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„Heuchelei“: Unternehmen wirbt mit Boykott und verkauft dennoch russische Ware

Der österreichische Handelskonzern KASTNER wirbt mit Ukraine-Solidarität - aber verkauft weiter die russische Ware. Wie passt das zusammen?

5/3/2022
  • Österreich
  • Ernährung
„Heuchelei“: Unternehmen wirbt mit Boykott und verkauft dennoch russische Ware

Es ist nach wie vor ein großes Thema in der europäischen Geschäftswelt: Wie geht man mit dem Krieg in der Ukraine um? Einerseits kollabieren bestehende Lieferketten aus der Ukraine und Russland, manche Rohstoffe oder Produkte sind also gar nicht mehr verfügbar oder können aufgrund der Sanktionen nicht mehr bezogen werden.

Andererseits wollen viele Menschen als Zeichen des Protests die vielfach in Händen von Oligarchen befindlichen russischen Konzerne boykottieren. Sie fordern daher die Auslistung von russischen Produkten aus den Sortimenten der heimischen Handelskonzerne. Und diese haben darauf auch recht rasch entsprechend reagiert.

Wie die Lebensmittelhändler in Österreich mitteilten, würden sie russische Produkte nicht mehr ins Regal legen. Sie verstehen das auch als Zeichen der Protests gegen den Angriffskrieg Russlands, der maßgeblich durch die eng mit Wladimir Putin befreundeten superreichen Konzerneigner unterstützt wird. Bei SPAR & Co findet man also keine russischen Waren mehr und das wissen die Konsument*innen auch zu schätzen, wie sich in zahlreichen Postings in sozialen Netzwerken nachlesen lässt.

Werbewirksames Statement mit Schild in der Hand

Immer mehr Firmenchefs wollen ebenfalls ein Zeichen setzen und haben in ihren Kanälen damit geworben, dass sie russische Waren nicht mehr verkaufen. So auch der Geschäftsführer des niederösterreichischen Großhändlers KASTNER, der mit einem Foto und Schild in der Hand bereits Ende Februar die Öffentlichkeit informierte:

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Screenshot vom Facebook-Posting der KASTNER Gruppe
Wir, die KASTNER Gruppe, sind ein Waldviertler Familienunternehmen und für uns steht seit unserer Gründung 1828 Solidarität und Gemeinschaftlichkeit im Zentrum unseres Tuns. Deswegen unterstützen wir nicht nur mit Spenden, sondern nehmen auch russischen Wodka aus dem Verkauf und setzen so ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. #standwithukraine

Die unterstützenden Kommentare unter dem Posting ließen nicht lange auf sich warten, das Social Media-Team von KASTNER freute sich über die Anerkennung und likte sie auch. Das Ziel wurde erreicht. Doch nicht alle freuen sich über die Solidarität mit der Ukraine und den Boykott russischer Waren, insbesondere dann, wenn er offenbar nicht umfänglich passiert.

Verkauf russischer Waren geht offenbar trotzdem weiter

So wurden oekoreich bereits im März authentische Unterlagen zugespielt, wonach KASTNER weiterhin Fisch aus Russland beziehen und auch verkaufen würde. Auch eine Recherche im Shop von KASTNER zeigt, dass noch Anfang Mai 2022, also bereits zwei Monate nach dem werbewirksamen „Solidaritäts-Posting“, der Zander aus Russland nach wie vor angeboten wird – die Insider-Informationen dürften also tatsächlich stimmen.
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Auch Anfang Mai noch im Angebot: Zander aus Russland
Geliefert wird er laut Informationen von der Homepage vom deutschen Unternehmen „All-Fish“, das auf seiner Homepage damit wirbt, dass es Zander aus Russland, Kasachstan und Litauen anbietet. Dass sich bei KASTNER im Sortiment auch der tiefgefrorene Fisch aus Namibia findet, ist ein ganz anderes Problem.

Keine Reaktion vom Großhändler

Auf eine Medienanfrage von uns hat die Firma KASTNER leider nicht geantwortet. Wir können also nicht erklären, wieso der Geschäftsführer des millionenschweren Konzerns höchstpersönlich unter dem Hashtag „#StandwithUkraine“ mit einem Foto den Boykott von russischem Wodka bewirbt, während er gleichzeitig weiterhin russischen Fisch verkauft.

Es ist jedenfalls ein starkes Stück, dass ein österreichischer Konzern auf der einen Seite seine vorgebliche „Solidarität“ mit den Kriegsopfern in der Ukraine demonstriert und damit in sozialen Netzwerken wirbt, während scheinbar gleichzeitig russische Waren vertrieben werden. Wohl zurecht bezeichnet unser Insider diese Geschäftspraxis als „Heuchelei“.


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