Es ist einer der Dauerbrenner bei den Zusendungen von aufmerksamen oekoreich-Leser*innen an uns und jedes Mal wieder ein Ärgernis. Wenn Menschen im Supermarkt ein Lebensmittel in die Hand nehmen, auf dessen Vorderseite groß mit „Hergestellt in Österreich“ geworben wird, dann vertrauen sie eigentlich darauf, dass der Inhalt auch aus Österreich stammt. Das ist leider sehr oft nicht der Fall. Und leider auch völlig legal.
Ein aktueller Fall zeigt mal wieder die ganze Absurdität des gegenwärtigen Systems auf. Eine oekoreich-Leserin schickte uns ein Foto von dem Honig, den sie kürzlich in einem PENNY-Markt in Österreich gekauft hatte. Das Glas umfasst 1.000 Gramm Honig und wird mit dem Zusatz „Hergestellt in Österreich“ beworben. Auf der Rückseite entdeckte die Leserin zuhause dann aber den Hinweis, dass der Honig gar nicht aus Österreich stammt.
Honig aus Mexiko oder China?
Die kleine Formel „Honig aus EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft“, der auf der Rückseite zu lesen ist, weist darauf hin, dass es sich hier um ein Mischprodukt handeln kann. Der Honig kann aus Rumänien, aus Mexiko und auch aus China stammen – und in vielen Fällen tut er das auch, wenn eine derart nebulöse Bezeichnung gewählt wird. Doch woher genau stammt der Honig jetzt in dem PENNY-Honig? Wir haben beim REWE-Tochterkonzern nachgefragt.
Die Antwort ist so inhaltsleer wie bezeichnend: Unser Lieferant produziert den Honig in Salzburg. Aus diesem Grund darf er die korrekte Auslobung „Hergestellt in Österreich“ verwenden, solange die Herkunftsangabe der Honige, auch wenn diese von außerhalb Österreich stammen, angegeben wird.“ Aha. Das wussten wir schon. Eine erneute Nachfrage an PENNY, woher der Honig jetzt nun genau stammen würde, blieb unbeantwortet.
Gesetzgeber ist gefordert
Es ist ein Fall von vielen und das grundsätzliche Problem bezieht sich natürlich nicht nur auf Honig, sondern auf ganz vielen Produkten. Solange bei verarbeiteten Produkten nicht klar darauf hingewiesen werden muss, woher die Zutaten stammen, solange werden die Konzerne aus Industrie und Handel ein gutes Geschäft damit machen, dass Konsument*innen annehmen, diese würden aus Österreich stammen.
Für manche Menschen sind solche Fälle schon „Betrug“, sie fühlen sich „irregeführt“. Rechtlich stimmt das aber nicht, denn der Gesetzgeber erlaubt diese Tricks nach wie vor. Die Politik wäre gefordert hier möglichst rasch den Machenschaften der Konzerne einen Riegel vorzuschieben und den bewussten Konsum von regionalen Produkten zu erleichtern – auch, in dem man genau solche Greenwashing-Maschen beendet.
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