Wieder ein Fall von Tierquälerei, wieder geht es um einen Betrieb, wie er tausendfach in Österreich und Deutschland vorkommt. Es ist nicht die gigantische Tierfabrik, auch nicht der anonyme Schlachthof – sondern der „Bauer ums Eck“, der gerne für die Werbung genutzt wird. Dort, wo es den Milchkühen angeblich so gut geht, dass die viel zitierte „Alpenmilch“ quasi zum Symbol für Rinderglück wurde.
Die Realität schaut sehr oft leider nicht so aus. Das zeigen neue Recherchen der deutschen Organisation ANINOVA, die erst kürzlich auf Einladung der Stiftung COMÚN in Wien war. Dort präsentierte sie bei einer Veranstaltung, die gemeinsam mit Tierschutz Austria und The Marker durchgeführt wurde, wie der traurige Alltag für Tiere in der Landwirtschaft vielfach aussieht. Kein schöner Anblick.
Das trifft auch auf den Stall des Milchbauern aus dem Hohenlohekreis zu, gegen den nun ermittelt wird. Die Staatsanwaltschaft hat sich dem Fall angenommen, nachdem ANINOVA auf Aufnahmen zeigen konnte, dass die Kühe durchgehend an der Kette hängen und nicht mal zwei Stunden pro Tag Auslauf erhalten. Und dabei bleibt es leider nicht, denn wie die Tagesschau berichtet, ist die Liste der Vorwürfe lang:
„Zusätzlich wird dem Milchbauern vorgeworfen, dass der Stall heruntergekommen und unhygienisch sei. Das Veterinäramt Künzelsau hatte nach eigenen Angaben schon im Februar Missstände festgestellt. So entsprachen einige Haltungseinrichtungen nicht den gesetzlichen Mindestgrößen. Bei einer erneuten Kontrolle im April seien die Flächen immer noch zu klein gewesen. Außerdem waren die Liegeflächen der Tiere nicht sauber und trocken. Die Kälber wurden außerdem vom Boden gefüttert, was nach Angaben des Amtes zu einer Verunreinigung des Futters führte.“Aninova
Konsumenten haben keinen Einblick
Die Konsumenten können im Supermarkt keine Entscheidung treffen, denn sie werden systematisch getäuscht, wie ANINOVA berichtet:
„Die Milch der Kühe wird an die Molkerei Hohenlohe geliefert und wird u.a. unter dem Markennamen Hofgut bei EDEKA24 und Rewe verkauft. Auf ihrer eigenen Webseite wirbt die Molkerei mit Nachhaltigkeit, Regionalität und Tierwohl – zu sehen sind glückliche Kühe auf grünen Wiesen. Nirgendwo ist zu lesen, dass die Milch auch von Kühen stammt, die ihr gesamtes Leben an der Kette festgebunden sind.“
Für ANINOVA ist der Fall ein klarer Beleg dafür, dass der gesetzliche Standard nicht reicht – und es jetzt dringend Verschärfungen braucht:
„Die Aufnahmen beweisen einmal mehr, dass Regionalität nicht vor Tierleid schützt. Gerade in kleinen familiengeführten Betrieben wie diesem, dem oft lobend erwähnten “Bauern von nebenan”, werden Rinder häufig noch in Anbindehaltung gehalten. Nur wer tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen ersetzt, kann Tiere wirklich schützen.“
Mehr Infos gibt’s hier.
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