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Reportage

oekoreich-Preischeck: Das sind die wahren Mehrkosten bei Bio-Lebensmittel

Die preislichen Unterschiede zwischen konventionell und biologisch erzeugten Lebensmitteln sind teilweise extrem groß - wir haben uns das bei Butter, Milch, Äpfel, Fleisch und Erdäpfel genauer angesehen.

9/27/2022
  • Ernährung
  • Landwirtschaft
  • Österreich
oekoreich-Preischeck: Das sind die wahren Mehrkosten bei Bio-Lebensmittel

Vor kurzem haben BIO AUSTRIA und AMA neue Marktzahlen präsentiert, demnach schlägt die Teuerungswelle bei Bio-Lebensmitteln aktuell deutlich weniger stark zu als bei konventionellen. Der Preisabstand zwischen den Produkten verringere sich, so die zentrale Erkenntnis. Doch wie groß ist der Unterschied im Detail gegenwärtig? Die Bürgerinitiative oekoreich der Gemeinwohlstiftung COMÚN hat sich hierzu fünf Lebensmittel des täglichen Bedarfs genauer angesehen.

Mit Ende September wurden die Kosten für Butter, Milch, Äpfel, Hühnerfleisch und Erdäpfel bei den beiden größten Lebensmittelhändlern SPAR und BILLA gegenübergestellt. Dabei wurden die Preise der traditionell günstigsten Eigenmarken S-BUDGET bzw. CLEVER untereinander und mit den Bio-Premiummarken NATUR PUR bzw. JA! NATÜRLICH verglichen. Die Abweichungen zwischen konventionell und biologisch erzeugten Lebensmitteln fällt überraschend unterschiedlich aus.

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Im Schnitt rund 5,4 Kilogramm Butter werden jährlich pro Kopf in Österreich konsumiert - das hat sich in den letzten Jahren kaum geändert. Etwas mehr als 12 Prozent der verkauften Butter werden nach Bio-Standards hergestellt. Bei Butter zeigt sich, dass der Preisunterschied zwischen den traditionell günstigsten Eigenmarken und den Bio-Premiumprodukten aktuell nur noch rund 23 Prozent beträgt. Ein wesentlicher Grund: Während die Preise bei konventioneller Butter um rund 25 Prozent gestiegen sind, wurde Bio-Butter um nur rund 8 Prozent teurer.

Butter (Kilopreise):

·      SPAR S-Budget: 10,36 Euro – Deutschland
·      BILLA Clever: 10,36 Euro - Österreich

·      SPAR „Natur Pur Bio“: 12,76 Euro – Österreich
·      BILLA „Ja! Natürlich Bio“: 12,76 Euro – Österreich
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Auch bei Milch ist der Unterschied zwischen der „klassischen“, also konventionell erzeugten Milch und der Bio-Milch, die teils sogar von Bergbauern stammt, vergleichsweise gering. Im Handel hat Bio-Milch den größten Anteil bei den Lebensmitteln überhaupt, fast 30 Prozent der verkauften Milch wurde nach Bio-Standards produziert. Rund 30 bis 45 Prozent an Mehrkosten beträgt hier der „Bio-Aufschlag“, zuletzt sind die Preise für konventionelle Milch aber mehr als doppelt so stark gestiegen wie jene aus dem Bio-Bereich.
 
Milch (Literpreis):

·      SPAR S-Budget: 1,09 Euro – Österreich
·      BILLA Clever: 1,29 Euro – Österreich

·      SPAR „Natur Pur Bio-Bergbauern“: 1,59 Euro – Österreich
·      BILLA „Ja! Natürlich Bio“: 1,69 Euro - Österreich
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Bei Obst sind die Unterschiede zwar ebenfalls geringer geworden, doch noch deutlich größer. Rund 15 Prozent des in Österreich im Lebensmittelhandel verkauften Obstes wurde unter Bio-Standards erzeugt. Die Bio-Premium-Äpfel kosten rund 100 Prozent mehr als die Äpfel aus konventionellem Anbau, dabei gab es zuletzt im Obstbereich eine interessante Dynamik. Bio-Obst wurde insgesamt betrachtet sogar leicht günstiger, während sich konventionelles Obst um fast 8 Prozent verteuerte.

