Ein ganzes Huhn, grillfertig, in Plastik verpackt, gekühlt und im Süden Wiens abholbereit, kostet aktuell 2,55 Euro. Es ist der jüngste Höhepunkt einer unglaublichen Rabattschlacht, die im Lebensmittelhandel nun wieder eingesetzt hat. Sowohl der Einzelhandel als auch der Großhandel verschleudern regelrecht Lebensmittel zu Preisen, wo man sich unweigerlich fragt: Wie soll sich das noch in der Produktion ausgehen?
Dieses konkrete Huhn bei Transgourmet stammt aus Italien, hat also auch noch ein paar tausend Kilometer an Transport hinter sich. Das Tier musste gefüttert, geschlachtet, zerlegt, transportiert, gekühlt und mittels Flugblattes vermarktet werden – was kann bei solchen Stückpreisen dann noch für den Bauern übrigbleiben? Wie kann sich so ein Geschäftsmodell überhaupt rentieren und wer profitiert in diesem Kreislauf noch?
Fast nur importiertes Huhn in der Gastronomie
Im gleichen Prospekt wird übrigens der Spargel um 11 Euro pro Kilo, Erdbeeren um 4 Euro pro Kilo und Rucola um 6 Euro pro Kilo feilgeboten – allein der Vergleich zum Huhn macht einen sprachlos. Doch auch wie die Produktionsbedingungen für Gemüse und Obst in Teilen Europas aussehen, etwa in Spanien und Italien, das wissen wir längst. Arbeitsausbeutung und Naturzerstörung sind dort tägliche Begleiter der Erzeugung.
Wer diese Preise sieht, wundert sich nicht mehr, dass in der heimischen Gastronomie fast nur importiertes Geflügel auf den Tellern landet. Dabei wäre es im Interesse aller, dass österreichische Lebensmittel angeboten werden. Auch wenn diese ein paar Cent pro Portion mehr kosten, dem Wohl der Tiere, der Natur und auch der heimischen Landwirtschaft wäre damit geholfen. Eine Verantwortung, der auch der Handel nachkommen muss.
Wer kann das wirklich wollen?
Die Konsumenten wissen oft gar nicht was ihnen aufgetischt wird, fehlt doch immer noch die verpflichtende Kennzeichnung bei Lebensmitteln – sowohl bei verarbeiteten Produkten im Supermarkt als auch in Großküchen und in der Gastronomie. Solange nicht draufstehen muss, was wirklich drinsteckt, wird also vielfach weiterhin das italienische Huhn serviert, auch wenn das im Grunde niemand wirklich mögen kann, der die Hintergründe kennt.
Denn die Erzeugung von Hühnerfleisch in Italien unterscheidet sich stark von jener in Österreich. Zwei Beispiele: Die Besatzdichte ist in Italien um rund 40 Prozent höher als in Österreich, es dürfen also deutlich mehr Hühner auf einem Quadratmeter gehalten werden. Und im Gegensatz zu Österreich werden die Hühner mit genmanipuliertem Soja aus dem Regenwald gefüttert – ein unglaublicher ökologischer Schaden also.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!