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Meinung

Avocado-Bratwurst: 5 Gründe wieso bei dieser Kombi (fast) alle verlieren

Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht machen. Avocados in Bratwürstel packen zum Beispiel. Hier sind die Gründe dafür.

10/10/2022
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Avocado-Bratwurst: 5 Gründe wieso bei dieser Kombi (fast) alle verlieren

Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht machen. Zum Beispiel Avocados in Bratwürsten verarbeiten. Irgendwer in der Abteilung Produktentwicklung der Wiener Firma RADATZ hat sich wohl gedacht, dass das eine interessante Idee sein könnte, dass es dafür vielleicht sogar einen Markt geben könnte. Und es mag sogar sein, dass manche die neuen Hybridwürstel tatsächlich kaufen. Empfehlenswert sind sie dennoch nicht. Aus mehreren Gründen.

Denn die Avocado ist zwar unbestritten nahrhaft und gesund, aber ihr ökologischer Fußabdruck ist eine Katastrophe. Tatsächlich gibt es wohl kaum ein Lebensmittel, das medial und in der Popkultur derart stark gehypt wird, gleichzeitig aber so verheerend auf Tiere, Natur, Klima und auch Menschen in Anbaugebieten wirkt. Da kann auch ein wohl nett gemeinter Hinweis auf die Anzahl der Regentage in Südamerika nichts dran ändern.

Ein Unternehmen, dass sich der Kritik stellt

Aber dazu noch später mehr, denn wir haben die Firma RADATZ, die gerade ihre Produktneuheit auf dem österreichischen Markt ausprobiert, natürlich um eine Stellungnahme gebeten. Und wir haben von ihr auch eine Antwort erhalten, was man nicht genug loben kann. Manche stecken den Kopf lieber in den Sand und glauben, dass sie damit durchkommen. Andere stellen sich der Kritik. Und hier ist sie auch schon:

Erstens: Avocados verbrauchen unglaublich viel Wasser. Regen alleine kann das niemals liefern, es wird daher quasi unaufhörlich bewässert. Dieses Wasser, oft einfach aus dem Boden genommen, fehlt dann im Ökosystem. In Chile, aber auch in Peru und anderen Ländern, ist es schon so weit, dass die Bevölkerung mit Tankwägen oder Wasserflaschen versorgt werden muss, damit der Anbau der Avocado weitergehen kann.

Ausbeutung, Monokulturen, Pestizide

Zweitens: Der Anbau der Avocados erfolgt natürlich nicht in idyllischen Hinterhof-Gärten, geerntet von Kleinbauern, die damit ihr Leben bestreiten - sondern in gigantischen Plantagen, zumeist geerntet von ausgebeuteten Migranten. Die Bäume stehen auf gerodeten Flächen und die Monokulturen führen zu einem Niedergang der Artenvielfalt in der gesamten Region, zudem werden massenhaft Pestizide eingesetzt.

Drittens: Der Avocado-Anbau geht oft mit Landkonflikten einher. Indigene Völker, insbesondere aber auch lokale Landwirte – in Peru etwa Viehzüchter – haben oft das Nachsehen bei der Nutzung von Landstrichen, die seit Generationen von ihnen bewirtschaftet werden. Der Grund? Multinationale Konzerne und ihre Lobby-Millionen, die zu extremer Ungerechtigkeit bei der Verteilung von Land und Wasser führen.

Kühlung, Transport, CO2

Viertens: Sind die Avocados erst geerntet, müssen sie gekühlt werden. Den ganzen Weg von Südamerika bis nach Europa. Zigtausende Kilometer in LKWs und Schiffen, ständig gekühlt, damit der Reifeprozess unterbrochen wird. Immerhin soll die Avocado erst im Supermarkt ihre Vollendung finden, kurz vor dem Kauf. Dass das nicht immer klappt und Unmengen davon im Müll landen, davon muss leider ausgegangen werden.

Fünftens: Schlimm genug, wenn immer noch der Eindruck erweckt wird, als wäre es eine gute Idee, massenhaft Avocados in Österreich zu konsumieren. Aber die wertvolle und unter einem extrem großen Ressourceneinsatz erzeugte Avocado dann in ein Würstel zu mischen, das geht dann doch zu weit. Wenn schon Avocado, dann bitte mit Respekt. Heißt: Bewusst essen, nicht quasi nebenbei als eine Form der aromatischen Würzung.

Gefährliches Halbwissen

Laut Auskunft der Firma RADATZ befinden sich rund 17 Prozent Avocado in einem Avocado-Bratwürstel. Das ist gar nicht mal wenig, heißt aber auch, dass dafür riesige Mengen an Avocado verarbeitet werden müssen. Wir wissen leider trotz Rückfrage nicht, woher genau sie stammen. Das Unternehmen teilte uns zwar mit, dass das Anbaugebiet in Peru liegen würde. Wo genau der Anbau stattfindet und durch wen, hat man uns aber nicht mitgeteilt.

Stattdessen ließ man uns wissen: „In den tropischen Regionen Südamerikas, mit bis zu 10 Regentagen pro Monat ist keine künstliche Bewässerung nötig. Somit steht fest das im Hinblick auf den Wasserverbrauch Avocados aus Südamerika zu bevorzugen sind.“ Sorry, aber Nein. Das ist einfach unwahr. Keine Ahnung, wer der Firma RADATZ sowas erzählt hat, aber das exakte Gegenteil ist leider der Fall. Das ist vielfach dokumentiert.

Raus mit der Avocado aus dem Würstel!

Fazit: In der Wurst stecken keine Öko-Bio-Avocados vom peruanischen Kleinbauern. Vermutlich verdient sich hier mal wieder ein milliardenschwerer Agrarkonzern ein goldenes Näschen am „Superfood“-Trend in Österreich. Finger weg von diesem Würstel. Es ist eine Kombination, bei der fast alle verlieren. Gerade ein beliebtes Traditionsunternehmen wie RADATZ hat sowas nicht nötig. Man muss echt nicht jedem Hype nachjagen.

Stattdessen könnte man, wenn man den Fleischanteil in der Bratwurst reduzieren will, was man grundsätzlich unterstützen kann, doch auf heimisches Gemüse zurückgreifen. Erbsen zum Beispiel. Oder Karfiol. Oder Kartoffeln. Oder Sellerie. In Wahrheit gibt’s so viele interessante und gewinnbringende Möglichkeiten, wie man die Bratwurst ökologischer machen könnte. Die Avocado hingegen ist absolut der falsche Weg.


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