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Nachgefragt: Wie kommen Listerien in Ihr Bio-Fleisch, Herr Lugitsch?

Es gibt Dinge, bei denen kann man sich nur schwer aus der Verantwortung ziehen. Insbesondere wenn man Fleischproduzent ist.

3/27/2022
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Nachgefragt: Wie kommen Listerien in Ihr Bio-Fleisch, Herr Lugitsch?

Es gibt Dinge, bei denen kann man sich nur schwer aus der Verantwortung ziehen. Insbesondere wenn man Fleischproduzent ist. Und doch versuchen offenbar manche Produzenten den unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen und üben sich in der beliebten Vogel-Strauß-Methode. Das kennen wir auch von milliardenschweren Handelskonzernen, die ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr antworten.

Nicht erwartet hätten wir diese Kommunikationsverweigerung mit uns von einem heimischen Traditionsunternehmen wie der Firma „Lugitsch und Söhne“ aus Feldbach. Sie produziert und verkauft Frischgeflügel, etwa unter der Marke „Steirerhahn“. Das 1909 gegründete Unternehmen ist zig Millionen Euro schwer und beliefert die Gastronomie genauso wie den Handel. Zum Beispiel den deutschen Diskonter HOFER.

LUGITSCH und HOFER

Öffentlich breiter wahrgenommen wurde diese Lieferbeziehung etwa Anfang März 2022, als eine behördliche Warnmeldung über ein Lugitsch-Produkt in den Medien auftauchte. Die AGES verbreitete die Information, auch oekoreich berichtete darüber, dass just in den Bio-Bratwürsten der HOFER-Premiummarke „Zurück zum Ursprung“ offenbar gefährliche Listerien festgestellt wurden. Lieferant der Würste: Die Firma LUGITSCH.

nullages.at
Der Rückruf schockte bundesweit Menschen - und erschien in nahezu allen Medien
Viele Menschen fragten sich damals: Wie kann sowas passieren? Wie kann gerade bei heimischen Bio-Fleischprodukten die Kontrolle in der Erzeugung derart versagen? Wo und wie entstehen diese Listerien eigentlich und welche Mechanismen haben die Firma LUGITSCH und der Konzern HOFER vorgesehen, um solche Missstände zu vermeiden? Was hat hier nicht geklappt, dass ein solches Produkt ins Regal gelangen konnte?

Wir fragen nach

Am gleichen Tag noch, also am 6. März 2022, kontaktierten wir die Firma LUGITSCH. Auf der Homepage des Unternehmens werden gleich drei Lugitsch-Mailadressen angeführt, man kann sich aussuchen, ob man mit Dieter Lugitsch, Herbert Lugitsch Junior oder Herbert Lugitsch Senior sprechen will. Das war uns eigentlich egal, wir haben gleich mehrere angeschrieben in der Hoffnung, dass wenigstens irgendwer uns antworten würde.

Parallel dazu haben wir das Team von „Zurück zum Ursprung“ kontaktiert. Unsere Annahme war: Nachdem so viele Millionen in das Marketing der Premium-Marke investiert wird, werden wohl auch ein paar Ressourcen für die Kommunikation zur Verfügung stehen. Zumindest in solchen Fällen, also wenn gefährliche Lebensmittel im Kühlregal landen, sollte ein Unternehmen den Anstand besitzen auf unsere medialen Anfragen zu antworten.

Die große Verweigerung

Offenbar nicht. Unser Mail vom 6. März an die Firma LUGITSCH blieb unbeantwortet. Wir fragten darin:

·      Was genau ist hier passiert? Wie viel Stück waren betroffen?
·      Wie konnte der Listerien-Befall geschehen?
·      Warum wurde das erst bei einer Kontrolle im Verkauf erkannt?
·      Welche Maßnahmen der Qualitätssicherung werden getroffen, damit sowas nicht passiert?
·      Welche Ableitungen treffen Sie nach diesem Vorfall?

Am 10. März haben wir noch einmal nachgefragt. Wieder nichts. Dann haben wir noch ein paar Tage verstreichen lassen, vielleicht war ja gerade viel los im Familienunternehmen. Nachdem aber zwei Wochen nach unserer ersten Anfrage immer noch keine Antwort eingetrudelt ist, haben wir uns entschlossen das jetzt zu veröffentlichen. Enttäuschend, dass auch mittelständische Unternehmen offenbar auf Kommunikationsverweigerung im Ernstfall setzen. Das macht jedenfalls keine gute Optik.

nullhttps://www.h.lugitsch.at/
Die eigene "Handschlagqualität" wird gepriesen - hohe Kommunikationsfreudigkeit herrscht offenbar nicht
Dass HOFER nicht antwortet, haben wir schon bei anderen Recherchen zur Kenntnis nehmen müssen, nach einigen Monaten der guten Zusammenarbeit mit der von HOFER beauftragten PR-Agentur Rosam/Grünberger hat man dort offenbar die Entscheidung getroffen, sich nicht mehr mit unseren Anfragen zu beschäftigen. Wir finden es nach wie vor unprofessionell, dass ein milliardenschwerer Handelskonzern sich einfach dieser Verantwortung entzieht.


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