Verpackungsabfall fällt neben dem Haushalt auch immer häufiger im "Außer-Haus-Bereich" an. "Wir konsumieren 'on the go'", sagte Christoph Scharff, Vorstand der Altstoff Recycling Austria AG (ARA), in einem Hintergrundgespräch. Gemeinsam mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) wurde an 90 Standorten in den österreichischen Städten Krems, Steyr und Leoben getestet, ob das Sammelverhalten dort mit zusätzlichen Behältern für getrennte Verpackungen erhöht werden kann.
Scharff nannte das EU-Kreislaufwirtschaftspaket und die Einwegkunststoff-Richtlinie als Grund, warum die Sammelquote noch stärker zu steigern und dem Littering entgegenzuwirken sei. Die EU-Richtlinie zu Single-Use-Plastic sieht vor, dass Getränkeflaschen aus Kunststoff bis zum Jahr 2025 zu zumindest 77 und bis zum Jahr 2029 zu zumindest 90 Prozent getrennt gesammelt und auch recycelt werden müssen. Aktuell beträgt die Sammelquote in Österreich eben noch 70 Prozent.
Test bringt neue Erkenntnisse
An 90 hochfrequentierten Standorten wurden in Krems, Steyr und Leoben im Vorjahr zu den bestehenden Restmülltonnen weitere Behälter für die getrennte Sammlung von Verpackungen aufgestellt. Dabei wurde herausgefunden, dass sich unterschiedliche Designs auf die Sammlung positiv auswirken - und zwar besonders in Fußgängerzonen und in der Nähe von Gastronomiebetrieben.
Für den Test, der in den Monaten Mai und Juni durchgeführt wurde, setzte man auf unterschiedliche Abfallbehälter. Besonders gut wurden jene Behältnisse angenommen, die mit Naturbildern designt wurden. Sie wiesen im städtischen Gebiet eine doppelte Sammelmenge auf als jene Standorte ohne. "Die Naturbilder dürften sich besonders gut vom grauen städtischen Umfeld abheben und so Menschen motivieren, die Abfallbehälter auch zu benutzen", sagte IHS-Verhaltenswissenschaftlerin Katharina Gangl. Gemeinden würden aber oft "eine unsichtbare Abfallentsorgung" bevorzugen.
Der Erfolg des Naturdesigns könnte diese Präferenz vielleicht ändern. Hinter der Idee steckt das verhaltensökonomische Prinzip des "Nudging", also einem "Anstupsen" oder "Anstoßen" der Menschen, mit dem Ziel ihr Verhalten zu ändern, auch aus eigenem Interesse. In diesem Fall reichte das neue Design der Abfallbehälter, um die Abfallsammlung deutlich zu verbessern, erläuterte Gangl.
„Zu extrem“: Zigarettenmüll überbordend
Jedoch wurde ein Problem nicht gelöst, nämlich jenes der weggeworfenen Zigarettenstummel. Nach nur zwei Tagen wurde hier die Zählung aufgegeben, weil die Zahl der Stummel "zu extrem und nicht mehr erfassbar" war. Kein Wunder, denn Zigarettenstummel sind die am häufigsten achtlos weggeworfenen Gegenstände, österreichweit rund 2,9 Milliarden Stück bzw. fast 500 Tonnen pro Jahr, wie das österreichische Umweltbundesamt 2020 zum Problem "Littering" berichtete.
Insgesamt verringern zusätzliche und auffällig designte Sammelbehälter jedoch sowohl die Quote des im öffentlichen Raum achtlos weggeworfenen Abfalls und verbessern dort die Mülltrennung, lautet das Resümee der Studie. Die ARA macht darauf aufmerksam, dass auch hier Kunststoff, Metall und Verbundmaterial anfällt, der direkt für das Recycling genutzt werden kann.
Die Ergebnisse der Untersuchung werden auch dem Klimaschutzministerium und den kommunalen Partnern zur Verfügung gestellt. Sie hat bei den drei Partner-Städten zudem bereits Spuren hinterlassen: In Krems gehören die designten Behälter weiterhin zum Stadtbild, Steyr arbeite bereits an einem Testversuch, die Behälter auf Spielplätzen einzusetzen. Und in Leoben habe man Littering - insbesondere Zigaretten - den Kampf angesagt und untersucht, wie mit den Restmülltonnen im öffentlichen Raum mehr Aufmerksamkeit erzielt werden kann.
(oekoreich/APA)
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