Die „Österreichischen Konsumdialoge: Lebensmittel“ gingen Ende September mit über 2.000 Mitwirkenden in Steyr über die Bühne, nun kam es in ihrem Nachklang aber noch zu einem ganz besonderen Round Table. Unter dem Schwerpunkt Klima & Ernährung kam Anfang November eine hochkarätige und äußerst diverse Runde im Bundesministerium für Klimaschutz zusammen, um sich kennenzulernen, sich wechselseitig auszutauschen und vor allem auch um Bundesministerin Leonore Gewessler ihre Perspektiven näherzubringen.
Vom Milchbauern & Obmann der größten Molkerei Österreichs bis zur Schülervertreterin, vom Freiwilligenleiter einer Sozialeinrichtung bis zum Vorstand eines internationalen Handelsunternehmens waren ganz unterschiedliche Personen der Einladung der Stiftung COMÚN gefolgt. Der bewusst nicht-öffentliche Austausch war von Wertschätzung und Offenheit geprägt, im Mittelpunkt stand die Frage, welchen Einfluss unsere Ernährung auf das Klima und das Klima auf unsere Lebensmittel-Erzeugung hat.
Nachhaltige Beschaffung für öffentliche Küchen
Dabei wurde etwa darauf hingewiesen, dass laut Expert:innen alleine die Erzeugung und Verteilung von Lebensmitteln bis zum Jahr 2100 für ein Grad an Erderwärmung verantwortlich sein könnte. Was, wo und wie erzeugt werde und wie wir uns ernähren, das habe ganz maßgeblichen Einfluss auf das Weltklima. Dabei ginge es aber nicht nur um das individuelle Konsumverhalten, sondern auch um das Angebot. Dieses würde die Nachfrage entscheidend bestimmen, wie man nicht nur in den Supermärkten sehen könne.
So habe die aktuelle Bundesregierung bereits maßgebliche Impulse im Bereich der öffentlichen Küchen gesetzt, etwa mit dem Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung. Dennoch würden in der gelebten Praxis nach wie vor anonyme Fertigspeisen und Süßigkeiten aus China in den Kantinen liegen. Der Konsument könne die Probleme nicht alleine lösen, war sich die Runde einig, es brauche auch Innovation in der Produktion und mehr Transparenz im Handel und in der Außer-Haus-Verpflegung.
Bauern stellen sich auf verändertes Konsumverhalten ein
Es gehe auch um eine soziale Frage, denn nicht nur diejenigen, die es sich leisten können, sollten Zugang zu hochqualitativen und regionalen Lebensmitteln haben. Die Teuerungswelle habe hier ihre Spuren hinterlassen, armutsbetroffene Menschen haben oft nicht die Wahl und müssten zu den günstigsten Produkten oder Lebensmittelspenden greifen. In der Landwirtschaft sei der Klimawandel schon stark spürbar, etwa über Wetterextreme. Die Bauern würden sich auch auf verändertes Konsumverhalten einstellen, etwa mit regionalem Haferdrink.
Großen Einfluss auf das Klima habe auch die Lebensmittelverschwendung, die aktuell bei 30 bis 40 Prozent der erzeugten Mengen liege. Übermäßige Ressourcennutzung könnte vermieden werden, wenn viele Lebensmittel gar nicht erst produziert würden. Am besten wären eine Optimierung in der gesamten Lieferkette und eine zielgerichtete Reduktion der Produktion. Eine interministerielle Servicestelle für nachhaltige lebensmittel- und Ernährungssysteme von drei Bundesministerien, dem BMK, BML und BMSGPK, angesiedelt bei der AGES, würde sich nun intensiv diesen und vielen weiteren Fragen widmen.
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