„Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht“ – solche und ähnliche Sprüche stehen seit Tagen unkommentiert auf großflächigen Plakaten in ganz Wien. Viele Menschen fühlen sich davon nicht nur unangenehm berührt, sondern sogar persönlich angegriffen. Wie sich nun zeigt, handelt sich dabei um eine geplante Aufregung, die der Handelskonzern BILLA offenbar bewusst über eine Werbefirma inszeniert hat.
Das Behindertenberatungszentrum BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben übt nun scharfe Kritik am Konzern. Es sei eine „widerliche Provokation“, so Martin Ladstätter von BIZEPS. Die Wiener Autorin Marlies Hübner hält dazu fest: „Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren. In einer Zeit, in der die Grenzen des Sag- und Denkbaren immer weiter verschoben werden, ist eine über menschenverachtende Teaser funktionierende Werbekampagne, die nicht umgehend aufgelöst wird, keine gute Idee.“
Auch Minister verurteilt Kampagne
BIZEPS hat eine Beschwerde beim Werberat eingebracht und prüft derzeit auch eine Anzeige wegen des Tatbestands der Verhetzung. Auch Sozialminister Wolfgang Mückstein findet deutliche Worte der Kritik an der Kampagne: "Es ist nicht im Sinne einer inklusiven, diversen Gesellschaft auf diese Art und Weise Aufmerksamkeit zu erregen. Wir brauchen noch viel mehr Sensibilisierungsarbeit in Österreich, damit so etwas nicht passiert. In diesem Sinne rufe ich die Urheber dieser Kampagne auf, besagte Sujets zeitnah zu entfernen.“
Vom Handelskonzern selbst kam eine Stellungnahme, wonach man mit dieser Werbeaktion darauf aufmerksam machen wolle, dass Mitarbeiter*innen mit Behinderungen gebraucht werden würden. 660 von insgesamt 33.000 Beschäftigten sind aktuell mit Behinderung für BILLA tätig, das sind knapp 2 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind es Schätzungen zufolge rund 18 Prozent. Eine echte Entschuldigung hingegen kam vom REWE-Konzern, zu dem BILLA gehört, zur Enttäuschung vieler Menschen noch immer nicht.
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