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Aufgedeckt: HOFER legt Fleisch von dubiosem Konzern ins Regal

Erst vor kurzem haben wir in einer umfangreichen Recherche die Hintergründe eines dubiosen Fleischlieferanten offengelegt. Nun zeigt sich: Er beliefert auch HOFER.

8/31/2021
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Aufgedeckt: HOFER legt Fleisch von dubiosem Konzern ins Regal
Symbolbild von Fleisch aus dubioser Quelle

Unsere Recherchen klangen wie aus einem Krimi: Hier ein milliardenschwerer Oligarch, der wegen Menschenrechtsverletzungen, politischer Einflussnahme und Steuervergehen heftig kritisiert wurde. Da der von ihm kontrollierte Agrarkonzern, der nicht nur einer der größten Geflügelproduzenten Europas, sondern auch Nettoempfänger von staatlichen Geldern der Ukraine ist. Und dort die slowenische Tochterfirma, die Hühnerfleisch liefert, das mit Salmonellen und antibiotikaresistenten Keimen belastet ist. Leider eine wahre Geschichte.

Der REWE-Konzern, der dieses Fleisch in Österreich in seine Supermarktregale legt und nach wie vor davon nicht Abstand nehmen möchte, sah sich nach unseren Aufdeckungen mit der Enttäuschung von tausenden erbosten Konsument*innen und Bäuer*innen konfrontiert. Und mit einigen unangenehmen Anfragen von weiteren Medien wie etwa dem KURIER oder dem Handelsmagazin CASH. Der Skandal ging sogar so weit, dass ein Haubenkoch seine Zusammenarbeit mit dem Lieferanten einstellte – manche zeigen eben doch Haltung.

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Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch. Aktionsware ist zu oft ausländisch bei HOFER.
Von einem Skandal zum nächsten

Fast zeitgleich deckte die Redaktion des „Kärntner Bauer“ auf, dass HOFER in Kärnten das Fleisch von Hühnern aus Litauen ins Regal legt. Wir haben diesen Bericht auch bei oekoreich gebracht und darüber hinaus eine eigene Anfrage an HOFER gestellt. Denn wir wollten wissen, wer genau die Lieferanten der ausländischen Aktionsware sind. Und siehe da, auch hier liefert die dubiose Firma „Perutnina Ptuj“, die im Eigentum des ukrainischen Agrarkonzerns steht, ihre fragwürdigen Produkte zum Spottpreis.

Wir haben HOFER gefragt, wie es mit seinen Richtlinien in Einklang zu bringen ist, dass in den Kühlregalen ein Produkt zu finden ist, das aus derart dubiosen Quellen stammt. Denn Menschenrechtsverletzungen, Steuervermeidung und politische Einflussnahme sind keine Vorwürfe, die man so einfach vom Tisch wischen kann. Und als Handelskonzern trägt man eine Verantwortung dafür, von wem man sich beliefern lässt. Die Konsument*innen hingegen erfahren es in der Regel nicht. Hier die ungekürzte Antwort von HOFER:

„Zunächst möchten wir ausdrücklich festhalten, dass wir generell jedem Vorwurf, der sich an einen unserer Partner oder Lieferanten richtet, nachgehen. Unabhängig davon, ob dieser innerhalb oder außerhalb einer medialen Berichterstattung seinen Ursprung hat. Kommt es im Zuge unserer Untersuchungen - die einerseits durch unser Unternehmen, aber auch durch Externe durchgeführt werden, zu Beanstandungen, so werden dementsprechende Konsequenzen gezogen.

Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen wir nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens, sondern auch entlang der gesamten Lieferkette. Insbesondere bei der Gewinnung von Rohstoffen und bezüglich der Arbeitsbedingungen in der Produktion unserer Produkte setzen wir uns für Transparenz und Nachhaltigkeit ein. HOFER bekennt sich zur Achtung von allen international anerkannten Menschenrechten. Bestimmte Menschenrechte sind für uns als Lebensmitteleinzelhändler und Verkäufer von Non-Food-Produkten von erhöhter Relevanz. Dazu gehören Nicht-Diskriminierung, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Vereinigungsfreiheit, angemessene Entlohnung sowie Arbeitszeiten und das Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit. Wir arbeiten mit externen Spezialisten und nutzen die Expertise unserer internen Fachabteilungen, um die Auswirkungen unseres Handelns auf die Menschenrechte zu verstehen.
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"Hauptsache, wir haben Spaß" scheint tatsächlich das Motto des dubiosen Fleischlieferanten zu sein
Menschenrechtsverletzungen stellen ein weltweites Problem dar, das jede Volkswirtschaft, jeden Industriezweig und jede Branche betrifft. Bei der Stärkung des Bewusstseins für menschenrechtsbezogene Probleme spielen wir eine wichtige Rolle. Wir kooperieren daher mit unseren Geschäftspartnern und weiteren externen Anspruchsgruppen, wie beispielsweise Regierungen und Gewerkschaften, um negative Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit zu verhindern, zu mildern oder Abhilfe zu schaffen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass schwache oder fehlende Gesetzgebungen sowie die mangelnde Einhaltung und Festlegung von Mindeststandards und Löhnen in einigen Ländern die Durchsetzung angemessene und gerechte Arbeitsstandards erschweren, beispielsweise in den Bereichen Zwangs- oder Kinderarbeit. Aus diesem Grunde verfolgen wir in Produktionsländern wie Bangladesch und Myanmar strengere Standards, um Verletzungen von Arbeitsrechten vorzubeugen. 

Die Unternehmensgruppe ALDI SÜD, zu der HOFER gehört, hat das erklärte Ziel negative Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Menschenrechte zu vermeiden. Um die tatsächlichen und potenziellen Risiken entlang unseren Lieferketten für Food- und Non-Food-Artikel zu ermitteln, greifen wir auf Mittel wie Risikobewertungen, Audits und Lieferantenbewertungen zurück. Dieses Engagement sehen wir als Teil unseres Qualitätsversprechens. So hat HOFER gemeinsam mit der Unternehmensgruppe ALDI SÜD „Sozialstandards in der Produktion” als fixen Bestandteil seiner Corporate Responsibility-Grundsätze definiert. Diese beschreiben unsere Mindestanforderungen, die wir - wo immer möglich - übertreffen wollen.

HOFER hält damit gegenüber seinen Lieferanten klar fest: Auch, wenn die in den Filialen angebotenen Waren günstig sind, so darf dies nicht zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Produktionsstätten gehen. Wir erwarten von unseren Lieferanten als direkten Geschäftspartnern wie auch von deren Produzenten entlang der Lieferkette, die strikte Einhaltung aller Punkte unserer Sozialstandards. Diese basieren auf den Standards der International Labour Organization (kurz: ILO), der UN-Menschenrechtserklärung und weiteren überstaatlichen, unabhängigen Richtlinien.

Wir sind der Überzeugung, dass sich die Achtung der Menschenrechte am besten durch Kooperation gewährleisten lässt. Aus diesem Grund setzen wir auf den Dialog mit diversen Anspruchsgruppen, Rechte- und Pflichteninhabern. Unsere Mitgliedschaften in Multi-Stakeholdern-Initiativen und die Zusammenarbeit mit strategischen Kooperationspartnern helfen uns dabei.“

HOFER toleriert offenbar die Machenschaften

Was will uns HOFER also mit diesen Ausführungen mitteilen? Im Grunde sagt er nichts anderes, als dass er nicht daran denkt den Lieferanten auszulisten. Es gibt zwar Richtlinien, die dürften aber offenbar nicht so weit reichen, dass ein mehr als fragwürdiger Lieferant aus dem Programm genommen wird. Man würde auf „Kooperation“ setzen, schreibt der Konzern, um Menschenrechte durchzusetzen. Wir sind der Meinung: Wer bei den Menschenrechten unter Kritik gerät, bei dem sollte man nicht mehr einkaufen.

Schade, dass HOFER das offenbar nicht so sieht. Wie genau übrigens die Maßnahmen aussehen, die der milliardenschwere Konzern ergreift, um den anderen milliardenschweren Konzern dazu zu bringen seine Praktiken zu ändern, davon wurde nichts berichtet. Wir müssen also davon ausgehen, dass hier tatsächlich auch gar nichts passiert.


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