Eine der wichtigsten Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens, das von über 416.000 Menschen unterschrieben wurde, wird umgesetzt. Mit Ende 2039 wird die Haltung von Schweinen auf Vollspaltenböden in Österreich endgültig beendet. Damit wird nicht nur der größte Fortschritt im Tierschutz seit Einführung des Bundestierschutzgesetzes im Jahr 2005 erreicht, sondern auch ein zentrales Symptom eines fehlentwickelten Systems behoben.
Gleichzeitig muss nach Meinung der Bürgerinitiative oekoreich, offizielle Nachfolgerin des Tierschutzvolksbegehrens, nun die andauernde Symptombekämpfung endlich überwunden und ein grundsätzlicher Systemwandel von der Politik angestrebt werden. Die Frage der sozial wie ökologisch gerechten Erzeugung sowie der fairen Verteilung von Lebensmitteln muss unter Einbezug von Konsument*innen und Bürger*innen erfolgen.
„Wir freuen uns sehr, dass unser Tierschutzvolksbegehren die Bundesregierung dazu gezwungen hat, endlich diese Schande in unserem Land zu beenden. Es war die massenhafte Beteiligung von Bürger*innen durch das Volksbegehren die dazu geführt hat, dass Landwirtschaft und Politik sich für Dialog öffnen mussten und Weiterentwicklung ermöglicht wurde. Ein guter erster Schritt – aber das reicht noch lange nicht“, so Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens und Sprecher der Bürgerinitiative oekoreich.
Weg von Symptombekämpfung: Es braucht Demokratisierung des Ernährungssystems
„Seit Jahren beobachten wir den öden und oftmals dumpfen Abtausch von Positionen von Tierschutzorganisationen hier und Agrarfunktionären dort. Weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden dabei Millimeter-Fortschritte verhandelt, statt einen Systemwandel in Angriff zu nehmen. Eines ist mit dem Tierschutzvolksbegehren und seiner Behandlung klar geworden: Es braucht komplett neue Strukturen und Prozesse, wenn wir die würdevolle Behandlung von Tieren, den Schutz der Natur und die Absicherung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft grundsätzlich und nachhaltig ändern wollen“ so Bohrn Mena.
Die Gemeinwohlstiftung COMÚN, Trägerin von oekoreich, bereitet daher gegenwärtig eine neue Initiative zur Demokratisierung des Ernährungssystems vor. Primär unter Einbezug von Konsument*innen und Bürger*innen sollen die bestehenden Strukturen hinterfragt und Alternativen forciert werden. Dabei soll vor allem auch die Dominanz von Konzernen aus Industrie & Handel und die Trägheit der Parteipolitik überwunden und neue Konzepte entwickelt werden. Mehr Informationen dazu wird es im Herbst 2022 geben.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!