Das Jahr 2025 wird im österreichischen Tierschutz als ein Jahr der spürbaren, wenn auch mühsam errungenen Fortschritte in Erinnerung bleiben. Nicht, weil plötzlich alle Missstände beseitigt worden wären, sondern weil sich in mehreren zentralen Bereichen erstmals strukturelle Verbesserungen durchgesetzt haben, die über bloße Ankündigungen hinausgehen. Der Schutz von Tieren ist in Österreich 2025 stärker in Gesetzgebung, Verwaltungspraxis und öffentlichem Bewusstsein verankert worden als in vielen Jahren zuvor. Diese Entwicklung ist das Ergebnis jahrelangen Drucks durch Zivilgesellschaft, wissenschaftlicher Erkenntnisse und einer zunehmend kritischen Öffentlichkeit – oft gegen erheblichen Widerstand wirtschaftlicher Interessen.
Ein besonders bedeutender Erfolg des Jahres 2025 liegt im Bereich der Nutztierhaltung, vor allem in der Schweinehaltung. Nach jahrelangen Debatten, mehreren Verfassungsgerichtshof-Entscheidungen und massiver Kritik von Tierschutzorganisationen wurde der Ausstieg aus der Vollspaltenbodenhaltung erstmals rechtlich verbindlich konkretisiert. Neue Schweineställe dürfen diese Haltungsform nicht mehr verwenden, bestehende Anlagen unterliegen klar definierten Übergangsfristen. Damit wurde ein System zurückgedrängt, das den Tieren keinerlei Rückzugsräume, Beschäftigungsmöglichkeiten oder Komfort bietet und seit Jahrzehnten als Sinnbild industrieller Tierhaltung gilt. Auch wenn die vollständige Umsetzung noch Jahre dauern wird, markiert 2025 einen Wendepunkt: Die politische Akzeptanz für diese Form der Haltung ist faktisch beendet.
Ein Umschwenken ist bemerkbar
Eng damit verbunden ist der Umbau der landwirtschaftlichen Förderpolitik. 2025 wurde in Österreich deutlicher als zuvor klargestellt, dass öffentliche Gelder stärker an Tierwohlkriterien geknüpft werden müssen. Förderprogramme für Stallumbauten, Auslaufhaltung und verbesserte Haltungsbedingungen wurden ausgeweitet, während rein minimale Standards zunehmend schlechter gestellt sind. Dieser Ansatz ist entscheidend, weil er den Tierschutz aus der Ecke freiwilliger Mehrleistungen herausholt und als legitime Bedingung staatlicher Unterstützung etabliert. Der Effekt ist nicht sofort sichtbar, wirkt aber langfristig tief in die Struktur der Landwirtschaft hinein.
Ein weiterer zentraler Erfolg des Jahres betrifft den Tiertransport. Österreich positionierte sich 2025 deutlich restriktiver gegenüber Langstreckentransporten lebender Tiere, insbesondere in Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union. Transporte in Länder mit unzureichenden Tierschutzstandards wurden häufiger untersagt, Genehmigungen strenger geprüft und Kontrollen intensiviert. Gleichzeitig investierte der Staat in bessere Überwachungssysteme, etwa durch digitale Temperatur- und Zeitaufzeichnung. Damit wurde das akute Leid tausender Tiere auf Transporten reduziert – ein Bereich, in dem Österreich lange für seine Zurückhaltung kritisiert worden war.
Zaghafte, aber doch relevante Fortschritte
Auch im Bereich des Haustierschutzes brachte 2025 relevante Fortschritte. Der Umgang mit sogenannten Qualzuchten wurde deutlich verschärft. Zwar existierten entsprechende Verbote bereits zuvor, doch ihre Durchsetzung war oft mangelhaft. 2025 erhielten Veterinärbehörden erweiterte Befugnisse und klarere Leitlinien, um gegen Zuchten vorzugehen, bei denen Tiere systematisch unter Atemnot, Bewegungsstörungen oder chronischen Schmerzen leiden. Besonders bei Hunderassen mit extrem verkürzten Schnauzen oder bei Katzen mit genetisch bedingten Fehlbildungen zeigte sich erstmals eine spürbare Veränderung: Zuchtvereine gerieten unter Druck, problematische Standards zu überarbeiten, und das öffentliche Bewusstsein für die Leiden dieser Tiere wuchs erheblich.
Ein oft übersehener, aber gesellschaftlich bedeutsamer Erfolg des Jahres 2025 liegt im Bereich der öffentlichen Bildung und Sensibilisierung. Tierschutz wurde stärker in schulische Bildungsprogramme integriert, insbesondere im Zusammenhang mit Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt. Diese Entwicklung mag unspektakulär wirken, ist aber von großer Tragweite. Sie trägt dazu bei, dass Tierschutz nicht mehr als Randthema wahrgenommen wird, sondern als selbstverständlicher Bestandteil ethischer und ökologischer Bildung. Der langfristige Effekt zeigt sich in veränderten Konsumgewohnheiten und wachsender Akzeptanz politischer Reformen.
