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„Wir wollen eine Landwirtschaft, die nicht auf Raubbau der Natur setzt“

Eine Gruppe von Menschen und Unternehmen schließt sich zusammen, um gemeinsam etwas Neues zu erschaffen. Zum Wohl von Menschen, Tieren und Umwelt. Wir haben mit der Regionalwert AG Niederösterreich-Wien gesprochen.

8/6/2021
  • Ernährung
  • Österreich
  • Landwirtschaft
„Wir wollen eine Landwirtschaft, die nicht auf Raubbau der Natur setzt“

Auch wenn es einem manchmal so vorkommt, nicht alles wird von Konzernen dominiert. Gerade wenn es um Lebensmittel geht, sind ganz am Anfang der Wertschöpfungskette, bei den Bauernhöfen, und auch danach noch, bei den Veredelungs- und Handelsbetrieben, zigtausende kleine Unternehmen im ganzen Land aktiv. Doch sie stehen unter Druck, denn die Industrie- und Handelskonzerne sind ein übermächtiger Gegner, der gerne auch unfair spielt.

Um eine Form des Gegengewichts dazu aufzubauen und die Kleinen zu unterstützen, wurde die Regionalwert Niederösterreich-Wien AG Ende April 2021 als erste ihrer Art in Österreich gegründet. Mithilfe von Aktienkapital, das von vielen gleichgesinnten Bürgerinnen und Bürgern aufgebracht wird, investiert die Regionalwert AG in den Ausbau von nachhaltigen Wertschöpfungsketten zur biologischen Lebensmittelproduktion im Osten Österreichs.

Zusammenarbeit ist zur Veränderung dringend notwendig

Mit ihrem Anspruch, eine regionale, tier-, umwelt- und klimafreundliche Landwirtschaft zu stärken und die Ernährungssouveränität zu stärken, deckt sich die Regionalwert AG auch mit den Kernwerten von oekoreich. Seit kurzem besteht daher zwischen den beiden Institutionen eine Kooperation, die beide Seiten stärken soll. Denn Zusammenarbeit ist gerade dann, wenn es darum geht eine positive Veränderung herbeizuführen, dringender denn je. Mehr zur Idee und Herangehensweise kann man übrigens in diesem Video sehen.

Wir haben mit Alfred Schwendinger und Magdalena Scheuch, den Vorständen der Regionalwert AG gesprochen. Über ihre Philosophie, ihre Ziele und die Möglichkeiten sich selbst einzubringen, wenn man gerne ein Teil dieses Vorhabens werden möchte.

oekoreich: Worum geht’s bei der Regionalwert AG, was ist die Philosophie dahinter?

Die Probleme der industriellen Landwirtschaft sind allgegenwärtig und zeigen sich immer stärker in der Umwelt, in der Natur und beim Klima. Nehmen wir etwa den Verlust der biologischen Vielfalt, den enormen Ressourcen- und Energieverbrauch, die Umweltbelastungen durch massiven Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz oder die Massentierhaltung.  

Die Regionalwert Niederösterreich-Wien AG hingegen setzt sich für eine zukunftsfähige Landwirtschaft ein, die nicht auf Raubbau der Natur setzt, sondern im Einklang mit der Umwelt und den Mitmenschen wirtschaftet. Wir wollen Betriebe fördern, die in diesem Sinne wirtschaften und somit tagtäglich einen positiven Beitrag leisten.

Als Bürgeraktiengesellschaft bieten wir Bürger*innen die Gelegenheit, Verantwortung für eine nachhaltige und stabile Land- und Ernährungswirtschaft zu übernehmen. Mit dem Kauf von Aktien werden kleine und mittlere Bio-Betriebe unterstützt. Das Geld wird in Regionalwert-Partnerbetriebe bestehend aus kleinen Bauernhöfen, Verarbeitungsbetrieben, Handelsunternehmen und Gastronomiebetrieben investiert.

