Das nördliche Waldviertel ist eine von Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung geprägte Region, darunter etwa Moore, Auen und natürlich viele Teiche. Die Naturschätze sind nach Meinung von Fachleuten sogar so wertvoll, dass die Stadtgemeinde Schrems sich um das Prädikat als erste „Wetland City“ im gesamten deutschsprachigen Raum bei der internationalen RAMSAR-Konvention bewirbt.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Akkreditierung, die bei Erfolg im Jahr 2028 im Rahmen der Weltklimakonferenz erfolgen könnte, ist aber nicht nur der Erhalt der bestehenden Feuchtgebiete, sondern auch der Einbezug der lokalen Bevölkerung. Aus diesem Grund wurden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Wissensvermittlung & Bewusstseinsbildung gesetzt. Eine weitere Aktivität hat vor kurzem begonnen.
Gymnasiale „Moorbotschafter“ werden selbst zu Lehrenden
Die Stiftung COMÚN konnte das BG/BRG Gmünd, die Universität Wien, die Volksschule und die Neue Mittelschule Schrems sowie das UnterWasserReich für eine Bildungspartnerschaft gewinnen. In Zuge dessen werden Schüler*innen der 5. Klasse des Gymnasiums von zwei Top-Experten der Universität Wien geschult. In Zusammenarbeit mit dem Ramsar-Zentrum UnterWasserReich in Schrems sollen die Schüler*innen nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Knowhow erhalten.
Der erste Workshop am Gymnasium Gmünd hat bereits Anfang Oktober stattgefunden, im November geht’s weiter. Bis Februar dauert die Ausbildungsphase noch, dann werden die Schüler*innen im Sommersemester selbst zu Lehrenden. Als frisch gebackene „Moorbotschafter“ sollen sie in Begleitung von Naturvermittlern in weiterer Folge an der Volksschule und an der Neuen Mittelschule Schrems zum Einsatz kommen und dort den Kindern zielgruppengerecht Infos vermitteln.
Generationenfrage: Wissen über Region vermitteln
Die Etablierung dieser besonderen Bildungsachse, stellt auch eine zentrale Maßnahme im Rahmen eines vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft beauftragten Projekts dar. Im Rahmen dessen sollen unterschiedliche Aktivitäten zur Vernetzung und zur Bewusstseinsbildung im Vorfeld der Bewerbung in und um Schrems gesetzt werden. Dazu Projektleiter Sebastian Bohrn Mena, der auch den Bewerbungsprozess für die Stadt koordiniert:
„Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist im Vorfeld der Bewerbung von Schrems zur „Wetland City“ so spannende Akteure zusammenzubringen. Die Bewahrung der einzigartigen Natur im nördlichen Waldviertel ist eine Generationenfrage und es ist daher wichtig, dass wir den Nachwuchs möglichst früh und selbstwirksam einbeziehen. Es gibt keine besseren Botschafter als unsere Kinder.“
David Süß, Bürgermeister der Stadt Schrems, ergänzt: „Die Jugend ist unsere Zukunft. Und die Jugendlichen haben auch viel Verantwortung. Beispielsweise, dass sie sorgsam mit unserer Natur umgehen und gleichzeitig ressourcenschonend leben. Dafür ist eine gewisse Sensibilisierung notwendig. Mit der Ausbildung zum Moorbotschafter ist ein erster und wichtiger Schritt gemacht. Schön, dass sich die Kinder und Jugendlichen mit so viel Engagement dabei einbringen.“
Stark eingebunden ist auch das in Gemeindebesitz befindliche Ramsar-Zentrum UnterWasserReich, dessen Leiter Thomas Kainz von Anfang an zentral im Projekt mitwirkt: "Beim Schutz von Feuchtgebieten spielt Bildung eine zentrale Rolle. Das UnterWasserReich setzt auf greifbare Wissensvermittlung, die wir im Prozess Wetland City Schrems verstärkt einbinden wollen“.
