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Offengelegt: So wenig machen Supermärkte gegen Regenwald-Soja in Regalen

In den Supermarkt-Regalen landet das Soja, für das der Regenwald brandgerodet wird. Was Unternehmen die Handelskonzerne dagegen? Verfügen sie über eine Strategie, leben sie Transparenz gegenüber ihren Kund*innen? Ein Markt-Check.

8/13/2021
  • Ernährung
  • Umwelt
  • Deutschland
Offengelegt: So wenig machen Supermärkte gegen Regenwald-Soja in Regalen

Als Konsumierende können wir über unseren eigenen Konsum versuchen die Welt mit zu gestalten – indem wir kritisch hinterfragen woher die Lebensmittel stammen und wie sie erzeugt wurden. Dazu sind wir aber auf Informationen angewiesen, die uns entweder die Produzenten oder die Händler zur Verfügung stellen müssen. Viel zu oft erfahren wir jedoch so gut wie nichts über die Herkunft der Produkte oder ihre Erzeugungsart, ganz abgesehen davon, dass wir immer wieder auch gezielt getäuscht oder in die Irre geführt werden.

Besonders dramatisch ist das etwa bei Palmöl oder Soja. Für beide Rohstoffe, die sich in zahlreichen Erzeugnissen finden, werden Regenwälder gerodet, die Natur im globalen Süden zerstört und Menschenrechte verletzt. Besonders Soja wird als Tierfutter im großen Stil nach Europa importiert und landet in Deutschland in den Futtertrögen von Geflügel und Schweinen, in Österreich wird es sogar an AMA-Schweine verfüttert. Davon erfahren die Konsumenten in der Regel überhaupt nichts, wenn sie im Regal zum Fleisch greifen.

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Das importierte Soja landet auch in der Schweine-Mast
Hochprofitabel: Die große Ungleichverteilung von Ressourcen

Kaum jemand weiß etwa, dass für die Erzeugung von 150 Gramm Hühnerfleisch unglaubliche 163 Gramm Regenwald-Soja verbraucht werden. Bei Schweinefleisch sind es umgerechnet 54 Gramm. Expert*innen weisen in Zusammenhang damit auch darauf hin, dass etwa die Schweine in Deutschland und Österreich im Stall nicht einmal einen Quadratmeter Platz zum Leben haben, gleichzeitig aber große Flächen im Regenwald vernichtet werden, um ihr Futter zu erzeugen. Eine desaströse Ungleichverteilung von Raum und Ressourcen, die nur einigen wenigen Agrarkonzernen große Gewinne bereitet.

Umso wichtiger ist die Verantwortungsübernahme durch die Lebensmittelhändler, die letztlich die Entscheidung treffen welche Produkte sie uns ins Regal stellen. Sie verfügen über eine enorme Macht, denn die Produzenten müssen ihnen alle Informationen bereitstellen, wenn sie danach verlangen. Andernfalls werden sie schlicht nicht gelistet und haben damit auch keine Chance gekauft zu werden. Die Supermärkte sind also die wahren Entscheider und bestimmen damit, was und wie erzeugt wird.

Marktcheck: Übernehmen Supermärkte ihre Verantwortung?

Die Deutsche Umwelthilfe hat sich in einem aktuellen Marktcheck mit der Frage beschäftigt, wie die Lebensmittelkonzerne dieser Verantwortung bei Regenwald-Soja nachkommen. Denn etwa im brasilianischen Amazonas brennen jedes Jahr wieder zigtausende Hektar, um billige Anbauflächen für Soja und Fleisch zu gewinnen. Die brasilianische Regierung toleriert die Rodungen und möchte selbst die illegalen Landnahmen erst bis zum Jahr 2030 beenden. Auf sie können wir uns also nicht verlassen. Umso wichtiger ist unser Konsum.

Doch wie steht es nun um das Regenwald-Soja in den Regalen der Supermärkte? Was unternehmen die Konzerne, um sicherzustellen, dass nicht Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in ihren Filialen landen? Verfügen sie über eine Strategie, um sicherzustellen, dass nur Rohstoffe in den von ihnen gelisteten Produkten eingesetzt werden, die internationalen Standards entsprechen? Und geben sie ihren Kundinnen und Kunden überhaupt Einblick in die Lieferketten ihrer Waren?

nullDeutsche Umwelthilfe
Die Ergebnisse des Markt-Check Soja
Ernüchternd: Keine Kontrolle der Lieferketten

Untersucht wurden alle großen Lebensmittelkonzerne in Deutschland, also ALDI, EDEKA, KAUFLAND, LIDL, METRO, NETTO und REWE. Es ist davon auszugehen, dass die Erkenntnisse aus der Untersuchung gleichermaßen für Österreich gelten, immerhin sind die meisten in Österreich aktiven Konzerne lediglich Tochterunternehmen der deutschen Multis. Und auch die Produzenten, die diese Supermärkte beliefern, sind gleichermaßen in Österreich wie in Deutschland aktiv, es gibt also eine gute Vergleichbarkeit.

Die Ergebnisse fallen einigermaßen ernüchternd aus. Kein einziger Supermarkt kann als „Sehr gut“ oder auch nur als „Gut“ bezeichnet werden. Zwar gibt es bei manchen eine Nachhaltigkeits-Strategie, die globalen Lieferketten werden aber nicht kontrolliert oder dokumentiert. Entsprechend erfahren die Konsumenten auch nicht aus welchen Quellen die Rohstoffe für die gekauften Produkte stammen und können sich damit weder gegen Umweltzerstörung noch gegen Menschenrechtsverletzungen entscheiden.

Keine „Macht der Konsument*innen“ ohne Transparenz

Ohne diese Transparenz kann aber auch nicht von der „Macht der Konsument*innen“ gesprochen werden, auf die sowohl die Politik als auch die Konzerne selbst gerne verweisen. Wenn sie ihrer Verantwortung nachweislich nicht nachkommen, ihre Kund*innen über die Inhalte und Entstehungsgeschichte der von ihnen angebotenen Waren zu informieren, obwohl sie als Händler durchaus die Möglichkeit dazu hätten, dann wird sich auch am Konsumverhalten der Menschen nichts substanziell ändern können.

Diese Analyse unterstreicht einmal mehr wieso die Freiwilligkeit nicht reicht. Stattdessen braucht es ein Lieferkettengesetz und damit eine rechtlich verbindliche Basis für Transparenz. Erst wenn die Konzerne verpflichtet werden sich um die Herkunft ihrer Waren zu sorgen und für allfällige Verletzungen von internationalen Standards zu haften, wird sich nachhaltig etwas ändern. Die Deutsche Umwelthilfe hat 13 Forderungen an den Lebensmittelhandel formuliert, die hier nachgelesen werden können.



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