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Alle Gründe, wieso Pelz grausam ist und der Handel damit verboten werden sollte

Der jüngste Skandal rund um ein österreichisches Modeunternehmen hat die Diskussion wieder aufflammen lassen - wir bringen alle Gründe, wieso Pelz out ist.

12/10/2021
  • Tiere
  • International
  • Österreich
Alle Gründe, wieso Pelz grausam ist und der Handel damit verboten werden sollte

Die seit vielen Jahren aufgedeckten Skandale rund um Tierquälerei in Pelzfarmen setzen sich auch in Europa fort. Vor kurzem wurde etwa bekannt, oekoreich berichtete, dass das österreichische Modeunternehmen „Sportalm Kitzbühl“ seinen Pelz aus finnischen Anlagen bezieht, in denen Tiere offenbar brutal misshandelt werden. Die entsprechende Undercover-Aufdeckung brachte erschreckende Bilder ans Tageslicht, darunter auch ein Foto, das einen Marderhund zeigt, dessen Augen von einem Gitterstab aufgespießt wurde.

Nun mobilisieren erneut Tierschutzorganisationen für ein Verkaufs- und Handelsverbot von Pelz in Österreich. Auch das erfolgreiche Tierschutzvolksbegehren hatte Pelz in seinem Programm, der Gesetzgeber ist also gefordert zu handeln. Die Tierschutzorganisation Humane Society International/Europe hat kürzlich eine Petition für ein pelzfreies Deutschland gestartet. Unter dem Hashtag #FurFreeGermany setzen sie sich für einen Stopp der grausamen und tödlichen Pelzindustrie ein.

null© Oikeutta eläimille/Vier Pfoten
Ein Foto aus dem finnischen Zuliefer-Betrieb des Unternehmens "Sportalm Kitzbühel"
Pelzzucht kostet 100 Millionen Tieren jährlich das Leben

Denn jährlich werden bis zu 100 Millionen Pelze gezüchtet und anschließend brutal getötet. Darunter befinden sich Tierarten wie etwa Marderhunde, Waschbären, Chinchillas, Wiesel, Eichhörnchen, Luchse, Hamster, Hunde, Katzen, Robben, Nutria, Kojoten, Kaninchen, Bieber, Bisamratten und Zobel. Deren Felle werden dann für Bekleidung oder Accessoires – beispielsweise Anhänger – verwendet. Über 50 Prozent der weltweit gehandelten Pelze kommen aus Europa. Bei Nerzen liegt der europäische Marktanteil sogar bei 85 Prozent.

Rund 85 Prozent aller Felle für die Pelzindustrie von Tieren werden auf Farmen gezüchtet. Dort fristen die Tiere hinter Gitterstäben ein tristes Dasein. Die kleinen, engen Drahtgitterboxen, in denen sie eingesperrt sind, lassen so gut wie keinen Bewegungsspielraum zu. Außerdem müssen die Tiere oft in ihren eigenen Exkrementen leben. Der Gestank ist bestialisch, der Stress für die Tiere enorm.

Die Tiere werden massenweise apathisch, da sie ihren natürlichen sozialen Verhaltensweisen nicht nachgehen können. Nerze, die für ihr Leben gerne schwimmen oder Füchse, die es gewohnt sind, für ihre Nachkommen ein Bau zu buddeln, werden lethargisch oder bewegen sich stundenlang von einer Gitterwand zu anderen, nagen an den Gitterstäben. 

Selbstverletzung und Kannibalismus der Tiere

Die Auswirkungen dieser Gefangenschaft und infolge Vereinsamung der Tiere sind dramatisch. Die eingesperrten Tiere verstümmeln sich selbst, beißen sich in das eigene Fell, den Schwanz oder in die Füße. Sogar vor ihrem eigenen Nachwuchs schrecken sie unter diesen desaströsen Haltungsbedingungen nicht zurück. Sie fügen diesen ebenso Beißwunden zu oder fressen sie gar auf. Diese grausamen Lebensumstände der Tiere werden in Kauf genommen nur damit der Pelz möglichst günstig produziert wird und somit auch ein entsprechender Verkaufspreis an die Konsumenten weitergegeben werden kann.

Auch die Tötungsmethoden der Pelzindustrie sind an Grausamkeit kaum zu überbieten. So pfercht man beispielsweise Nerze in Boxen, anschließend werden heiße ungefilterte LKW-Auspuffgase dort eingeleitet. Die Tiere verenden qualvoll. Manche jedoch sind nur bewusstlos, kommen erst wieder zu sich, wenn sie bei lebendigem Leib gehäutet werden.

