Vor kurzem habe ich zum zweiten Mal die „Österreichischen Konsumdialoge: Lebensmittel“ organisiert, erstmals fanden sie in Oberösterreich statt. Die Idee hinter dieser besonderen Bildungsveranstaltung ist, dass Konsumenten und Produzenten an einem Ort persönlich zusammenkommen, um gemeinsam darüber zu sprechen, wie eine Systemänderung erreicht werden kann. Weil so wie bisher, so kann es nicht weitergehen. Wir müssen hin zu einer künftigen Erzeugung & Verteilung von Lebensmitteln, bei der Mensch, Tier und Umwelt profitieren - und nicht länger nur die Konzerne aus Industrie und Handel.
Über 2.000 Menschen folgten unserer Einladung nach Steyr, darunter viele junge Menschen, die Resonanz war überwältigend positiv. Und doch frage ich mich, wie man noch mehr Bäuerinnen und Bauern als aktive Dialogpartner gewinnen kann. Denn auf der Bühne und hinter den Infoständen waren sie schon zahlreich vertreten, wir hatten von Minister, Präsidenten und Landesrätin abwärts alle relevanten Entscheidungsträger mit dabei. Und viele aktive Landwirte, vor allem junge, brachten sich mit Wissen und Erfahrungen ins Programm ein und bereicherten dieses entscheidend. Da ist uns was Tolles gelungen.
Wir alle können und müssen mitbestimmen – als Bürger
Im Publikum aber waren die Landwirte deutlich spärlicher gesät. Wie begeistert man Menschen aus der Landwirtschaft dafür zu solchen Dialogen zu kommen? Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern aus der Landwirtschaft, allen voran der LK Oberösterreich, haben wir uns redlich um sie bemüht. Vielleicht müssen wir im kommenden Jahr, wenn die „Konsumdialoge“ erneut in Steyr stattfinden, noch stärker herausarbeiten, dass es auch darum geht zuzuhören. Das ist der Dialog, den wir meinen. Bauern und Konsumenten müssen gleichermaßen zuhören, nur so kann Verständigung funktionieren.
Schätzungsweise bis zu 70 Cent von jedem Euro, den ein Landwirt in Österreich verdient, stammen vom Steuerzahler. Und meiner Meinung nach ist jeder Cent gut investiert, auch wenn ich mir wünschen würde, dass die Landwirte mehr für ihre harte und wichtige Arbeit am Markt bekommen. Doch gerade im Klimawandel und der Biodiversitätskrise ist es entscheidend, dass wir die Landwirtschaft als etwas betrachten, das uns alle angeht. Wir müssen mitbestimmen, aber nicht nur an der Kassa, sondern auch als Bürger. Das geht nur auf Basis profunder Infos und echter Einblicke. Genau dafür gibt’s die „Konsumdialoge“.
Meine Hoffnung ist also, dass wir es schaffen, dass beide Seiten sich bewegen und den neuen Schulterschluss herbeiführen, den es für einen Systemwandel braucht. Wir werden uns weiter darum bemühen – und laden erneut alle ein sich daran zu beteiligen.
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Hinweis: Dieser Kommentar erschien zuerst in der "Bauernzeitung".
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