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„Extremaktion“: Wir können uns das Tierleid-Fleisch nicht mehr leisten!

Die "Extremaktion" motiviert zum Impulskauf, daneben wird für Tierwohl geworben. Wie der Handel ein doppeltes Spiel spielt und gut an Tierleid verdient.

9/26/2022
  • Österreich
  • Ernährung
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„Extremaktion“: Wir können uns das Tierleid-Fleisch nicht mehr leisten!

In roten großen Lettern steht „Extremaktion“ am Plakat, darunter wird zum Großeinkauf motiviert: Ab 2 Packungen kostet das gemischte Faschierte der Eigenmarke Hofstädter jeweils nur 2,49 Euro. Was für eine Sensation! Der Handelskonzern BILLA lotet mal wieder die Grenzen des Anstands aus und verschleudert daher das Mischfleisch im großen Stil. Der Kilopreis kommt in der Aktion auf unter 5 Euro und darauf ist man offenbar auch noch stolz.

Direkt neben dem Schild mit der extremen Aktion klebt ein anderes Werbeplakat des gleichen Konzerns, hierauf wird allerdings für „Fair zum Tier“ geworben. Es handelt sich dabei um die Tierwohl-Linie desselben Produzenten, denn auch hier liefert der Hausproduzent Hofstädter die Ware. Doch hier werden die Tiere mit gentechnikfreiem Futter gefüttert, haben doppelt so viel Platz, Auslauf und eingestreute Liegeflächen.

Selbstgebasteltes BILLA-„Gütesiegel“

Das vermeintliche Wohl der Tiere kostet auch entsprechend, das Kilo gemischte Faschierte von Hofstädter mit dem vom Konzern selbstgebastelten „Fair zum Tier“-Siegel kommt auf über 15 Euro. Und dann gibt’s auch noch ein „Ja! Natürlich“-Faschiertes gemischt, es kostet um einen Cent mehr pro Kilo, enthält aber etwas mehr Rindfleisch in der Mischung und vor allem zu 100 Prozent Biofleisch. Bio, das ist ein unabhängiger Gütestandard.

Beim Bio-Faschierten stecken Rinder drin, die ihr ganzes Leben keine Sekunde angebunden waren, verspricht die Werbung. Und auch den Schweinen geht’s unter Garantie besser, immerhin sind Bio-Schweine in Österreich streng kontrolliert und werden verlässlich gut gehalten. Doch wieso findet sich bei BILLA ausgerechnet jenes Fleisch im Angebot, bei dem die Tiere am schlechtesten aufgezogen, gefüttert und geschlachtet wurden?

Was die Wissenschaft sagt

Die Logik dahinter ist wohl simpel: Das Tierleid gibt’s zum Spottpreis, das Tierwohl zu Apothekerpreisen. Dabei müsste es genau umgekehrt sein, oder zumindest nicht ganz so krass verzerrt. Außerhalb der „Extremaktionen“ kostet das gemischte Tierleid-Faschierte von Hofstädter rund 10 Euro, das Bio-Fleisch jedoch 50 Prozent mehr. Und in Wahrheit müsste das konventionelle Fleisch rund 20 Euro pro Kilogramm kosten. Sagt die Wissenschaft.

In Deutschland wurde nämlich kürzlich eine Studie präsentiert, die zeigt, dass die Kosten konventionell erzeugter Lebensmittel, insbesondere von Schweinefleisch, bislang völlig unrealistisch niedrig dargestellt sind. Unrealistisch, weil die wahren Kosten rund 100 Prozent höher liegen, sie werden nur an die Allgemeinheit ausgelagert. Würden die Folgekosten der Bodenverpestung, der Gewässerverschmutzung und des Artensterbens eingepreist, das konventionelle Fleisch wäre doppelt so teuer wie das Bio-Fleisch. Und das wäre auch gut so.

Was der Staat machen müsste

Leider drückt sich die Politik immer noch davor eine Vollkostenrechnung anzustellen und erlaubt eine Marktsituation, in der Raubbau an der Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder passiert. Die Wahrheit ist: Wir können uns das konventionelle Tierleid-Fleisch nicht mehr leisten. Es sollte den Handelskonzernen verboten werden es im großen Stil unter die Leute zu bringen, sie müssten gesetzlich zu einem Ende der Aktionen gezwungen werden.

Stattdessen müsste der Staat mit niedrigeren Steuern auf Tierwohl-Produkte und höheren Subventionen für Tierwohl-Landwirte dafür sorgen, dass das gute Fleisch für alle Menschen leistbar wird und nicht nur für die, die das Glück im Leben haben über genug Geld zu verfügen. Gerade jetzt, wo die Krise uns alle trifft, ist das nicht nur eine Frage der ökologischen, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit. Und das geht uns am Ende alle an.


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