Die deutsche Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten keinen guten Ruf erarbeitet, die Böden sind aufgrund der Ausrichtung auf Masse mit Nitrat belastet, die Ställe teilweise gigantisch groß. Das Bauernsterben schreitet voran, Profiteure sind die großen Konzerne aus Agrar, Handel und Industrie. Auch Skandalkonzerne wie Tönnies & Co haben dazu beigetragen, dass das Bild der deutschen Landwirtschaft insgesamt schlecht ist.
Nun will „ausgerechnet ein Vegetarier“, wie Cem Özdemir über sich selbst sagt, als Landwirtschaftsminister den großen Wandel einläuten. In einem vielbeachteten Interview mit der „Rheinischen Post“ hat er kürzlich seine Gedanken dazu noch einmal verdeutlicht. Demnach möchte er die Anzahl der gehaltenen Tiere in Deutschland in den nächsten Jahren drastisch reduzieren, dafür die Haltungsbedingungen ebenso radikal verbessern.
Verbotene Pestizide sollen nicht mehr exportiert werden
Erreichen möchte er dieses ambitionierte Ziel mit mehr Transparenz und mehr Förderungen. Wie auch in Österreich spielt die Kennzeichnungspflicht eine zentrale Rolle, wobei in Deutschland mehr an der Haltungskennzeichnung gearbeitet wird – also an der Frage, wie die Tiere vor der Schlachtung gelebt haben und nicht nur wo. „Die Tierhaltung in Deutschland steckt seit Jahren in der Krise“ so der deutsche Minister.
Außerdem möchte er den Export von Pflanzenschutzmitteln verbieten lassen, die in Europa bereits verboten sind. Bislang ist es nämlich so, dass Chemikalien und Pestizide in Länder wie Brasilien exportiert werden, wo sie auf Feldern ausgebracht werden, deren Erträge dann wieder in die Europäische Union importiert werden. Ein Kreislauf, an dem die Pharmakonzerne profitieren, nicht aber die Menschen oder gar die Natur.
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