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Meinung

Lebensmittel: „Raubbau an Mensch, Tier & Umwelt muss aus Regalen verschwinden“

Die vielzitierte Macht der Konsumenten ist - noch - eine Lüge. Denn um bewusst zu konsumieren, brauchen wir Transparenz. Die Macht der Konzerne muss begrenzt werden.

9/27/2023
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Lebensmittel: „Raubbau an Mensch, Tier & Umwelt muss aus Regalen verschwinden“

Wussten Sie, dass viele Lebensmittel, die in österreichischen Supermärkten zum Kauf angeboten werden, von Menschen erzeugt wurden, die dabei systematisch ausgebeutet wurden? Ob Kakao oder Nüsse, auf den Plantagen des globalen Südens schuften oftmals Kinder. In den gigantischen Fleischfabriken in Italien, Polen oder Deutschland sind es schlecht bezahlte Migranten, die Produkte landen auch in Österreich in den Regalen der Händler.

Oder denken wir an Palmöl, das billige Schmierfett der globalen Nahrungsmittelindustrie. Um es anzubauen, werden natürliche Lebensräume zerstört, wahre Massen an Tieren dabei getötet und die Natur auf Jahrzehnte hinaus vernichtet. Die großen Nutznießer dieser Praktiken sind milliardenschwere Konzerne aus Industrie und Handel und es gibt einen einzigen Grund, wieso sie so agieren: Es steigert ihren Profit ins Unermessliche.

Die „Macht der Konsumenten“ ist (noch) eine Lüge

Immer wieder heißt es dann von Vertretern der Konzerne selbst oder von Menschen, die von ihnen über die Hintertür finanziert werden, dass der Konsument es mit dem Griff ins Regal entscheiden könne, wie und was produziert werde. Doch das ist eine Lüge, Konzerne geben sich viel Mühe uns über die wahre Herkunft und Entstehungsgeschichte der Lebensmittel im Unklaren zu lassen. Von Greenwashing bis Irreführung reicht ihre Palette dabei.

Solange wir nicht schnell und leicht verständlich vor dem Kauf darüber informiert werden, wie die Produkte tatsächlich erzeugt wurden, solange gibt es keinen „bewussten Konsum“ und können wir mit unserem Einkauf also auch nicht steuernd in den Markt eingreifen. Ganz abgesehen davon, dass das zutiefst undemokratisch ist, denn nicht nur diejenigen, die es sich leisten können, sollten die „guten“ Lebensmittel erhalten – sondern alle.

Der Staat ist gefordert

Hier ist der Staat gefordert, der den Rahmen für das Wirken der Konzerne auf unserem Staatsgebiet definiert. Nein, wir können Nestlé, Unilever, Tönnies, Ferrero & Co im Ausland nicht daran hindern, ihren miesen Praktiken nachzugehen. Aber wir können verhindern, dass sie damit in Österreich auch noch Geld scheffeln. Es ist Aufgabe des Staates dafür zu sorgen, dass solche Geschäftsmodelle nicht auch noch gefördert werden, wie das derzeit der Fall ist.

Wie können wir das erreichen? Es braucht einen Systemwandel. In Wahrheit, und genau das hat das europäische Parlament in diesem Jahr in einer Erklärung auch mehrheitlich festgehalten, bräuchte es ein Importverbot für Waren, die nicht nach europäischen Standards produziert wurden. Das würde schon mal einiges erledigen, denn ohne unsere Nachfrage, wird auch das Angebot deutlich zurückgehen. Das ist grundlogisch.

Verpflichtende Transparenz würde viel ändern

Aber auch auf dem Boden der Europäischen Union passiert Unrecht, etwa auf den Feldern Italiens, Spaniens oder Portugals, wo massenhaft Gemüse und Obst für österreichische Supermärkte angebaut wird. Es sind oftmals undokumentiert arbeitende Migrantinnen und Migranten, die sich in die Fänge mafiöser Strukturen begeben, auf der Suche nach einem besseren Leben. Die Früchte ihrer Arbeit, im wahrsten Sinne des Wortes, liegen dann in den Regalen der heimischen Handelsgiganten. Und wir können es nicht erkennen.

Hier kann die Politik durch verpflichtende Transparenz einwirken. Wieso sollten die großen Konzerne nicht endlich dazu verpflichtet werden, dass sie auf die Waren vorne und groß geschrieben draufschreiben, woher sie wirklich stammen? Wieso sollte es nicht verboten werden, dass scheinbare „Gütesiegel“, die in Wahrheit von den Konzernen selbst kontrolliert und damit komplett wirkungslos sind, auf den Produkten prangen? All das ist ja kein Naturgesetz, es ist das Resultat politischer Willensbildung.

Eine Allianz mit den Bäuerinnen und Bauern

Ich bin der Meinung, dass der Raubbau an Menschen, Tiere und Natur endlich aus den Regalen verschwinden muss. Lange genug haben wir zugesehen, wie große Unternehmen sich auf den Rücken von fühlenden Wesen und unserer Nachkommen bereichert haben. Es wird Zeit für einen Systemwandel. Und den erreichen wir nur gemeinsam, im Dialog und mit einem konstruktiven Ansatz. Wir müssen uns als Verbündete betrachten.

Damit meine ich nicht nur uns als Konsumentinnen und Konsumenten, sondern ich meine auch den Schulterschluss mit den Bäuerinnen und Bauern. Jeden Tag müssen Bauernhöfe zusperren und jeden Tag begeben wir uns daher noch weiter in die Abhängigkeit von multinationalen Lebensmittelkonzernen und von Warenströmen aus dem Nirgendwo. Solange wir nicht eine Allianz mit Produzenten bilden, solange bleiben wir manipulierbar.

„Österreichische Konsumdialoge“ bauen am Systemwandel

Um all das und mehr geht es bei den „Österreichischen Konsumdialoge: Lebensmittel“, die heute Donnerstag, den 28. September 2023, in Steyr in Oberösterreich starten. Wir haben dort Entscheidungsträger*innen aus Politik und Wirtschaft versammelt, es kommen Expert*innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Und es beteiligen sich ganz viele Landwirte an den Dialogen, solche, die noch selbst einen Bauernhof bewirtschaften. 

Alle Interessierten sind willkommen, der Eintritt ist frei. Weil wir niemanden ausschließen wollen, ganz im Gegenteil. Im Zentrum stehen die jungen Menschen, denn sie sind es, die das Fundament für einen Systemwandel mit uns errichten können. Sie sind es auch, die die derzeitige Schädigung von Natur und Klima am meisten trifft. Ich freue mich daher auf den Austausch mit vielen von ihnen. Und mit allen anderen, die den Weg ins wunderbare Museum Arbeitswelt in Steyr finden um mit uns an einer anderen Welt zu bauen.


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