Es entsteht ein partnerschaftliches Netzwerk durch Kooperation zwischen Betrieben und Aktionär*innen für biologisch und sozial nachhaltig produzierte Lebensmittel – vom Samen bis zum Teller. Es ist ein Investment, dass dazu dienen soll, mehr regionale, biologische Produkte in der Region auf den Teller zu kriegen. Vorbild sind mittlerweile acht Regionalwert AGs in Deutschland. Die erste wurde 2007 von Christian Hiß in Freiburg gegründet.

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oekoreich: Könnt Ihr das an einem konkreten Beispiel darstellen?

 Wir haben z. B. einen Lizenzpartnerschaft mit einem Betrieb, der neben der eigenen Rindfleischvermarktung der Weidetiere auch Getreide produziert. Er verkauft die frisch vermahlenen Mehle und das Getreide in Bioläden, einem Biobäcker und Privatkunden in der unmittelbaren Umgebung. Circa 150.000 Euro hat er ein den letzten beiden Jahren in Getreidelager und Mühlenraum investiert. Dadurch wird gute Qualität, Schädlingsfreiheit usw. gesichert.

 Damit in der Region auch eine entsprechende Getreidereinigung stattfinden kann, ist noch einmal eine Investition von 40.000 Euro notwendig. Und genau hier wird die Regionalwert AG mit dem Aktiengeld aktiv und finanziert mit. Gleichzeitig wird eine Getreidereinigung für alle Betriebe in Region geschaffen und ein Stück Unabhängigkeit für die Bauern und Ernährungssouveränität.

oekoreich: Wer sind die bislang mitwirkenden Unternehmen, wen wollt Ihr ansprechen?

 Zurzeit sind dreizehn Betriebe Teil des regionalen Netzwerkes. Darunter sind landwirtschaftliche Betriebe, als auch regionale Geschäfte und Gastronomie-Betriebe. Jeder der Teil des Netzwerkes werden und von seinen Vorteilen profitieren will, kann Partner werden.

Vorteile sind unter anderem die Erschließung von neuen Vermarktungswegen in Niederösterreich und Wien, Vernetzung mit anderen Betrieben und Unternehmen, Austausch von Wissen und Erfahrungen, Kooperationen, gemeinsame Produktentwicklung und direkte Kontakte und natürlich ein erhöhtes Angebot an regionalen und biologischen Produkten. Gesucht sind auch konventionelle Betriebe, die umstellen wollen oder sich gerade in der Umstellungsphase befinden!

oekoreich: Wie kann man sich selbst beteiligen, sowohl als Unternehmen als auch als Privatperson?

Beteiligen kann man sich als Aktionär*in. Dies ist als Privatperson, als auch als Unternehmen möglich. Zurzeit läuft die erste Aktienemission, sie geht noch bis 31. August. Alle erforderlichen Unterlagen finden sich direkt auf der Homepage der Regionalwert AG. Eine Aktie kostet inklusive Agio 550 Euro. Wer sich Aktien kauft, sichert so die regionale und biologische Versorgung in Niederösterreich und Wien.

Und das nicht nur über die Aktien. Sondern auch als Kunden: Denn die Regionalwert-Aktionäre kennen ihre Betriebe. Und je mehr sie bei ihnen einkaufen, desto besser geht es den Betrieben – und der Regionalwert AG. Und natürlich den Aktionären selbst.

oekoreich: Was sind die mittel- und was die langfristigen Ziele Eures Unterfangens?

Die nächsten Schritte ist der stetige Zuwachs an regionaler Versorgungssicherheit mit wertvollen Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung und gesunden Böden durch die Schaffung von neuen Betrieben in der Biolebensmittelwirtschaft.

Das Ergebnis ist eine zukunftsfähige Lebensmittelversorgung, die fair zu Mensch, Tier und nachfolgenden Generationen ist. Die Lebensmittelversorgung ist klima- und ressourcenschonend und bietet Lebensmittel von hoher Qualität für die Menschen in der Region. Die Konsument*innen schätzen das Wissen um die Herkunft und die regionale Erzeugung der Produkte. 

 



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