In Krisenzeiten wird von der Politik gerne darauf referenziert, dass die österreichische Landwirtschaft in der Lage wäre, die heimische Bevölkerung zu ernähren. Das scheint jedoch nur ein Teil der Wahrheit zu sein, denn diese Form der Ernährung würde wohl niemandem zuträglich sein. Immerhin ist der Selbstversorgungsgrad sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Wie der „Grüne Bericht 2022“ des Landwirtschaftsministeriums nun bestätigt, gibt es in manchen Bereichen massive Überschüsse, in anderen allerdings einen eklatanten Mangel. Diese Dynamik hat sich in den letzten Jahren auch noch verschärft, denn gewisse landwirtschaftliche Sektoren werden bewusst bevorzugt.
Unmengen an Milch und Fleisch
So verfügt Österreich etwa bei Trinkmilch über einen Selbstversorgungsgrad von satten 177 Prozent, wir haben also wesentlich mehr Milch als wir selbst für den Inlandskonsum benötigen. Vieles davon geht daher in den Export und landet – wir haben berichtet – mitunter zum Spottpreis in ausländischen Kühlregalen.
Auch beim Fleisch produziert Österreich deutlich mehr als es selbst konsumiert, bei Rind und Kalb sind es 145 Prozent, bei Schwein ganze 106 Prozent. Nur bei Geflügel mit 77 Prozent und vor allem beim Fisch, mit nur 7 Prozent, sind wir auch auf Importe angewiesen. Obwohl so viel Milch vorhanden ist, können wir nur 73 Prozent der Butter im Inland erzeugen.
Schlechte Bilanz bei Obst und Gemüse
Noch unausgeglichener ist es bei Gemüse und Obst. Während bei Getreide mit rund 94 Prozent noch knapp die Selbstversorgung gesichert ist, haben wir bei Obst mit nur 48 Prozent eine massive Lücke – und das schon seit vielen Jahren. Auch beim Gemüse hinken wir hinterher, nur zu 58 Prozent können wir den Inlandskonsum selbst decken.
Insgesamt musste im Jahr 2021 im Wert von rund 455 Millionen Euro mehr Gemüse importiert werden, als exportiert wurde. Beim Obst sind es sogar fast 900 Millionen Euro, die mehr für Importe aufgewendet werden müssen, als bei Exporten erzielt werden können. Hauptsächlich geht’s dabei um Zitrusfrüchte und Bananen.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!