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Billigfleisch produziert nur Verlierer: Tiere, Natur, Bauern und Konsumenten

Vier Euro. Damit bekommt man in Österreich aktuell bei den großen Handelskonzernen ein Kilogramm Fleisch.

2/19/2022
  • Landwirtschaft
  • Ernährung
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Billigfleisch produziert nur Verlierer: Tiere, Natur, Bauern und Konsumenten

Vier Euro. Damit bekommt man in Österreich aktuell bei den großen Handelskonzernen ein Kilogramm Fleisch. Vom Schwein oder vom Huhn, in unterschiedlichster Form – egal, für alles gibt’s eine passende Aktion. Und man fragt sich unweigerlich: Wie kann sich das ausgehen? Wer zahlt den wahren Preis für das billige Fleisch?

So kostet ein Kilogramm Karree bei PENNY MARKT in Aktion derzeit keine 4 Euro. Um den gleichen Preis gibt’s bei LIDL ein Kilo frisches Hendl bratfertig mit AMA-Gütesiegel. Bei HOFER kann man dafür ein Schnitzel vom Schwein erhalten. Und bei BILLA kriegt man das Huhn überhaupt quasi nachgeschmissen, dort kostet das Kilo knapp 3 Euro.

Die größten Verlierer: Die Tiere

Cem Özdemir, der neue deutsche Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, hat kürzlich im Gespräch mit dem ARD gemeint, dass die gegenwärtige Situation in Deutschland nur Verlierer produzieren würde. Das trifft nicht nur auf Deutschland zu, denn auch in Österreich gibt’s Dynamiken, die uns allen großen Schaden zufügen.

Der Minister hat recht, das Billigfleisch produziert nur Verlierer. Da sind zunächst natürlich die Tiere betroffen. Diese Mengen an Schweinefleisch zu solchen Preisen etwa kann man nur mit Vollspaltenböden und auf engstem Raum, mit genmanipuliertem Regenwald-Soja als Kraftfutter und allerlei schmerzhaften Eingriffen erzeugen. Anders geht das gar nicht.

Das „Bauernsterben“ geht weiter

Es ist nicht so, dass die Bäuerinnen und Bauern das gerne machen, sie sind schlicht dazu gezwungen, wollen sie ihre Landwirtschaft nicht aufgeben. Die Umstellung zu mehr Tierwohl oder gar Bio ist kostspielig und mit Risiken behaftet. Der Staat kommt seinen erheblichen Möglichkeiten, etwa mittels Garantien oder Förderungen, noch nicht ausreichend nach.

Und so setzt sich ein fataler Trend fort, der landläufig unter „Bauernsterben“ firmiert und trotz der harten Sprache kaum für Bewegung sorgt. Stirbt die kleinbäuerliche Landwirtschaft, stirbt auch das Land, denn die Vitalität der Regionen hängt maßgeblich an den Bäuerinnen und Bauern. Das scheinen leider nicht alle zu bedenken.

Über Umwege finanzieren wir das alles

Doch nicht nur die Tiere und die Bauern leiden, sondern auch die Natur. Um den riesigen Bedarf an Kraftfutter zu decken, müssen in Brasilien die Regenwälder gerodet und beim Anbau von Soja gigantische Mengen an Pestiziden eingesetzt werden. Die enorme Menge an Dreck landet dann auf den Feldern und verschmutzt Grundwasser und Böden.

Und schließlich gibt’s noch die Konsument*innen, die angeblich das Elend verursachen, weil sie den „Extremaktionen“ der Konzerne nachkommen. Dabei ist jeder Rabatt eine Mogelpackung, denn über Umwege – durch die Milliarden von unserem Steuergeld nämlich, die jährlich in die Landwirtschaft fließen – finanzieren wir die Erzeugung ohnehin schon.

Kein Recht auf billiges Fleisch

Aber die Rabattschlachten führen zu einer systematischen Entwertung von Lebensmitteln und den Preis dafür zahlen wir am Ende alle. Wenn ein Kilogramm Fleisch, für das immerhin ein Lebewesen gestorben ist, nur noch 4 Euro kostet, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn es keine Wertigkeit mehr besitzt und viel zu oft im Mülleimer landet.

Es gibt kein Recht auf billiges Fleisch, ein so hochwertiges Lebensmittel braucht einen angemessenen Preis. Sein Konsum muss sich, das gebietet der Klima- und Umweltschutz, aber auch die Gesundheit, mindestens halbiert werden. Anders gesagt: Wir dürften maximal die Hälfte von dem essen, was wir derzeit an Fleisch und Wurst zu uns nehmen.

Für Tiere & Natur: Wir müssen eingreifen

Die Politik sollte daher steuernd eingreifen. Fleisch sollte nicht länger als Lockmittel verschleudert werden dürfen. Wir haben in allen möglichen Bereichen unseres Zusammenlebens an einem Punkt, an dem die Schädlichkeit zu große Auswirkungen angenommen hat, eine Notbremse gezogen und Gesetze erlassen.

Ich denke die Zeit ist nun gekommen, in der wir den Umgang mit Tieren und die Erzeugung von Lebensmitteln nicht länger dem freien Spiel „des Marktes“ überlassen sollten. Nicht die Konzerne sollten entscheiden, wie viel ein Kilogramm Fleisch kostet und wie dieses erzeugt werden darf, sondern wir alle, als Gemeinschaft.


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