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Reportage

„Lieber Wieder“: Wo selbst das Kleidungs-Etikett zur Blumenwiese wird

In den allermeisten Textilien heutzutage stecken Plastikfasern aus China. Doch es geht auch ganz anders, wie ein Unternehmen aus Salzburg zeigt.

4/23/2023
  • Klima
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„Lieber Wieder“: Wo selbst das Kleidungs-Etikett zur Blumenwiese wird
COMÚN
Ein Betrieb, wo das mitarbeiten merklich Spaß macht

Die globale Fast Fashion-Industrie ist in den sozialen Netzwerken mittlerweile dominant, auch zahlreiche „Influencer*innen“ werden von großen Modelabels für ihre Werbung eingesetzt. Auf TikTok, Instagram & Co werden von diesen jungen Menschen mit Millionen an Follower*innen massenhaft Kleidungsstücke beworben, die so billig sind, dass sie schnell gekauft und schnell wieder entsorgt werden. Der Kaufimpuls steht im Zentrum.

Möglich macht das der Raubbau an Natur & Menschen, denn die meisten dieser Textilien basieren auf Erdöl. Klingt seltsam, ist aber so. Die hippen Klamotten zum Spottpreis werden aus Plastikfasern gefertigt. Diese wiederum kommen oft aus China und werden entweder dort oder in anderen südostasiatischen Ländern unter furchtbarsten Arbeitsbedingungen zu Kleidungsstücken verarbeitet, bevor sie nach Europa verschifft werden.

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Aus Holz und aus Leinen sind die Kleidungsstücke von "Lieber Wieder"
Die Veränderung beginnt vor der Haustür

Milliarden an Gewinnen bringt das einigen wenigen Modekonzernen, ansonsten werden entlang der gesamten Lieferkette nur Verlierer produziert. Denn die Fast Fashion gehört nicht nur zu den größten Verbrauchern und Verschmutzern von Wasser, sondern auch zu einem der größten Emittenten von CO2. Und rund ein Drittel des gesamten Mikroplastiks, das Jahr für Jahr mehr in die Weltmeere gelangt, stammt von diesen Plastik-Textilien.

Doch es geht auch anders, und zwar direkt vor unserer Haustür. Ein Unternehmen aus Salzburg hat es geschafft die ökologische und die soziale Ebene miteinander zu verknüpfen und dabei Mode zu erzeugen, die in jeglicher Hinsicht als nachhaltig bezeichnet werden kann. Die Rede ist von „Lieber Wieder“, einer Marke der Geschützten Werkstätten, einem Betrieb mit Geschichte und einem klaren Anspruch zur Veränderung.

Ein ökologischer Kreislauf

Nichts weniger als eine „Revolution“ wollen sie starten, die Beschäftigten von „Lieber Wieder“ rund um Geschäftsführerin Astrid Lamprechter. Die Art, wie und woraus Textilien gemacht werden, die soll sich ändern. Dabei setzen sie auf einen genialen und nachwachsenden Rohstoff, der nicht aus dem globalen Süden, sondern aus dem Seengebiet Österreichs stammt. Aus Holz ist die Faser, die bei „Lieber Wieder“ verwendet wird.
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COMÚN-Vorsitzende Veronika Bohrn Mena & Lieber Wieder-Chefin Astrid Lamprechter
Dieses Holz stammt aus ökologischer Waldbewirtschaftung, entspringt also einem natürlichen Kreislauf. Und das ist auch der generelle Anspruch bei der Textilerzeugung, denn selbst die Färbung findet in Österreich statt. Gemacht werden die Textilien bei „Lieber Wieder“ von Menschen, die fair entlohnt werden und eine Chance am Arbeitsmarkt erhalten, die ihnen anderswo unter Umständen verwehrt bleibt.

Was man so nah an sich ranlässt

Damit wird eine weitere Schattenseite der globalen Textilindustrie bewältigt, denn das prototypische Shirt von ZARA & Co stammt zumeist aus Textilfabriken, in denen mitunter sogar Kinder schuften müssen. Selbst auf europäischem Boden, das zeigen Recherchen von Journalist*innen, werden Menschen in der Textilindustrie ausgebeutet – grundlegende Arbeitsrechte bleiben ihnen verwehrt, sie müssen im Akkord bis zum Umfallen schuften.

Will man wirklich ein Produkt so nah an sich ranlassen, dass auf Naturzerstörung und Arbeitsausbeutung basiert? Die Alternative ist etwas teurer, aber dafür Teil einer Veränderung. Das geht so weit, dass man selbst an den Kleidungs-Etiketten den Unterschied bemerken kann. Dort findet sich nämlich der Name der Person, die das jeweilige Teil genäht hat. Von ihr selbst per Hand auf das Etikett geschrieben – direkter geht’s gar nicht.
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Handbeschriftet und abbaubar
Aus der Natur – in die Natur

Und das Etikett selbst kann zu neuem Leben erwachen, denn es enthält Blumensamen und kann, zerkleinert, in der Erde im Garten verarbeitet werden. So gelangt das, was der Umwelt einst entnommen wurde, auch wieder in die Umwelt zurück, ohne ihr zu schaden. Ein Shirt aus Holzfasern, das bei „Lieber Wieder“ gekauft wurde, könnte man übrigens rein theoretisch im Wald vergessen und würde es wohl nach einiger Zeit nicht mehr finden.

Denn das Shirt löst sich mit der Zeit auf und gelangt wieder in den natürlichen Kreislauf. Nachdem die Fasern aus Holz bestehen und bei der Färbung keine Chemikalien verwendet werden, ist auch keine Gefahr für die Natur zu erwarten. Besser jedoch, man bewahrt es im Kleiderschrank auf und erfreut sich daran. „Lieber Wieder“ wird übrigens auch bei den „Österreichischen Konsumdialogen: Textilien“ vertreten sein, die Ende Juni in Hallein stattfinden.

Mehr Infos finden sich unter www.lieberwieder.at und www.konsumdialoge.at.


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