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Meinung

Kreislauf Massentierhaltung: Soja importiert, Tiere exportiert

31 Milliarden Kilo Soja werden jedes Jahr in die Europäische Union gebracht - und Millionen Tiere lebendig ins Ausland exportiert. Es ist der Kreislauf der Massentierhaltung, bei dem wir alle draufzahlen.

5/28/2021
  • Tiere
  • Landwirtschaft
Kreislauf Massentierhaltung: Soja importiert, Tiere exportiert

Es sind Zahlen, die man zunächst gar nicht fassen kann, so groß sind sie: 31 Milliarden Kilo Soja wurden alleine im Jahr 2019 in die Europäische Union importiert. Um das ein wenig in Relation zu setzen, um es anschaulicher zu machen, das entspricht etwa 70 Kilogramm pro Unionsbürger*in. Das importierte Soja stammt dabei fast ausschließlich aus gentechnisch verändertem Anbau, was mit einer Vielzahl an negativen Folgewirkungen für die Natur und die Landwirte vor Ort verbunden ist. Insbesondere auch mit einem gewaltigen Pestizideinsatz.
 
Hochproblematisch ist zudem, dass für den Anbau des begehrten Kraftfutters große Flächen des Regenwalds verwendet werden. Aus einem einzigen Grund: Weil es fatalerweise spottbillig ist die Natur zu zerstören. Schätzungsweise mehr als 16 Prozent der vielfach illegal durchgeführten Rodungen gehen auf Importe der Europäischen Union zurück, das entspricht einer Fläche, viermal so groß wie der ganze Bodensee. Nicht nur indigene Völker werden dafür vertrieben, es gehen auch unzählige Pflanzen- und Tierarten für immer verloren.
 
Die Früchte des Raubbaus
 
Das importierte Soja, das in Deutschland und Österreich etwa in den Schweinetrögen landet, ist billig. Jedenfalls viel billiger als das europäische Soja oder als vergleichbare Futterquellen aus regionalem Anbau. Die Mehrkosten für gentechnik-freies und europäisches Soja belaufen sich nur auf wenige Cent pro Kilogramm Futter, doch beim großen Preisdruck der Fleischindustrie macht das einen gewaltigen Unterschied. Bei der Massenproduktion kommt es auf jeden Cent an. Und daher wird auf die Früchte des Raubbaus zurückgegriffen.

Das System ist auf Überschüsse ausgerichtet - Kälber werden zu "Abfallprodukten"


Auf der anderen Seite exportiert die Europäische Union hunderte Millionen Tiere jedes Jahr lebendig ins Ausland. Zum Beispiel Kälber. Über eine Million der Jungrinder sollen alleine mit dem Schiff jährlich von der EU in die Länder Nordafrikas oder des Nahen Ostens gebracht werden. Viele Tiere sterben unterwegs, weil die Transportbedingungen katastrophal sind und es keine Sanktionen gibt. Verkauft werden sie, weil sich das Geschäft lohnt. Auch wenn unterwegs viele von ihnen sterben, am Ende rechnet sich der Lebend-Export immer noch.
 
Kälber: Verschleudert zum Spottpreis
 
Das System der europäischen Lebensmittelerzeugung ist seit vielen Jahren auf die Erzielung von Überschüssen ausgerichtet. Zig Milliarden Euro werden jährlich mit dem Export von Lebensmitteln erwirtschaftet, die mit unserem Steuergeld stark subventionierte europäische Milch etwa hat desaströse Folgen auf die lokale Wirtschaft in Teilen Afrikas. Die „Abfallprodukte“ dieser auf billige Milch für den Export ausgerichteten Produktionsweise sind besagte Kälber, die zum Spottpreis regelrecht verschleudert und damit komplett entwertet werden.

Die drei Kernforderungen des Tierschutzvolksbegehrens könnten alles ändern

 
Ändern werden wir das nicht, indem wir warten, bis die Konsumenten in Europa, Afrika oder Asien ihr Konsumverhalten geändert haben, sondern indem wir die nationalen und europäischen Gesetze ändern. Wir brauchen echte und verbindliche Transparenz bei der Herkunft der Lebensmittel, damit der regionale Konsum gestärkt wird. Es braucht eine Umschichtung der EU-Fördermittel hin zu einer tier- und klimafreundlichen Erzeugung und eine Umstellung der öffentlichen Beschaffung, damit nur entsprechend erzeugte Lebensmittel mit Steuergeld eingekauft werden.
 
Alle würden profitieren – nur die Konzerne nicht
 
Würden diese drei Kernforderungen des Tierschutzvolksbegehrens umgesetzt werden, wir würden nicht nur viel Tierleid vermeiden, sondern auch der Naturzerstörung hier und im Amazonas entgegenwirken und unsere kleinbäuerliche Landwirtschaft für die Zukunft absichern. Eine Dynamik, von der am Ende alle profitieren, auch unsere Nachkommen. Die einzigen, die dabei draufzahlen, sind die multinationalen Agrar-, Nahrungsmittel- und Handelskonzerne, deren Gewinne dann ein klein wenig geringer ausfallen würden. Und wäre das wirklich so schlimm?
 
Im Zentrum der Politik sollte stets das Gemeinwohl stehen, nicht der Profit der Konzerne. Wir haben uns über die Jahre bereits so weit entfernt von diesem Grundgedanken der Demokratie, dass es nahezu utopisch erscheint, wenn eines Tages wieder nach diesem Prinzip gewirtschaftet werden würde. Doch wenn uns die Geschichte eines zeigt, dann dass Veränderung nicht aufzuhalten ist. Und diese ist bereits im Gange, wie die vielen kleinen Bewegungen zeigen, die jeden Tag und vielen Orten der Welt passieren. Wir bleiben dran!


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