Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat 38 Naturjoghurts getestet – und das Ergebnis fällt überraschend positiv aus. Die Mehrheit der Produkte zeigte eine solide Qualität, lediglich ein Joghurt fiel deutlich ab. In einer Lebensmittelkategorie, die ohne Zusatzstoffe auskommen und nur aus Milch und Milchsäurebakterien bestehen sollte, sind Qualität und Hygiene besonders wichtig. Umso erfreulicher ist es, dass 32 der untersuchten Joghurts die Bewertung „sehr gut“ oder „gut“ erhielten.
Fünf Produkte wurden mit „durchschnittlich“ beurteilt, und nur ein einziges schnitt mit „weniger zufriedenstellend“ ab. Der VKI testete verschiedene Fettstufen: von besonders fettarmen Joghurts bis zu Produkten griechischer Art mit rund zehn Prozent Fett – außerdem auch laktosefreie Varianten. Die Bewertung basierte auf mikrobiologischer Qualität, sensorischer Prüfung und der nachvollziehbaren Herkunft der Milch.
Auffälligkeiten bei sensorischer Prüfung
Im mikrobiologischen Teil der Untersuchung zeigte sich ein solides Bild: Alle Produkte enthielten auch am Ende der Mindesthaltbarkeitsfrist ausreichend lebende Milchsäurebakterien, und keine Probe wies problematische Mengen an Hefen, Schimmel oder coliformen Keimen auf. Das ist insofern relevant, als Naturjoghurt seine gesundheitlichen Vorzüge größtenteils der Fermentation verdankt. Lebende Kulturen sollen die Darmflora positiv beeinflussen und die Verträglichkeit verbessern. Umso wichtiger ist es, dass beim Transport und in der Kühlkette sorgsam gearbeitet wird – und der Test zeigt, dass die Hersteller diesen Aspekt überwiegend gut im Griff haben.
Auffälligkeiten gab es dafür bei der sensorischen Prüfung. Zwar schmeckten oder rochen die meisten Produkte so, wie man es von einem Naturjoghurt erwarten darf: mild-säuerlich, frisch und ohne unangenehme Fremdnoten. Ein Produkt fiel allerdings klar durch – der „Besser Bio Premium Natur Joghurt 1 % Fett“ der Molkerei SalzburgMilch zeigte am Ende der Mindesthaltbarkeit deutliche Geruchsabweichungen und erhielt deshalb als einziges die Bewertung „weniger zufriedenstellend“. Auch andere Produkte wurden sensorisch abgewertet, etwa wegen leicht körniger Konsistenz oder eines zu dünnflüssigen Mundgefühls, doch diese Abweichungen blieben moderat.
Danone importiert offenbar Milch
Interessant ist zudem die Frage nach der Herkunft der verwendeten Milch. Für viele Konsumentinnen und Konsumenten ist sie ein wichtiges Qualitätsmerkmal – nicht nur aus Gründen der Regionalität, sondern auch, weil österreichische Milch strengeren Kontrollen unterliegt und häufig von kleineren Betrieben stammt. In 31 der 38 getesteten Produkte ließ sich die Herkunft der Milch vollständig auf Österreich zurückführen. Bei manchen Marken war die Herkunft jedoch nicht klar ersichtlich, und in einem Fall – dem Activia-Produkt von Danone – war die Milch nicht österreichischen Ursprungs. Transparenz bleibt damit ein Thema, auch wenn die Mehrheit der Hersteller offenlegt, woher ihre Milch kommt.
Der VKI weist außerdem darauf hin, dass der Fettgehalt eine Rolle spielt, wenn man Naturjoghurt ernährungsphysiologisch einordnen möchte. Produkte mit rund einem Prozent Fett erreichen beim Nutri-Score die Bestnote A und gelten als besonders empfehlenswert. Standardprodukte mit etwa 3,6 Prozent Fett liegen im Bereich B, während Joghurts nach griechischer Art aufgrund ihres hohen Fett- und Energiegehalts meist ein C erhalten. Das bedeutet nicht, dass fettreichere Joghurts automatisch „schlechter“ sind – sie sind lediglich energiedichter und sollten bewusst konsumiert werden. Ernährungswissenschafterinnen betonen, dass Naturjoghurt generell eine gute Eiweiß-, Kalzium- und Vitaminquelle darstellt. Die Wahl des Fettgehalts hängt daher eher von individuellen Ernährungszielen ab als von einer Frage der Lebensmittelqualität.
Bemerkenswertes Ergebnis
Dass Naturjoghurt insgesamt gut abschneidet, ist auch aus einem weiteren Grund bemerkenswert: In Tests anderer Milchprodukte – etwa Fruchtjoghurts, Trinkjoghurts oder pflanzlichen Alternativen – kommt es immer wieder zu Beschwerden über zu viel Zucker, Aromen oder problematische Zusatzstoffe. Naturjoghurt hingegen ist eines der „ehrlichsten“ Produkte im Regal. Es hat nur zwei Zutaten, verlangt hohe hygienische Standards und ist ein Indikator für den generellen Umgang mit Milcherzeugnissen. Der positive VKI-Test zeigt, dass Hersteller in Österreich Qualität ernst nehmen und dass die Produktionsprozesse weitgehend stabil sind. Das ist nicht selbstverständlich, denn bereits kleine Hygieneprobleme können beim Joghurt schnell zu Qualitätsverlusten führen.
Trotz des erfreulichen Gesamtergebnisses bleibt für Konsumentinnen und Konsumenten eine gewisse Vorsicht sinnvoll. Ein milder, angenehmer Geruch, eine homogene Konsistenz und ein frisches Aussehen gehören zum Standard – Abweichungen wie starke Molkenbildung, ungewohnte Säurenoten oder grieseliger Rand können Hinweise auf ein Produktproblem sein. Auch wenn der VKI im Test keine mikrobiologischen Beanstandungen fand, kann es in der Praxis immer zu Kühlkettenunterbrechungen oder Handhabungsfehlern kommen. Wer Naturjoghurt regelmäßig konsumiert, sollte deshalb auf sensorische Signale achten.
Verlässliches Lebensmittel
Dass die meisten Joghurts im Handel gut abschneiden, zeigt auch, wie intensiv der Wettbewerb in der Molkereibranche ist. Marken und Händler-Eigenmarken stehen in direkter Konkurrenz und müssen die Qualität hochhalten, um Kundinnen und Kunden zu behalten. Gleichzeitig spielen Themen wie Regionalität, Tierwohl oder CO₂-Bilanzen eine immer größere Rolle. Manche Hersteller heben Heumilchqualität hervor, andere setzen auf besonders schonende Verarbeitung oder Bio-Zertifizierung. Der Markt ist vielfältiger geworden – und der VKI-Test bestätigt, dass Vielfalt nicht auf Kosten der Qualität gehen muss.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bleibt Naturjoghurt damit ein verlässliches Lebensmittel, das auch ernährungsphysiologisch gut abschneidet. Wer Fett sparen möchte, greift zu leichten Varianten; wer ein cremiges Mundgefühl bevorzugt, wählt griechische Art. In jedem Fall lohnt es sich, auf Herkunft, Inhaltsstoffdeklaration und Frische zu achten. Der Test zeigt: Das Angebot ist gut, aber bewusster Konsum macht es besser.
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