Da diese Methode als eher unzuverlässig gilt, was das effektive Töten der Tiere betrifft, greifen viele Pelzfarmen auf Elektroschocker zurück. Dabei wird eine Elektrode in das Maul, eine andere in den After der Tiere geschoben. Sobald der Strom fließt, sterben die Tiere an einem Herzinfarkt. Auch die herkömmliche und besonders primitive Methode des Erschlagens findet noch Anwendung. Marderhunden wird dabei so lange auf den Kopf geschlagen, bis der Schädel vollkommen zertrümmert ist.

Diese Art der Tötung kann jedoch Schäden an den Fellen der Tiere hinterlassen, weshalb Pelzfarmen mehr auf Vergasung oder Elektroschocks setzen. Das Leid der Tiere, die diese Barbarei ungewollt überleben, endet auch hier nicht. Sie bleiben gehäutet inmitten eines Haufens ihrer toten Artgenossen liegen. Bei einigen Tieren schlägt das Herz oft noch einige Minuten lang, ehe sie diese Qualen endlich hinter sich lassen können.
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Hinter den "edlen Mänteln" steckt unendliches Tierleid
Immer mehr Länder gegen Pelz

Ein Verbot der Zucht von Tieren wegen ihres Felles haben bisher Österreich, Großbritannien, Slowenien, Kroatien, Luxemburg, Mazedonien, Japan, Serbien und Tschechien ausgesprochen. In Belgien, Norwegen und der Slowakei treten derlei Gesetz erst in den kommenden Jahren in Kraft. Die Schweiz hat einen weniger direkten Weg gewählt. Dort verhindern hohe gesetzliche Standards, dass weiterhin Pelzfarmen existieren.

Auch Dänemark wagt erste vorsichtige Schritte in Richtung Zuchtverbot. Als weltweit größter Produzent von Nerzpelzen gibt es dort ab 2024 ein Verbot für Pelzfarmen, die Füchse halten. Andere Tierarten dürfen somit weiter wegen ihres Felles gezüchtet werden. Dänemark tut sich mit einem generellen Verbot schwer, sowohl was die Zucht als auch den Handel von Pelz betrifft. Das Land spielt eine Hauptrolle in der europäischen Pelzindustrie, „Kopenhagen Fur“ ist das weltweit größte Auktionshaus für Pelz, dort wird Pelz in großem Stil gehandelt.

Gute Nachrichten gibt es allerdings von den baltischen Staaten. Im Sommer dieses Jahres traf das estnische Parlament die Entscheidung, Pelzfarmen zu verbieten. Die Zucht von bestimmten Tierarten wie Chinchillas, Füchsen und Nerzen ist auf Pelzfarmen ab dem 1. Januar 2026 verboten. Als erstes baltisches Land setzt Estland diesen wichtigen Schritt.

International haben einige Städte den Vorstoß gemacht, den Verkauf von neuartigen Pelzprodukten zu verbieten. In den USA sind das Berkeley, San Francisco oder Los Angeles. Im gesamten Bundesgebiet will Kalifornien den Verkauf dieser Waren ab 2023 stoppen. Als erstes Land, dass Pelze aus seinen Bekleidungsgeschäften verbannt, hat sich Israel einen Namen gemacht. Dort sollen Pelzwaren nur noch im Ausnahmefall – beispielweise zu Bildungs- oder Forschungszwecken gehandelt werden dürfen.

Pelzfarmen und Corona

Einen Anstoß die Produktion von und den Handel mit Pelz weltweit zu verbieten könnte auch die aktuelle Corona-Pandemie geben. Nachweislich infizieren sich Nerze, Füchse und Marderhunde mit SARS-CoV-bezogenen Corona-Viren. In zwölf Ländern Europas und Nordamerikas wurde seit April 2020 das SARS-CoV-2-Virus auf mehr als 440 Nerzfarmen entdeckt. Millionen Tiere mussten daher getötet werden.

Häufig kommt es auch zu Übertragungen von Nerzen auf den Menschen. Dies wurde in den Niederlanden, Dänemark, Polen, Schweden und vermutlich in den USA beobachtet. Jedoch gibt es auch Berichte von Übertragungen von Menschen auf Farmnerze oder von Nerz zu Nerz. Auch das ist ein unmittelbares Resultat der Haltungsbedingungen.

Die Pelzproduktion beinhaltet daher nicht nur unfassbares Tierleid, sondern gefährdet auch die Gesundheit von Menschen durch übertragbare Viren. Da es viele warme, modische und tierfreundliche Alternativen zu Pelz gibt, sollte die Entscheidung von Verbrauchern gegen Pelz eindeutig sein. Für Österreich lohnt sich ein Blick nach Israel, damit nicht nur die Zucht, sondern auch der Handel von Pelzwaren bald der Vergangenheit angehören.


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