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Angleichung der Preise: Supermärkte wollen vegane Ernährung befördern

Vegane Milch wird doppelt so hoch besteuert wie tierische - diese Ungleichbehandlung wollen Händler jetzt beenden.

3/17/2024
  • Ernährung
  • Österreich
  • Konsumentenschutz
Angleichung der Preise: Supermärkte wollen vegane Ernährung befördern

Die vegane Ernährung, also der Konsum rein pflanzlicher Produkte, boomt weltweit und auch in Österreich. War diese Ernährungsform vor 20 Jahren noch eine absolute Randerscheinung, ist es im Jahr 2024 geradezu „hipp“ geworden, zumindest den Fleischkonsum drastisch einzuschränken – und offen darüber zu sprechen.

Noch ernähren sich die wenigsten Menschen in Österreich rein vegan, Schätzungen gehen von 2 Prozent der Bevölkerung aus. Aber der Anteil wächst und immer öfter greifen auch Fleischesser*innen zu veganen Produkten, um gewisse Lebensmittel zu ersetzen. Etwa Kuhmilch, bei welcher der Pro-Kopf-Konsum in Österreich zwischen 2012 und 2022 um immerhin 10 Prozent abgenommen hat.

Steuerliche Ungleichbehandlung

Kräftig gestiegen ist hingegen der Konsum von pflanzlicher Milch, also Drinks aus Hafer, Reis, Soja oder Mandeln. Wer von tierischer auf pflanzliche Milch wechselt, der muss aber 10 Prozent mehr bezahlen – denn die veganen Drinks werden mit 20 Prozent Umsatzsteuer belastet, während die tierische Milch nur mit 10 Prozent besteuert wird.

Das liegt daran, dass die klassische Milch als Lebensmittel gilt, der Haferdrink aber als Getränk. Die steuerliche Ungleichbehandlung, von vegan lebenden Menschen als „diskriminierend“ bewertet, hat Auswirkungen auf den Absatz. Darauf deuten zumindest die Erfahrungen des zweitgrößten Lebensmittelhändlers Österreichs hin, der REWE-Gruppe mit BILLA und BILLA PLUS.

Supermärkte stellen um

Die hat nämlich bereits im Herbst 2023 eine Reihe ihrer pflanzlichen Eigenmarken-Produkte im Preis mit jenen tierischen Ursprungs gleichgesetzt – und seither rund ein Drittel an Mehrabsatz verbuchen können. „Wir haben aber auch das erklärte Ziel, pflanzliche Produkte für alle in Österreich leistbar zu machen. Tierische Produkte preislich mit pflanzlichen Pendants gleichzustellen, ist ein wesentlicher Schritt“ erklärt Verena Wiederkehr, die das pflanzliche Sortiment bei BILLA verantwortet.

Das sieht offenbar auch LIDL so, bei der veganen Eigenmarke „Vemondo“ werden die Preise um bis zu 52 Prozent gesenkt, wie eine aktuelle Werbung informiert. Dreißig Produkte aus dem LIDL-Eigenmarken-Sortiment werden preislich angeglichen, tierische Produkte kosten demnach künftig genauso viel wie ihre veganen Alternativen. Das zeigt LIDL am Beispiel von Steaks oder Faschiertem.

Eine dauerhafte Veränderung

Dass es sich dabei aber nicht nur um einen Marketing-Schmäh handelt, sondern sich langfristig etwas in den Regalen der Supermärkte ändert, glaubt Verena Wiederkehr: „Der Genuss von rein pflanzlichen Lebensmitteln ist kein Trend mehr, sondern eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung.“ Über 7.000 pflanzenbasierte Produkte umfasse das Sortiment bei BILLA PLUS mittlerweile, dazu noch den „BILLA PFLANZILLA“ genannten Store in Wien, der aber nicht von allen unkritisch gesehen wird.

Und auch bei der REWE-Eigenmarke „Vegavita“ gilt, dass überall dort, wo es ein tierisches Pendant gibt, die Preise für die pflanzlichen Produkte gleich hoch oder niedriger sind. Eine Leistung der Händler, die sie wohl gemeinsam mit ihren Lieferanten erbringen: „Die Kosten für die Mehrwertsteuersenkung haben wir uns mit einzelnen Herstelllern geteilt“ gibt die BILLA-Managerin etwas Einblick.

Die Politik in der Verantwortung

Dennoch appelliert man an die Politik dafür zu sorgen, dass die preislichen Unterschiede zwischen vegan und tierisch, die auf einer steuerlichen Ungleichbehandlung basieren, überwunden werden. Bei der Milch würde man das stark erkennen: „Pro Packung bzw. Liter beträgt diese Differenz zwischen 15 und 25 Cent, was vor allem in Zeiten der Teuerung eine weitere finanzielle Belastung darstellt.“

Wichtig ist auch, dass vegane Produkte in Aktionen einbezogen werden, immerhin machen diese bei gewissen Warengruppen bereits 40 Prozent aus. „Pflanzliche Produkte werden auch künftig bei Warengruppenrabatten (-25%) auf Produktgruppen wie Fleisch, Wurst, Käse oder Fisch inkludiert“ kündigt Wiederkehr für BILLA an.

Bei LIDL will man offenbar nicht so weit gehen, der Referenzpreis bezieht sich dort nämlich nur auf die regulären Preise – nicht auf Aktionsware. Das wird in einem kleinen Beisatz am Ende der Homepage erklärt, wo man liest: „Aktionspreise werden nicht berücksichtigt.“ Und auch, dass das Angebot offenbar sehr limitiert ist und bereits am ersten Angebotstag ausverkauft sein könnte. Da besteht also noch Luft nach oben.


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