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