Universität Wien: „Ein wunderbares Erlebnis“
Das Fachwissen zu Feuchtgebieten wird maßgeblich von den beiden Experten Prof. Dr. Gert Michael Steiner und Dr. Raphael Müller von der Universität Wien beigesteuert. Ihre Eindrücke zu dieser besonderen Kooperation:
„Es ist schon ein Erlebnis für einen 75-jährigen nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder in einer Schule zu sein. Immerhin wollte ich nach meinem Studium ja Gymnasiallehrer werden. Es kam anders, und es waren die Absolventinnen und Absolventen der Gymnasien, die ich an der Universität Wien unterrichten durfte. Ich fühlte mich immer als Universitätslehrer und es machte mir immer viel Freude, Menschen zu "belehren". Doch bisher hatte ich noch nie die Möglichkeit, in einem Gymnasium eine Unterrichtsstunde zu halten. Es war ein wunderbares Erlebnis für mich, zu sehen und zu fühlen, wie die jungen Menschen den Unterricht mitmachten. Sie waren erstaunlich aufmerksam und interessiert. Es war für mich ein sehr positiver Beginn eines weiterführenden Projektes, von dem ich hoffe, dass es dem Verständnis der Bedeutung von Mooren und anderen Feuchtgebieten dient“ so Prof. Steiner.
„Moore sind nicht nur schöne Landschaften, sondern sind auch aus bodenkundlicher Sicht faszinierende Systeme mit wichtigen Funktionen für Klima, Mensch und Umwelt. Mir ist es wichtig, junge Menschen stärker dafür zu sensibilisieren, wie schützenswert diese Lebensräume sind. Umso mehr freut es mich, im Rahmen des Wetland City Schrems Projekts mit unseren jungen Moorbotschafter*innen zusammenzuarbeiten“, ergänzt Senior Scientist Raphael Müller.
Schulen: Grundstein legen
Ihr „Gegenüber“ sind die Schülerinnen und Schüler am Gymnasium in Gmünd und den Schulen in Schrems. Die Leiter dieser Bildungseinrichtungen freuen sich ebenfalls sehr über die Zusammenarbeit:
„Das Gymnasium Gmünd hat in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, sich noch intensiver mit den Naturschätzen des Bezirkes auseinanderzusetzen. Es wurde etwa ein eigener Forschungsraum in der Schule fix installiert, außerdem ein schulautonomes Fach für die Oberstufe entwickelt. Mit großer Freude blicken wir auf das Projekt „Teichfit“ in Zusammenarbeit mit der Donau Uni zurück, dessen Ziel die Erforschung der benachbarten Teiche war. Daher freut es uns besonders, dass wir bei der Initiative „Wetland City“ mitwirken können“ so Ronald Binder, Direktor des BG/BRG Gmünd.
„Die NÖMS Schrems ist Naturparkschule und zertifizierte MINT-Schule. Ein zentrales Anliegen unserer Schulgemeinschaft ist die Bewusstseinsbildung für Umwelt, Nachhaltigkeit und die Erhaltung unserer näheren Heimat. Im Rahmen unseres Unterrichts legen wir großen Wert darauf, diese Themen fest zu verankern und freuen uns auf zukünftige Projekte, die unser schulisches Leben bereichern und unser Engagement weiter stärken. Auch in der Volksschule Schrems spielt der achtsame Umgang mit der Erde, den Ressourcen und den Lebewesen eine bedeutende Rolle in der Schulentwicklung. Unser Ziel ist es, bereits bei den jüngsten Schülerinnen und Schülern den Grundstein für eine nachhaltige Lebenseinstellung zu legen und sie dazu zu motivieren, Verantwortung für ihre Umwelt zu übernehmen“ sagt Kurt Spiesmaier, Schulleiter der VS/NÖMS Schrems.
Mehr Informationen zum Vorhaben „Wetland City Schrems“ finden sich hier.
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