Der Vorstoß von Marcel Haraszti, dem umstrittenen Konzernchef von BILLA & Co, zur Ausweitung der Öffnungszeiten, stößt nach wie vor auf viel Kritik. Jetzt hat sich auch eine ehemalige Mitarbeiterin zu Wort gemeldet und im Netz mit einer persönlichen Wortmeldung für Aufsehen gesorgt. oekoreich hat von ihr jetzt die Erlaubnis erhalten, ihre praxisbasierten Einblicke zu veröffentlichen:
„In einem Arbeitsbereich, in dem der Großteil Frauen ist, wovon viele Teilzeitangestellte und oft auch Mütter (auch viele Alleinerzieherinnen) sind, ist es absolut UNVERANTWORTLICH von Herrn Haraszti (Chef von REWE Österreich) vorzuschlagen die wöchentlichen Öffnungszeiten im Lebensmittelhandel von 72 auf 80 Stunden zu erweitern. Es wird wieder einmal vergessen wie viele Frauen tagtäglich unbezahlte und wichtige Care-Arbeit zuhause leisten, von Kindererziehung bis Haushalt etc. Stattdessen priorisiert man wieder mal Millionen-Profite vor dem Wohlergehen der Mitarbeitenden. Es wäre mal zuallererst sinnvoll die schon vor JAHREN installierten Stechuhren in den BILLA Filialen zu aktivieren und sich nicht ständig auf die Nichtmachbarkeit durch die IT auszureden. Denn bisher werden Arbeitszeiten per HAND schriftlich festgehalten. So viel zu "nostalgischen Gesetzen" im Handel, Herr Haraszti.
Die 72 Stunden Öffnungszeiten sind nostalgisch aber die Arbeitszeiterfassung per Hand nicht? Unzählige Mehr-und Überstunden, die Mitarbeitenden niemals ausbezahlt werden und dem Konzern noch mehr Geld einbringen. Einfach nur ein Skandal und macht diesen Arbeitsbereich noch weniger attraktiv als er bereits ist. Da noch Ansprüche zu stellen, die Öffnungszeiten bis 11 Uhr nachts (!!!) oder ab 6 Uhr früh zu verlagern ist einfach nur eine Zumutung und Frechheit gegenüber den Mitarbeitenden. Sollte diese Neuerung durchgehen, wird sich dies auch an der Anzahl der Mitarbeitenden im Handel zeigen, wo schon JETZT in den meisten Filialen starker Personalmangel herrscht, was sich dann natürlich auch auf den Service für die KundInnen negativ auswirkt. Liebe Grüße, eine ehemalige BILLA-Mitarbeiterin“
Stellungnahme von BILLA
Doch wir veröffentlichen natürlich keine Kritik an einem Unternehmen, ohne diesem nicht auch die Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben. Wir haben daher den BILLA-Konzern angefragt und erfreulicherweise recht rasch und umfangreich Antwort erhalten. Diese veröffentlichen wir hier im ungekürzten Volltext:
"Selbstverständlich halten wir uns in der Personaleinsatzplanung und Abrechnung an die gesetzlichen Vorschriften und sind diesen verpflichtet.
Die Regelungen in der Personaleinsatzplanung sehen einen rollierenden Durchrechnungszeitraum mit der Möglichkeit einer Gegenverrechnung von Plus- und Minusstunden vor. Die wöchentlichen Arbeitszeitaufzeichnungen werden von den Mitarbeiter:innen gegengezeichnet, ebenso erfolgt eine monatliche Zeichnung der Stundenabrechnung durch die Mitarbeiter:innen."
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