Der Wolf als Konfliktthema
Auch im Bereich der Tierversuche kam es 2025 zu wichtigen Fortschritten. Österreich investierte gezielt in die Entwicklung und Förderung tierversuchsfreier Alternativmethoden, insbesondere in der medizinischen und toxikologischen Forschung. Forschungsförderungen wurden stärker an den Nachweis geknüpft, dass keine geeigneten Alternativen existieren. Gleichzeitig wurde die Transparenz erhöht: Genehmigte Tierversuche müssen klarer begründet und öffentlich nachvollziehbarer dokumentiert werden. Zwar bleibt die Zahl der Tierversuche hoch, doch der normative Rahmen hat sich verschoben. Tierversuche gelten nicht mehr als Standard, sondern zunehmend als Ausnahme, die besonders streng zu rechtfertigen ist.
Im Wildtierschutz zeigte sich 2025 ebenfalls ein vorsichtiges Umdenken. Der Umgang mit großen Beutegreifern, insbesondere dem Wolf, bleibt konfliktgeladen, doch Österreich setzte verstärkt auf präventive Maßnahmen statt auf schnelle Abschüsse. Herdenschutzprogramme wurden ausgebaut, Entschädigungsregelungen verbessert und Beratungsangebote für betroffene Betriebe erweitert. Damit wurde ein politisches Signal gesetzt, dass Koexistenz zumindest ernsthaft versucht werden soll. Auch wenn dieser Ansatz nicht frei von Widersprüchen ist, markiert er einen Fortschritt gegenüber einer rein repressiven Politik.
Ein weiterer Erfolg des Jahres betrifft den Handel mit Tieren. Die Kontrolle des Online-Tierhandels wurde 2025 deutlich intensiviert. Illegale Welpenimporte, unseriöse Zuchtangebote und fehlende Gesundheitsnachweise rückten stärker ins Visier der Behörden. Durch bessere Zusammenarbeit zwischen Veterinärämtern, Zoll und Plattformbetreibern konnten mehrere Missbrauchsfälle aufgedeckt und unterbunden werden. Für tausende Tiere bedeutet dies Schutz vor Leid, Krankheit und frühem Tod – ein Bereich, der lange unterschätzt wurde, obwohl er enormes Tierleid verursacht.
Gesellschaftlicher Wandel sichtbar
Nicht zuletzt zeigte sich 2025 ein deutlicher gesellschaftlicher Wandel im Umgang mit tierischen Produkten. Der Konsum pflanzlicher Alternativen nahm weiter zu, während der Fleischkonsum in bestimmten Bevölkerungsgruppen spürbar zurückging. Dieser Trend ist kein Gesetzeserfolg im engeren Sinne, aber ein entscheidender Faktor für den Tierschutz. Politische Maßnahmen entfalten ihre Wirkung nur in einem gesellschaftlichen Klima, das Veränderung zulässt. 2025 wurde deutlich, dass dieses Klima in Österreich zunehmend vorhanden ist.
Trotz all dieser Fortschritte wäre es falsch, von einem Durchbruch zu sprechen. Viele Reformen befinden sich in Übergangsphasen, Ausnahmen und lange Fristen relativieren ihre Wirkung, und der Vollzug bleibt eine zentrale Herausforderung. Gerade im Bereich der Nutztierhaltung klaffen gesetzliche Vorgaben und gelebte Praxis noch immer auseinander. Doch das Jahr 2025 hat gezeigt, dass Stillstand keine Option mehr ist. Der politische und gesellschaftliche Druck auf tierschutzwidrige Praktiken ist spürbar gestiegen.
Keine spektakulären Erfolge
Die größten Erfolge des Tierschutzes im Jahr 2025 in Österreich liegen daher weniger in spektakulären Einzelentscheidungen als in einer Verschiebung der politischen und gesellschaftlichen Koordinaten. Tiere werden zunehmend nicht mehr nur als Produktionsmittel, Forschungsobjekte oder Konfliktfaktoren betrachtet, sondern als fühlende Lebewesen mit legitimen Schutzansprüchen. Dieser Perspektivwechsel ist fragil und keineswegs abgeschlossen, doch 2025 hat ihn messbar vorangebracht.
In einer Zeit multipler Krisen – von Klimawandel über geopolitische Unsicherheiten bis hin zu sozialen Spannungen – mag der Tierschutz auf den ersten Blick zweitrangig erscheinen. Das Jahr 2025 hat jedoch gezeigt, dass gerade in solchen Zeiten grundlegende ethische Fragen neu verhandelt werden. Österreich hat dabei wichtige, wenn auch unvollkommene Schritte gesetzt. Die Erfolge des Jahres sind kein Endpunkt, sondern ein Fundament. Ob daraus nachhaltige Verbesserungen entstehen, wird sich in den kommenden Jahren entscheiden.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!






