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Neue Studie: So positiv wirkt sich vegane Ernährung auf Klima & Umwelt aus

Die Auswirkungen unserer Ernährung sind weitaus größer, als bislang angenommen. Hier kommen alle Zahlen und Fakten.

1/22/2022
  • Landwirtschaft
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Neue Studie: So positiv wirkt sich vegane Ernährung auf Klima & Umwelt aus

Gemüsereis statt Schnitzel gegen die Erderhitzung: Schädliche Treibhausgase würden weltweit signifikant sinken, wenn sich die Bevölkerung einkommensstarker Länder pflanzlich ernähren würden. So könnte der Ausstoß von Emissionen durch die Aufzucht von Rindern, Schweinen oder Hühnern eingespart werden. Die dann freien landwirtschaftlichen Flächen würden im Kampf gegen die Klimakrise ebenfalls enorm helfen. Das zeigte eine Studie im Fachmagazin "Nature Food".

Zudem würden die Männer, Frauen und Kinder in reichen Staaten - wie Österreich - durch eine fleischlose Ernährung gesünder leben. Krankheiten, die auf übermäßigen Fleischkonsum zurückgehen, würden deutlich abnehmen. Das zeigten die internationalen Studienautorinnen und -autoren, unter ihnen auch Martin Bruckner von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Die Experten wiesen aber darauf hin, dass ein gesamtgesellschaftlicher Wechsel auf vegane Ernährung langwierig und mit vielen Hürden versehen sei. Die Politik müsste dafür mit gezielten Förderungen und Kampagnen tätig werden.

Riesige Auswirkungen auf Klima

Die globalen Auswirkungen unserer Essensgewohnheiten dürften nicht unterschätzt werden. Unser Ernährungssystem ist jedes Jahr für 26 Prozent der menschengemachten Treibhausgase verantwortlich. Selbst wenn die ganze Welt ab sofort keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen würde, wären allein die Emissionen aus dem Ernährungssystem für die Erderhitzung um 1,5 Grad und bis Ende des Jahrhunderts sogar bis zwei Grad verantwortlich. Im Pariser Klimaabkommen einigte sich die Staatengemeinschaft auf das verankerte Ziel, die Erderwärmung zum Schutz des Planeten und seiner Bewohner möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Das Ergebnis der Studie legt laut Expertinnen und Experten nahe, dass alleine die Wiederherstellung der Ökosysteme durch eine Ernährungsumstellung der Bevölkerung reicher Länder das Potenzial habe, den Emissionsausstoß so zu reduzieren, das diese Staaten nur durch diese Maßnahme das 1,5-Grad-Ziel erreichen. Im Jahr 2013 war der Fleischkonsum pro Kopf in einkommensstarken Ländern fast sechs Mal so groß wie in Staaten mit niedrigem Einkommen.

Große Flächen würden frei werden

Reiche Länder importieren dazu zum größten Teil Fleisch und tierische Produkte aus dem Ausland. Sollte sich die Bevölkerung in diesen Regionen weitgehend vegan oder vegetarisch ernähren, würden mit sofortiger Wirkung große Agrarflächen frei werden, auf denen bisher Tiere gezüchtet wurden.

Die natürliche Bepflanzung dieser Felder würde nicht nur der Biodiversität helfen, sondern auch das ursprüngliche Ökosystem wieder in Balance bringen. Für die volle Wirkung müssten aber viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen. Dafür brauche es einen langen Atem und politisches Engagement, so die Forscher. Auf diese Weise könnte die Erde wieder deutlich mehr Kohlenstoff speichern. Laut aktuellen Berechnungen kann die weltweite Vegetation nur 50 Prozent des schädlichen Kohlenstoffs wegen der menschlichen Landnutzung halten. Nicht berücksichtigt sind in diesem Szenario allerdings mögliche Rückschläge durch von der Klimakrise ausgelöste Extremwetter-Ereignisse, wie Fluten oder Brände.

Laut Berechnung der Studienautoren könnte Land, das durch die Reduzierung des Konsums von Fleisch- und Milchprodukten sowie Eiern wieder frei wird, die 81-fache Menge der jährlichen Treibhausgas-Emissionen der gesamten Agrarproduktion für reiche Länder speichern. Eine Ernährungsumstellung auf weitgehend pflanzliche Kost in reicheren Ländern auf Basis der Empfehlungen der sogenannten EAT-Lancet-Kommission von 2010 würde die jährlichen Emissionen durch direkte landwirtschaftliche Erzeugnisse um 61,5 Prozent reduzieren.

Nahrung mehr als genug vorhanden

Die positiven Auswirkungen auf die Klimakrise wären aber noch deutlich höher: Nicht mit einberechnet sind dabei nämlich die zusätzlichen Emissionen, die durch den Wegfall von Transportwegen, Verpackungsherstellung oder etwa dem Verkauf der tierischen Produkte eingespart werden können. Fast die Hälfte der Reduktion könnte allein in den USA (29,9 Prozent), Frankreich (7,1 Prozent), Australien (6,5 Prozent) und Deutschland (4,4 Prozent) erreicht werden.

