Es sind ungewohnt offene Worte, die der in der Branche sehr mächtige Chef der österreichischen Schweinebörse, Johann Schlederer, jüngst in einem Gespräch mit dem „Standard“ fand. Gegenwärtig würden die Preise für geschlachtete Tiere in lichte Höhen schießen, das Allzeithoch würde sich demnächst auch auf den Verkaufspreis im Lebensmittelhandel sowie auf die Preise in der Gastronomie auswirken.
Eine gute Entwicklung, möchte man meinen, denn wenn Schweinefleisch zum Spottpreis verschleudert wird, dann ist das nicht nur eine Entwertung der Tiere, sondern auch von bäuerlicher Arbeit. Und scheinbar, so zeigen die ersten Entwicklungen, geht deswegen der Fleischkonsum nicht dramatisch zurück – die Konsument*innen dürften also nicht so preisempfindlich sein, wie manche vielleicht gerne behaupten.
Vorherrschende Haltung als „Hardcore“ bezeichnet
Die Branche sei im Umbruch, betont Schlederer beim „Standard“, die gesellschaftlichen Erwartungen an die Fleischproduktion hätten sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. „Innerhalb weniger Jahre soll aus Hardcore-Haltung ein Streichelzoo gemacht werden", wird er zitiert. Dass die derzeit vorherrschende Vollspaltenboden-Haltung als „Hardcore“ bezeichnet wird, das hört man von einem mächtigen Fleischlobbyisten eher selten.
Dass mehr Platz, Stroheinstreu und Zugang zu Freilaufflächen ein „Streichelzoo“ wären, das würden wohl viele Menschen und nicht nur Tierschützer*innen in Abrede stellen. In der Ferkelmast gibt es jedenfalls gegenwärtig Engpässe und das würde sich auf die Verfügbarkeit von Fleisch auswirken. Letztes Jahr sind 5 Prozent weniger Ferkel in Österreich gemästet worden, dieses Jahr soll der Bestand um weitere 5 Prozent absinken.
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