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Meinung

Wider die Gier: Wir müssen den Einfluss der Konzerne auf unser Essen zurückdrängen

Wie lange wollen wir noch zuschauen, wie Konzerne sich auf unsere Kosten bereichern? Ein Kommentar von Sebastian Bohrn Mena.

5/12/2025
  • Konsumentenschutz
  • Ernährung
  • Landwirtschaft
  • Österreich
Wider die Gier: Wir müssen den Einfluss der Konzerne auf unser Essen zurückdrängen

Letzte Woche erschien unsere exklusive Recherche zu einem fragwürdigen Test von Nuss-Nougat-Aufstrichen, bei dem ausgerechnet das Palmfett-Gemisch eines Diskonters als Sieger hervorging. Dass das Produkt mit einem Label ausgestattet ist, das von Experten als „Verbrauchertäuschung“ bezeichnet wurde, scheint den Testern egal gewesen zu sein. Auch, dass Kinderarbeit in den Lieferketten des Produzenten nicht ausgeschlossen werden kann.

Dass aber der ORF, den wir alle, ob wir es wollen oder nicht, finanzieren, auch noch einen komplett unkritischen Bericht über diesen „Test“ sendet und ihm damit enorme Reichweite verleiht, das schlägt für viele dem Fass den Boden aus. Alle Beteiligten versichern natürlich, dass der REWE-Konzern, der mit seiner neuerdings gekrönten PENNY-Palmfett-Nuss-Nougat-Creme eifrig wirbt, sich nicht eingekauft hätte. Alles total unabhängig.

Und trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack übrig, wenn man sich vor Augen hält, wie viel Einfluss die multinationalen Konzerne aus Industrie und Handel inzwischen auf unser Essen haben. Die drei marktbeherrschenden Supermarkt-Ketten SPAR, REWE und HOFER entscheiden, was sie in ihre Regale legen und was es dort kostet. Damit steuern sie bewusst das Konsumverhalten, und zwar mit einem großen Ziel: Noch mehr Profit für sich selbst.

Konzerne entscheiden, was im Regal liegt und was es kostet

Das erkennt man auch daran, dass der Anteil an Eigenmarken in den Sortimenten inzwischen absurde Ausmaße angenommen hat. War es früher die Ausnahme, dass ein Handelskonzern ein Eigenmarken-Produkt im Preiseinstiegs-Bereich positionierte, ist es inzwischen die Regel geworden. Die Folge ist, dass die Handelskonzerne inzwischen auch die größten Produzenten sind und sich noch mehr Marktmacht in ihren gierigen Händen vereint.

Vor kurzem warnte unser Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig davor, dass wir uns in die Abhängigkeit von Konzernen begeben würden, wenn wir Laborfleisch im großen Stil ungesteuert auf die Märkte ließen. Damit hat er recht und auch ich als Vegetarier will nicht, dass Kunstfleisch aus dem Bioreaktor von Nestlé & Co die Zukunft der Ernährung darstellt. Aber machen wir uns nichts vor: Wir sind den Konzernen bei unserem Essen längst ausgeliefert.

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die nicht nur Lebensmittel erzeugt und Landschaften pflegt, Kulturgut bewahrt und für die Vitalität des ländlichen Raumes sorgt, ist im Niedergang befindlich. Direktvermarktungskonzepte sind nicht konkurrenzfähig und die Politik hat es bislang verabsäumt Maßnahmen zu ergreifen, etwa steuerliche Begünstigungen oder massive Förderstrukturen, um diese Kanäle tatsächlich attraktiver werden zu lassen.

Kontrolle über unser Essen zurückholen

Das ist aber nicht nur schade für die unmittelbar Betroffenen, sondern für uns alle ein echtes Problem. Die Ernährungssouveränität ist in Krisenzeiten essentiell, wie etwa auch die Energieversorgung. Wir investieren aus guten Gründen viele Milliarden an Steuergeld in Energie aus Wasser, Wind und Sonne, wovon wir in Österreich zum Glück genug haben. Wieso investieren wir nicht mindestens genauso viel in die Fähigkeit die Bevölkerung zu ernähren?

Wir haben erlebt, was multinationale Konzerne machen, wenn man sie nur lässt. Sie pumpen das Grundwasser zum Spottpreis ab und vergolden es in Plastikflaschen, während ganze Gemeinden aus Lastwägen versorgt werden müssen. Nein, das passiert nicht in Südamerika, sondern mitten in Europa, genauer gesagt in Frankreich. Wir erleben, was Konzerne machen, wenn man ihnen nicht auf die Finger schaut, etwa auf Plantagen in Ghana.

Viel zu lange haben wir den Konzernen freie Hand gelassen, haben sie korrupte Strukturen aufbauen und mafiöse Verflechtungen ignorieren lassen, etwa beim Anbau der Tomaten in Italien und Spanien, und ihnen erlaubt, sich hinter dubiosen „Gütesiegeln“ zu verstecken. Wo soll das noch hinführen? Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen? Es ist höchste Zeit, dass wir für die Demokratisierung unserer Ernährung sorgen.


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