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Nach oekoreich-Aufdeckung: Supermärkte nehmen Import-Qualpute aus dem Regal

Die exklusive Recherche von oekoreich hat dazu geführt, dass Supermärkte die Tierqual auslisten. Jetzt schauen wir uns die öffentliche Beschaffung genauer an.

3/19/2024
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Nach oekoreich-Aufdeckung: Supermärkte nehmen Import-Qualpute aus dem Regal

Als wir Anfang Februar dieses Jahres exklusiv über die Import-Putenqual in heimischen Supermärkten berichteten, war die Aufregung groß. Nahezu jedes Medium in Österreich griff unsere Recherche auf und berichtete darüber, dass Putenküken am ersten Lebenstag mittels Mikrowellen-Technologie die Zehen quasi „weggeschmolzen“ werden.

Das wird in Fachkreisen salopp „Toe Trimming“ genannt und die extremen Schmerzen, die den Tieren dabei entstehen, sind mittlerweile auch wissenschaftlich dokumentiert. In Österreich ist diese bestialische Prozedur verboten und wird auch nicht angewandt, im Regal liegt und am Teller landet sie dennoch viel zu oft gänzlich unerkannt.

SPAR & MPreis reagieren

Denn der italienische Geflügelkonzern AIA, der auch Händler in Österreich beliefert und bereits in der Vergangenheit immer wieder Anlass großer Kritik war, setzt in seinen Fabriken nachweislich auf diese Methode. Durch die oekoreich-Recherche aufgerüttelt und damit konfrontiert, kündigten nun Supermärkte eine Auslistung an.

Konkret haben der SPAR-Konzern und die MPreis-Gruppe die Waren von AIA in den eigenen Kühlregalen liegen, auch BILLA führt einzelne Produkte. Auf Rückfrage bestätigt SPAR, dass jene AIA-Produkte, die mit der umstrittenen „Toe Trimming“-Methode hergestellt werden, allesamt aus dem Sortiment genommen werden.

Auch MPreis kündigte diese Vorgehensweise in einer Stellungnahme an: „Wir arbeiten intensiv daran, möglichst alle Lieferungen von Putenfleisch im MPreis-Tagesgeschäft auf Putengruppen zu beschränken, die keinem Toe-Trimming unterzogen wurden. In diesem Zusammenhang dürfen wir mitteilen, dass MPreis seit dieser Woche keine Frischfleischprodukte von AIA mehr bezieht, bei denen Toe-Trimming angewendet wird.“

Großhandel und BILLA schweigen

Von BILLA ist keine Stellungnahme zum Skandal bekannt und die AIA-„Wudy“-Würstchen, die von SPAR ausgelistet wurden, weil auch Putenfleisch darin verarbeitet wird, liegen immer noch in den Regalen. Wir wissen also nicht, ob auch der REWE-Konzern sich von „Toe Trimming“ verabschiedet hat oder den Skandal ignoriert.

Doch nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel, also in den Supermärkten, liegt die AIA-Ware. Auch im Großhandel sollen die italienischen Import-Produkte in der Vergangenheit mehrfach gesichtet worden sein. Doch alle Großhändler, mit Ausnahme von KIENNAST, haben eine Stellungnahme verweigert. Nur der Großhändler KIENNAST machte in einem Statement uns gegenüber eindeutig klar, was er von solchen Methoden hält: „Zu ihren Fragen kann ich ihnen antworten, dass wir keine Ware von AIA vertreiben und dezidiert ausschließen solche Ware unter diesen Voraussetzungen zu beziehen.“

Großer Erfolg für oekoreich

Dieser Erfolg zeigt, dass sich das Engagement der Initiative oekoreich, u.a. mit ihrem digitalen Medium oekoreich.com, einmal mehr auszahlt. Möglich macht das die absolute Unabhängigkeit von allen Konzernen, Parteien und vom Staat, schließlich wird die Arbeit durch Abonnement von treuen Leser*innen finanziert.

Es ist ein großer Erfolg für uns, für die Tiere und für die heimische Landwirtschaft, dass die meisten Handelskonzerne ihrer Verantwortung jetzt nachkommen und diese Import-Tierqual aus dem Regal nehmen. Baustellen bleiben aber die öffentliche Beschaffung und auch die Gastronomie“ so oekoreich-Sprecher Sebastian Bohrn Mena.

Die Import-Putenqual in Form von „Toe Trimming“ dürfte damit zumindest im Lebensmittel-Einzelhandel erledigt sein, viele andere Baustellen bleiben aber nach wie vor offen. Umso wichtiger ist daher die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln, aber auch in der Gastronomie.

Nächster Fokus: Öffentliche Beschaffung

Obwohl es einen Aktionsplan für nachhaltige Beschaffung gibt, können Institutionen auf Gemeinde-, Länder- und Bundesebene nach wie vor Import-Tierqual mit Steuergeld einkaufen. Bislang gibt es noch nicht mal ein Monitoring, man weiß also nicht, was in den Küchen der Kindergärten, Krankenhäuser und Altenheime am Teller landet.

Wir wissen nicht einmal, mit wie viel Steuergeld jährlich auf diese Weise die ausländische Tierquälerei subventioniert wird. Tiefkühl-Huhn aus Taiwan soll in niederösterreichischen Landesküchen aufgetischt werden und das Bundesheer beantwortet unsere diesbezüglichen Anfragen gleich gar nicht. Das muss sich ändern“ so Bohrn Mena.

Round Table geplant

In einem nächsten Schritt soll daher der große Bereich der öffentlichen Beschaffung beleuchtet werden. Parallel dazu führt oekoreich auch intensive Gespräche mit allen Parlamentsfraktionen und den drei Ministerien (Landwirtschaft, Gesundheit, Klima), die in den Aktionsplan Nachhaltige Beschaffung führend eingebunden sind.

Ziel ist ein Round Table auf Expertenebene, der sich der Frage widmen soll, wie man den Anteil an Lebensmitteln, die nach österreichischen Standards produziert wurden, in den öffentlichen Küchen steigern und das auch gegenüber der Öffentlichkeit transparent machen kann. Ein Termin soll noch vor dem Sommer stattfinden.


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