Apfel (Kilopreise): 

·      SPAR S-Budget: 1,35 Euro – Österreich
·      BILLA Clever: 1,30 Euro – Österreich

·      SPAR “Natur Pur Bio”: 2,79 Euro – Italien
·      BILLA „Ja! Natürlich Bio“: 2,79 Euro – Österreich
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Bei Fleisch ist der Unterschied deutlich spürbar, kostet das Eigenmarken-Einstiegsprodukt bei Hühnerfilet doch weniger als die Hälfte – anders gesagt: Bio kostet im besten Fall satte 120 Prozent mehr als konventionell erzeugtes Fleisch. Und in den letzten Monaten ist der Preis für Bio-Produkte bei Fleisch insgesamt stärker gestiegen als bei konventionell erzeugten Waren.

Hühnerfilet (Kilopreis):

·      BILLA Clever: 12,29 Euro – Österreich
·      SPAR S-Budget: 12,29 Euro – Österreich

·      SPAR „Natur Pur Bio“: 26,99 Euro – Österreich
·      BILLA „Ja! Natürlich Bio“: 29,99 Euro – Österreich
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Noch größer ist der Preisunterschied zwischen konventionellen Lebensmitteln und Bio-Lebensmitteln bei Gemüse. Das sieht man etwa bei Erdäpfeln, wo der „Aufschlag“ aktuell rund 260 Prozent beträgt. Fast 55 Kilogramm Erdäpfel wurden im vergangenen Jahr in Österreich pro Kopf konsumiert, die Anbaufläche für Bio-Erdäpfel ist im Jahresvergleich aber um 5 Prozent gesunken. Vielleicht mit ein Grund für die enormen Preisunterschiede:

Erdäpfel (Kilopreise):

·      BILLA Clever: 0,76 Euro – Österreich
·      SPAR S-Budget: 0,76 Euro – Österreich

·      SPAR „Natur Pur Bio“: 1,99 Euro – Österreich
·      BILLA „Ja! Natürlich Bio“: 1,99 Euro – Österreich
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Die Gesamtübersicht zum oekoreich-Preischeck
Initiative oekoreich fordert: Staat soll im Sinne des Gemeinwohls eingreifen

Dass Bio-Produkte immer noch mitunter deutlich teurer sind als konventionell erzeugte Lebensmittel, ist auch auf die Auslagerung der wahren Kosten zurückzuführen, so oekoreich-Sprecher Sebastian Bohrn Mena: „Eigentlich müsste es doch genau umgekehrt sein. Was zuträglich für unsere Gesundheit, das Tierwohl, den Naturschutz und die kleinbäuerlichen Strukturen ist, das sollte für alle leistbar sein. Würden die langfristigen Schäden durch Pestizideinsatz, Bauernsterben, Ressourcenverbrauch & Co eingepreist, nichts wäre so teuer wie konventionelle Lebensmittel.“

Der Staat habe die Aufgabe hier stärker einzugreifen, über höhere Subventionierung und niedrigere Besteuerung von Bio-Produkten: „Nicht die Tiefe der Geldbörsen der Konsumenten oder das Margenspiel der Konzerne sollten entscheidend sein. Bei der Frage, was unter welchen Bedingungen in unserem Land produziert und zu welchem Preis verkauft werden darf, sollte das Gemeinwohl im Fokus stehen. Gerade jetzt, wo wir im Zuge von Inflation und sozialer Krise über Markteingriffe sprechen, sollten solche Gesichtspunkte auch eine Rolle spielen“ so Bohrn Mena abschließend.


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