Ein riesiges Schiff fährt wochenlang über den Atlantik, voll beladen mit fast 3.000 Kühen. Die Tiere sind eng zusammengepfercht, einige sind sogar trächtig. Das Schiff heißt Spiridon II, ist über 50 Jahre alt und war früher ein normales Frachtschiff. Erst später wurde es umgebaut, um lebende Tiere zu transportieren. Genau dieses Schiff sorgt gerade für große Aufregung – denn die Kühe dürfen seit ihrer Ankunft in der Türkei nicht von Bord.
Die Reise begann im September 2025 in Montevideo, einer großen Stadt in Uruguay. Dort wurden die Kühe auf das Schiff geladen.
Der Plan war, sie in der Türkei weiterzuverkaufen, angeblich vor allem als Zuchttiere. Die Fahrt dauerte viele Wochen – und als das Schiff am 22. Oktober 2025 in der türkischen Stadt Bandırma ankam, wollten die Behörden zuerst prüfen, ob alle Tiere korrekt gekennzeichnet sind. Genau da begann das Problem: Bei rund 500 Kühen passten die Ohrmarken oder elektronischen Chips nicht zu den Papieren. Manche Tiere hatten sogar gar keine gültigen Kennzeichnungen.
Schon bis zu 50 tote Kühe
Die türkischen Tierärzte entschieden deshalb, dass die Tiere nicht an Land dürfen, bis alles geklärt ist. Und das dauert nun schon viele Wochen. Währenddessen bleibt das Schiff draußen auf dem Meer – nur manchmal darf es kurz in den Hafen, um Wasser und Futter zu bekommen.
Das ist aber viel zu wenig für so viele Tiere. Kühe brauchen Platz, frische Luft, sauberes Wasser und gutes Futter. Auf einem alten Schiff wie der Spiridon II ist das schwer. Die Luft wird stickig und warm, es riecht stark nach Ammoniak (das entsteht aus Urin und Mist), und die Tiere stehen fast ständig. Einige sind schon gestorben – Berichte sprechen von mindestens 48 toten Kühen. Von Land aus sieht man weiße Säcke an Deck, in denen vermutlich die Kadaver liegen.
Furchtbare Zustände an Bord
Tierschutzorganisationen machen nun Druck. Sie sagen: Das ist Tierquälerei, und man muss sofort eine Lösung finden. Die türkischen Behörden dagegen meinen, sie müssen streng sein, damit keine Tierkrankheiten ins Land kommen. Auch der Zustand des Schiffs selbst spielt eine Rolle. Die Spiridon II ist sehr alt und soll bei früheren Inspektionen Probleme gehabt haben. Experten meinen, dass solche Schiffe nicht geeignet sind, um so viele Tiere lange Strecken zu transportieren.
Warum werden Tiere überhaupt so weit übers Meer transportiert? Viel hängt mit dem Streben nach Profit zusammen: In manchen Ländern lohnt es sich, lebende Kühe zu kaufen und selbst zu züchten. Länder wie Uruguay exportieren deshalb jedes Jahr viele tausend Tiere auf diese Weise. Der Transport ist für Firmen oft billiger als Fleisch zu verschiffen – aber für die Tiere bedeutet er Stress und Gefahr.
Kein Einzelfall
Der Fall der Spiridon II zeigt, wie problematisch diese Transporte sind. Sobald irgendetwas schiefgeht – Probleme mit der Dokumentation, Krankheiten, technische Pannen – hängen tausende Tiere fest. Sie können nicht einfach irgendwo abgeladen werden. Und jedes zusätzliche Tag bedeutet für sie noch mehr Leid. Viele Tierärzte, Aktivisten und manche Politiker sagen deshalb: Solche langen Tiertransporte sollten stark eingeschränkt oder ganz verboten werden. Statt lebende Tiere zu verschicken, könnte man Fleisch oder Milchprodukte transportieren. Dann wären weniger Tiere in Gefahr.
Was jetzt mit den Kühen auf der Spiridon II passiert, ist noch unklar. Die Behörde prüft weiter, und die Tierschützer kämpfen dafür, dass die Tiere wenigstens besser versorgt oder möglichst bald an Land gebracht werden. Klar ist aber: Dieser Fall wird noch lange darüber diskutiert werden – und er zeigt, dass es dringend bessere Regeln geben muss, damit solche Situationen gar nicht erst entstehen.
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