Die „Kaiberl“ am Bauernhof fanden die Kinder so lieb, dass sie kein Kalbfleisch mehr essen wollten. Neugierig schauten die Kälbchen aus ihren kleinen Boxen im Stall, von den großen Kühen waren sie getrennt. Seit wir Kinder hatten, urlaubten wir jeden Sommer eine Woche auf dem kleinen Hof in der Attersee-Region. Es gab da ein paar Ferienwohnungen, aber eigentlich war es eine kleine Milchwirtschaft. Wir bekamen die Milch direkt von den Bauern, die Kinder liebten sie, aßen und tranken noch mehr als sonst. 20 Kühe waren im Stall, das Futter kam von den umliegenden Wiesen, die Milch war zertifiziert als „frei von Gentechnik“. Eine bessere Einstufung war nicht möglich, denn es war Anbinde-Haltung.
Zur Almwirtschaft waren die Wiesen nicht geeignet, und ein Umbau des Stalles war eine schwierige Investition gewesen: Die Bauersleute waren alt, die erwachsene Tochter auch Bäuerin, aber allein, die Gesamtperspektive unklar. Ohne Förderungen wäre der Betrieb ohnehin nicht möglich gewesen. Dabei lebte die Bauernfamilie für ihren Hof und ihre Kühe, es war ihnen sichtlich nicht egal, wie es den Tieren ging, auch den Kälbchen. Die Tochter fütterte sie gerne mit einem besonderen Eimer, dem „Tränkekübel“, wo durch einen großen Schnuller am unteren Rand die Milch herauskam. Aber ein Kalb bei der Mutter zu lassen, schien nicht denkbar, es widersprach den Vorgaben oder Empfehlungen, auf denen die Routinen am Hof begründet waren.
Werbung & Wahrheit: Warum Kälber oft in Boxen, statt bei ihren Müttern leben
Kühe auf der Weide, am besten mit Kälbchen – ein beliebtes Werbebild. Natürlich schaut die Realität oft anders aus: Die meisten Kühe sind nicht auf einer Weide, sondern leben von ihren Müttern getrennt. Eine Reportage von Paul Lohberger.
8/5/2021- Landwirtschaft
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