Ein aufmerksamer oekoreich-Leser hat uns ein Foto aus einem oberösterreichischen SPAR-Markt geschickt: Ein Stück Kopfsalat zum Preis von 99 Cent, geliefert laut Schild aus den Niederlanden. Das wirft die Frage auf, wieso der Salat Mitte Mai ausgerechnet aus Holland kommen muss. Wir haben den aktuellen Fall zum Anlass genommen, um bei SPAR nachzufragen. Auch diesmal haben wir rasch und freundlich eine Rückmeldung vom Konzern bekommen, auch wenn die Informationen eher spärlich ausfielen.
Das haben wir SPAR gefragt
Zuerst wollten wir wissen, wie viel Kopfsalat jedes Jahr von SPAR in Österreich verkauft wird und wie viel davon aus heimischer Erzeugung stammt. „Im Jahr 2020 haben wir 5.500.000 Stück Kopfsalat verkauft, der Selbstversorgungsgrad mit heimischer Ware liegt bei 65 Prozent“ sagt dazu Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Von Ende Oktober bis Mitte März müsse man auf ausländische Ware zurückgreifen, weil der Kopfsalat in der Zeit nicht in Österreich wachse, so die SPAR-Sprecherin. Grundsätzlich kann Österreich bei Kopf- und Eissalat übrigens seinen Bedarf zu rund 83 Prozent aus eigener Erzeugung decken, das ist deutlich mehr als bei anderen Salatarten. Der meiste heimische Salat kommt aus Wien, gefolgt von Oberösterreich und der Steiermark. Aber nun wieder zurück zu SPAR.
Wir wollten nämlich wissen, wieso auch noch Mitte Mai nachweislich der Kopfsalat aus den Niederlanden importiert wird, statt auf heimische Ware zu greifen, die doch bereits in hinreichender Menge verfügbar sein müsste. Hier antwortet die SPAR-Sprecherin: „Dieses Jahr ist alles anders. Es ist zu kalt und der heimische Salat ist einfach noch nicht so weit. Zumindest noch nicht in einer für uns ausreichenden Menge. Daher mussten wir heuer länger auf ausländische Ware zurückgreifen. Seit Anfang Mai haben wir aber mittlerweile wieder fast ausschließlich heimische Ware im Sortiment.“ Ja, aber eben nur fast. Es handelt sich also um ein Kapazitätsproblem, sagt SPAR. Bei anderen Lebensmittelhändlern dürfte es diese Lieferengpässe derzeit aber nicht geben, beim Konkurrent BILLA gibts den österreichischen Häuptelsalat nämlich schon in ausreichender Menge und kurioserweise - sogar noch um 10 Cent billiger pro Stück, worauf uns eine andere oekoreich-Leserin aufmerksam machte. Das wirft natürlich weitere Fragen auf, denen wir zu einem späteren Zeitpunkt nachgehen werden.
Was uns SPAR nicht sagen wollte
Insbesondere bei Salat wurde mehrfach Höchstmengen-Überschreitungen festgestellt
Denn wir hatten noch mehr Fragen an den größten Lebesmittelhändler Österreichs. Wir wollten von SPAR wissen, wer genau der Produzent des aktuell im Regal liegenden holländischen Salats ist. Das wäre wichtig, um nachvollziehen zu können, mit welcher Qualität wir hier konkret konfrontiert sind. Immerhin sind die gesetzlichen Standards in Holland andere als in Österreich, weswegen zurecht viele heimische Konsumenten gerne auf regionale Ware zurückgreifen. Leider hat SPAR uns diese Frage nicht beantwortet, damit ist auch keine tiefergehende Recherche möglich. Sehr bedauerlich, aber für den Moment müssen wir uns damit begnügen. Wieso uns das so wichtig ist?
Wiederholt hatten Umweltexperten anhand von Tests in unabhängigen Laboren nachgewiesen, dass Obst und Gemüse aus dem Ausland zum Teil mit hohem Einsatz von Pestiziden hergestellt wird. Insbesondere bei Salat wurden mehrfach Höchstmengen-Überschreitungen festgestellt, in einem Fall wurde auch ein in Deutschland nicht zugelassenes Fungizid in einem importierten Salat dokumentiert. Und der kam just aus Holland, weswegen es uns natürlich brennend interessieren würde, mit welchem Lieferanten wir es hier zu tun haben und ob dieser vielleicht in der Vergangenheit mit Grenzwert-Überschreitungen auffällig geworden ist. Wir hatten aber noch eine Frage an SPAR.
Günstigerer Einkauf, günstigerer Preis?
Denn wir wollten auch wissen, ob es einen preislichen Unterschied zwischen heimischer und importierter Ware gibt – und zwar was den Einkauf-, als auch was den Verkaufspreis betrifft. Also ob der Kopfsalat aus den Niederlanden billiger ist als der österreichische Salat, wovon wir ehrlich gesagt ausgehen. Denn für uns ist auch wichtig zu dokumentieren, wie sich das Spiel der Handelskonzerne mit Margen auf die Bezahlung der Bauern und die Preise für die Konsumenten auswirkt. Ganz viel wird dadurch letztlich bestimmt, wie wir an anderer Stelle aufzeigen werden. Aber leider: Der SPAR-Konzern hat auch diese Frage unbeantwortet gelassen. Wir können daher nur mutmaßen, dass der importierte Salat deutlich billiger im Einkauf ist als jener, der von österreichischen Landwirten erzeugt wird. Ob dieser Preisvorteil für den Handelskonzern aber auch an die Kunden weitergegeben wird, bleibt offen. Dass der aus Holland importierte Kopfsalat bei SPAR aber 10 Cent mehr kostet als der heimische Salat bei BILLA, kann viele Gründe haben. Auffällig ist es jedenfalls.
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