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Reportage

Null Verschwendung: Wie aus Abfall wieder ein Wertstoff wird

Plastik ist out – oder sollte es zumindest sein, wenn wir uns die enormen Mengen an Plastikmüll in der Umwelt ansehen. Wir haben uns die Alternative angesehen.

5/5/2024
  • Klima
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  • Wald & Holz
Null Verschwendung: Wie aus Abfall wieder ein Wertstoff wird

Plastik ist out – oder sollte es zumindest sein, wenn wir uns die enormen Mengen an Plastikmüll in der Umwelt ansehen und die Warnungen von Expert*innen ernstnehmen, wonach Mikroplastik bereits im Gehirn nachgewiesen werden kann. Aber was ist die Alternative? Verpackungen aus Zellstoff zum Beispiel, also aus Holz und damit aus einem natürlichen und nachwachsenden Material, das zu 100 Prozent wiederverwendet werden kann.

Von Klimawandel, Energie & Co

Eines der führenden Unternehmen im Bereich der Zellstoff-Produktion in Österreich ist Heinzel Pöls, Teil der Heinzel Group mit Sitz im steirischen Pöls. Als einer der größten Produzenten von Zellstoff und Kraftpapier in Europa und Energielieferant für die Region trägt man eine gewisse Verantwortung und die zeigt sich auch in der Mitwirkung bei den „Österreichischen Konsumdialogen: Wald & Holz“, die gegenwärtig von der gemeinnützigen Stiftung COMÚN in der Steiermark durchgeführt werden.

Viele Fragen tauchen auf, wenn man an die Papier- und Zellstoff-Industrie denkt. Woher bezieht das Unternehmen etwa die Energie, das es für die Produktion benötigt? Wie sieht man das Thema Klimawandel und welche konkreten Ziele hat sich der Betrieb gesetzt? Woher stammt das verwendete Holz und welche Perspektiven gibt es für die Weiterentwicklung der Branche in den kommenden Jahren, gerade angesichts der Klimakrise?

nullZellstoff Pöls
Ein wichtiger Arbeitgeber und Wärmeversorger in der Region
oekoreich fragt nach - Heinzel Pöls antwortet

Wir haben bei Heinzel Pöls direkt nachgefragt, denn wir und wohl auch viele Menschen in Österreich streben nach Antworten auf diese und andere Fragen. Geantwortet haben uns die beiden Vorstände Heinz-Peter Schnedl und Werner Hartmann. Aber zunächst noch ein paar Zahlen & Fakten zu dem Unternehmen, das nicht nur als Vorbild in der Branche gilt, sondern auch in der Region ein wichtiger und geschätzter Arbeitgeber ist. Wer ist Heinzel Pöls?

Das Unternehmen machte zuletzt etwa 450 Millionen Euro Umsatz und produzierte am Standort in Pöls satte 460.000 Tonnen Zellstoff und 200.000 Tonnen Papier – Tendenz steigend. Von der Steiermark aus beliefert man Märkte in ganz Europa und gibt über 500 Menschen Arbeit. Als Teil der internationalen tätigen, aber nach wie vor in Familienbesitz befindlichen Heinzel Group, ist man einer der bedeutendsten europäischen Akteure im Zellstoff-Bereich.

Kaum Abhängigkeiten von fossiler Energie

Zurück zu den Fragen, die einem in den Sinn kommen, wenn man an die Erzeugung von Zellstoff und Papier denkt. Da ist natürlich zuvorderst die Energie ein Thema, gerade in Zeiten der Energie- und Teuerungskrise. Wie schauts mit fossilen Energieträgern aus, wie stark ist Heinzel Pöls davon abhängig? Sehr wenig, sagen die beiden Vorstände: „Der fossile Energieanteil liegt bei 6 Prozent, wir produzieren an unserem Standort die Energie weitestgehend selbst.“

Es wird laufend an alternativen Energiequellen gearbeitet, so setzt man statt Erdgas auch auf Tallpech und andere, biogene Produkte. Der Strom kommt aus eigener Erzeugung, unter anderem mittels Wasserkraft und Photovoltaik, gleichzeitig ist Heinzel Pöls auch einer der größten Energielieferanten der Region. Rund 15.000 Haushalte in den steirischen Gemeinden Pöls, Fohnsdorf, Judenburg und Zeltweg werden über Partner mit Fernwärme versorgt.

