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Meinung

Der „Sündenfall“: Wie Konzerne uns importiertes Tierleid ins Regal legen

Konzerne sind nicht blöd - sie wissen genau, wie sie ihre Profite am meisten steigern können. Und sie schrecken nicht davor zurück das auf dem Rücken von Tieren und Natur zu machen.

8/16/2021
  • Landwirtschaft
  • Tiere
  • Österreich
Der „Sündenfall“: Wie Konzerne uns importiertes Tierleid ins Regal legen

Der Aufschrei hätte kaum größer sein können, als kürzlich zum ersten Mal seit über 10 Jahren wieder importierte Frisch-Eier in einem österreichischen Supermarktregal landeten. Nicht nur heimische Landwirte äußerten lautstark ihre Entrüstung, auch zahlreiche Konsumenten zeigten in sozialen Netzwerken ihr aufrichtiges Entsetzen. Es ist nicht so, als wären wir nicht tagtäglich mit dem Problem der importierten Massentierhaltung konfrontiert. Aber hier wurde bewusst eine Grenze überschritten.

Als Österreich sich im Jahr 2009 entschied aus der elenden Käfighaltung auszusteigen, als erstes europäisches Land, und zudem deutlich höhere Produktionsstandards wie etwa die gentechnikfreie Fütterung zur Norm zu erheben, kam es zum historischen Schulterschluss: Kein Handelskonzern listete mehr die billigeren Importeier, die österreichischen Bäuerinnen und Bauern waren gerettet. Auch die Konsumenten waren bereit die paar Cents mehr zu übernehmen, die diese höherwertigere Produktion von Eiern mit sich bringt.

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Die ausländische Käfighaltung ist grausamer als wir uns vorstellen können
Die Eier waren wohl nur ein Testballon

Was hat sich seither geändert, dass man nun an diesem Fortschritt rüttelt? Was bewegt einen Handelskonzern dazu, sich von diesem Weg in die Zukunft zu verabschieden und wieder das Rad der Zeit zurückzudrehen? Mangels Auskunft wissen wir es nicht, wir können leider nur vermuten. Aber der „Sündenfall“, wie Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger die Importeier beim Diskonter nannte, ist es wert thematisiert zu werden. Denn es steckt weit mehr dahinter als eine fehlgeschlagene Aktion.

Vermutlich sollte hier gezielt ein Testballon gezündet werden, um herauszufinden, ob die Öffentlichkeit schon wieder bereit wäre für Importeier. Oder generell für mehr Importware, sind die Eier doch nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe. Ein gefährliches Spiel, das hier von manchen gespielt wird, immerhin kann das ganze Kartenhaus, das unsere kleine österreichische Landwirtschaft inmitten der gewaltigen europäischen Massentierhaltung darstellt, in sich zusammenbrechen, wenn die Qual-Eier erst ins Rollen kommen.

Wir kaufen, was im Regal liegt

Die Eier stehen symbolisch für all das, was wir seit Jahren versuchen zu verbessern. Ob bei Geflügel, Rindern oder Schweinen, jeglicher Fortschritt im Bereich der landwirtschaftlichen Nutzung von Tieren ist darauf angewiesen, dass er auch abgegolten wird. Passiert das nicht, geht das unweigerlich zulasten der Landwirte – die dann zusperren müssen. Das muss zum Teil der Staat machen, mit Fördergeldern und über die öffentliche Beschaffung. Das muss aber vor allem der Konsument machen, mit seinem Einkaufskorb.

Wir Konsumierende können aber nur kaufen, was man uns ins Supermarkt-Regal legt. Und wenn man uns die Importware zum Spottpreis anbietet, dann werden viele von uns zugreifen – weil sie es aus Einkommensgründen müssen, oder weil sie es nicht besser wissen. Woher denn auch, schaltet man den Fernseher ein, dann sieht man viel zu selten die Realitäten der ausländischen Lebensmittelproduktion, die wahren Bedingungen für die Tiere, sondern fast ausschließlich die geschönten, nahezu idyllischen Werbebilder.
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Wer die heimische Landwirtschaft schützen will, muss regional konsumieren
Die Errungenschaften verteidigen

Es war zwar beruhigend, dass sich eine Reihe von großen Händlern postwendend öffentlich zum österreichischen Frisch-Ei bekannten und schworen, niemals von ihm abzurücken. Doch zurück bleibt der schale Nachgeschmack eines Tabubruchs, wie wir ihn wohl öfter zu erwarten haben, wenn wir nicht entschieden dagegen vorgehen. Als Bürger genauso wie als Konsumenten. Es gilt die Errungenschaften in unserem Land zu verteidigen und die Zeichen zu erkennen, wenn sie bedroht sind. Mit den importierten Qual-Eiern beginnt es.

Anfang des Jahres haben 416.000 Menschen für einen systemischen Wandel unterschrieben, das Tierschutzvolksbegehren wurde nicht umsonst zur erfolgreichsten Bürgerinitiative seit Jahren. Die Menschen möchten eine ökologisch gerechtere Welt, auch für ihre Nachkommen. Das ist keine Utopie, es ist vielmehr die pure Notwendigkeit. Bleibt zu hoffen, dass diese Botschaft auch bei den Entscheidungsträgern in Politik wie Handel ankommt.



Dieser Beitrag erschien am 12. August 2021 zuerst unter dem Titel "Die Qual-Eier dürfen nicht rollen" in der Tageszeitung Österreich. Die Entstehung dieses Beitrags wurde durch eine entgeltliche Zusammenarbeit ermöglicht. Die redaktionelle Unabhängigkeit wurde davon nicht berührt.


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