Sorgen um ausreichend Nahrung muss man sich bei einem fleischfreien Szenario übrigens nicht machen: Es müsste nur eine geringe Erhöhung des Anbaus von Obst oder etwa pflanzlichem Protein, wie Linsen, Kichererbsen oder Tofu, geben. Pflanzen, die bisher für die Fütterung von Tieren angebaut wurden, könnten ohne Umweg direkt von Menschen gegessen werden.

Ärmere Länder, die vielfach für die aktuelle Produktion des Fleisches zuständig sind, dürften bei der Umstellung aber nicht vergessen werden. Der Wegfall der Einnahmequelle könnte durch Assistenzprogramme und die Umschichtung von Förderungen ausgeglichen werden. Jedes Jahr werden laut Studienangaben rund 700 Milliarden US-Dollar (rund 620 Milliarden Euro) an landwirtschaftlichen Zuschüssen vergeben, die aktuell trotzdem zu keiner klimafreundlichen Produktion führen.

So stark wirkt sich unsere Ernährung auf das Klima aus

Durch eine fleischreduzierte biologische Ernährung könnten laut einer von Greenpeace und der Bio-Marke "Ja! Natürlich" vorgestellten Studie des Forschungsinstituts FiBL in Österreich jährlich 5,3 Millionen Tonnen an Emissionen eingespart werden. "Das sind 40 Prozent aller ernährungsbedingten Treibhausgase und entspricht den jährlichen Emissionen von Tirol", hieß es in einer Aussendung der Umwelt-NGO.

Für die Studie wurden die Treibhausgasemissionen von Produkten aus biologischer, konventioneller sowie regionaler Produktion berechnet. Der Warencheck belegt demnach: Konventionelle Produkte weisen, selbst wenn sie aus regionaler Produktion stammen, eine schlechtere Klimabilanz auf als Bio-Produkte. Die Bio-Produkte schneiden durchschnittlich 25 Prozent besser ab als die Konventionellen. Sind die Bio-Lebensmittel auch regional produziert, verbessert sich dieser Wert auf 31 Prozent.

Fast ein Drittel der Klima-Emissionen sind ernährungsbedingt

"Die Tatsachen liegen auf dem Tisch: Ernährungsbedingte Emissionen machen in Österreich bis zu 30 Prozent der Gesamtemissionen aus. Somit ist das Ernährungssystem einer der größten Schalthebel im Kampf gegen die Klimakrise", sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Natalie Lehner bei der Präsentation der Studie. Greenpeace forderte daher von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) einen Ausbau der Bio-Landwirtschaft auf 40 Prozent und eine Reduktion von Fleischproduktion und -konsum um 50 Prozent bis 2030.

Einen Betrag zur Reduktion des Fleischkonsums und zur Einsparung von Emissionen kann auch jeder Verbraucher selbst umsetzen. Im Bericht finden sich dafür wichtige Empfehlungen. Die Studienautoren stellen klar fest, weniger Fleisch ist das Ziel und wenn Fleisch konsumiert wird, dann von hoher Qualität. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Verbraucher mehr auf eine pflanzenbasierte Ernährung setzen sollten.

Im Supermarkt vermehrt zu Bioprodukte und zusätzlich auf saisonale sowie regionale Erzeugnisse greifen, ist ein weiterer Punkt. Heißt im Klartext: keine Tomaten oder Erdbeeren im Winter. Diese sind durch die Heranreifung im Gewächshaus und den weiten Transportweg – zum Teil mit dem Flugzeug – sehr umweltschädlich.

Verschwendung von Lebensmitteln vermeiden

Besonders sollten Verbraucher auf vermeidbare Lebensmittelabfälle im Haushalt achten. Dazu gehört bewusst mit Lebensmitteln umzugehen, Mengenrabatte sowie Billigaktionen auszuschlagen, wenn sich keine Verwendung für die Produkte findet. Das Wissen rund um die richtige Lagerung und Haltbarmachung von Nahrungsmitteln, kann diese vor der Mülltonne bewahren. Außerdem gilt: das Mindesthaltbarkeitsdatum ist keine Wegwerfdatum.

Halten Konsumenten ein Produkt mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum in der Hand, gilt es zuerst die Verpackung zu kontrollieren. Beschädigungen ermöglichen Keimen oder Bakterien einen Nährboden. Dadurch kann es zu einer Verkürzung der Lebensmittel-Haltbarkeit kommen. Anschließend sollte ein Sinnestest durchgeführt werden, heißt ganz einfach: schauen, riechen und schmecken. Folgende Fragen werden dabei beantwortet: Haben sich Farbe, Konsistenz, Geruch oder Geschmack verändert oder nicht? In letzterem Fall kann das Lebensmittel noch mit guten Gewissen verzehrt werden.

Wenn möglich, ist der Griff zu Convenience-Produkten, also tiefgekühlte und hochverarbeitete Lebensmittel, zu vermeiden. Ein weiter Boden sollte zudem um palmölhaltige Produkte gemacht werden. Finger weg also von Snacks, Knabbereien, Aufstriche und Margarinen sowie einigen Schokoladenprodukte, in denen Palmöl verarbeitet ist. Viele Produzenten kennzeichnen dies oft nicht gut ersichtlich, deshalb ist hier genaues Hinsehen gefragt.

(oekoreich/APA)


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