Klimaschutz: Wie stehts um den CO2-Ausstoß?

Nach der Energiefrage kommt auch die nach den CO2-Emissionen. Eine Kenngröße, die viele Menschen inzwischen gelernt haben und die auch als beliebte Zahl dafür gilt, wie nachhaltig betriebliche Prozesse gestaltet werden. „Minus 45 Prozent an Emissionen bis zum Jahr 2030, das ist unser Klimaneutralitätspfad am Standort Pöls. Wir sind zuversichtlich, dass uns das mit unserem hohen Biomasse-Anteil auch gelingen wird“ so die beiden Vorstände,

Aber was bedeutet das konkret in der betrieblichen Praxis, mit welchen Maßnahmen wird das höhere Ziel der Einsparung erreicht? Unter anderem durch die Substituierung von Erdgas durch biogene Stoffe wie Tallpech, Biodiesel oder Holzstaub.
nullHeinzel Group
Unsere Gesprächspartner: Die Vorstände Heinz-Peter Schnedl & Werner Hartmann
Woher kommt das Holz?

Neben Energie und CO2 beschäftigt viele Menschen auch die Herkunft des Holzes. Heinzel Pöls setzt auf die Papierholz Austria als Einkaufsgesellschaft – mit einem klaren Auftrag: „Wir beziehen das verwendete Holz ausschließlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Über FSC- bzw. PEFC-Zertifizierungen wird die Nachhaltigkeit in den Lieferketten sichergestellt. So können wir gewährleisten, dass an unserem Standort kein nicht-zertifiziertes Holz verwendet wird.“ Die Vorstände weisen darauf hin, dass Österreich eines der strengsten Forstgesetze hat.

Und woher stammt das Holz? „Der Anteil an Inlandsholz beträgt circa 75 Prozent. Der Rest stammt aus an Österreich angrenzenden Ländern“ sagen die Vorstände. Ein Grundsatz von Heinzel Pöls ist zudem, dass keine gentechnisch veränderten Baumarten für die Erzeugung von Zellstoff und Papier verwendet werden.

Und schließlich: Recycling

Wenn man an Papier denkt, dann denkt man auch an Recycling. Wir wollten wissen, zu welchem Anteil die Erzeugnisse der Firma wieder verwertet und damit erneut in einen Kreislauf gebracht werden können. Die Antwort der Vorstände überrascht: „Wir erzeugen Produkte, die in der Lebensmittelindustrie und in der gesamten Verwertungskette wieder 100 Prozent recyclingfähig sind. Wir vermeiden Abfälle, wo es geht, und kreieren aus dem Abfall wieder einen Wertstoff.“

Entsprechend positiv fällt die Prognose für das Unternehmen und seine Produkte aus: „Die von uns erzeugte Faser hat als Ersatzmaterial für Plastik extrem hohe Möglichkeiten in allen Verpackungsbereichen. Es dient als Substituierung von formgepressten Plastikverpackungen, ob das ein Rasierer oder ein Mixer ist, bis hin zu Deckeln von Getränken und Shakes, die mittlerweile aus diesen Molded Products, aus reiner Faser, bestehen.

Fazit: Ja, es geht auch anders

Das Unternehmen zeigt damit, dass es auch anders geht, wenn man es nur möchte. In der Produktion von Zellstoff und Papier wird auf nachhaltige Rohstoffe gesetzt und Lieferketten mittels Zertifikaten und regionaler Beschaffung möglichst kurz und transparent gehalten. Der Energie-Einsatz wird fast vollständig aus eigener Erzeugung und der Nutzung von biogenen Quellen gewährleistet – damit ist auch die Abhängigkeit von Importen extrem niedrig.

Nicht zuletzt versorgt man zigtausende Menschen mit Wärme, die bei der Produktion als Abwärme anfällt und leistet damit einen weiteren Beitrag zur Einsparung von Emissionen. Heinzel Pöls ist durch diese Maßnahmen ein Idealbeispiel für Kreislaufwirtschaft, nicht nur in der Zellstoff- und Papierindustrie. Ein Unternehmen, das als Vorbild in der Branche aber auch in der heimischen Industrie grundsätzlich gilt und hoffentlich andere motiviert, dem Beispiel zu folgen.


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