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Kolumne

Da fehlt doch was: Die Crux mit den Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel sind in Österreichs Schubladen gang und gäbe. Doch was steckt wirklich drin - und wie gesund ist das?

11/4/2022
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Da fehlt doch was: Die Crux mit den Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel sind in Österreichs Schubladen gang und gäbe. Laut einer Umfrage der Statistik Austria im Jahr 2021 greifen 31 Prozent regelmäßig, 27 Prozent gelegentlich und nur 31 Prozent sicher nicht zu Nahrungsergänzungsmittel. Vitamine, gefolgt von Mineralstoffen, Proteinen, Antioxidantien und diverse Mischungen sind gefragt.

Abgesehen vom Genuss, der uns entgeht, könnten wir uns von einer Tablette oder einem Saft ausreichend ernähren? Magnesium gegen die Krämpfe, Vitamin A für die Augen… so werden Lebensmittel oftmals auf einzelne Nährstoffe reduziert und diese gesondert als Tablette beworben. Fehlt da nicht etwas?

Neue Erkenntnisse

Jedes Lebensmittel zeichnet eine gewisse Matrix aus – eine Struktur aus unterschiedlichen Räumen und Bestandteilen. Alle Nährstoffe befinden sich absichtlich, ganz zielbewusst in den jeweiligen Räumen, getrennt voneinander. Die Nährstoffe können gebunden, gelöst, isoliert oder frei ganz unterschiedliche biologische Wirkung zeigen.

Es sind nicht nur einzelne biochemische Stoffe für sich wirksam. Es ist nicht nur das Kalzium in der Milch, sondern eben auch Laktose, die die Kalziumaufnahme im Körper erhöht. Es sind nicht nur die Ballaststoffe, die Vollkornprodukte so wertvoll machen.

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Da steckt mehr drin, als vielen bewusst ist
Gesättigte Fettsäuren werden pauschal mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert, da diese das LDL-Cholesterin im Blut erhöhen. Gerade vor fettreichen Milcherzeugnissen wurde auf Grund eines erhöhten Krankheitsrisikos gewarnt und magere Milchprodukte empfohlen.

Diese Schlussfolgerung beruhte auf den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen und ist heute unter der Berücksichtigung neuer Erkenntnisse der Lebensmittelmatrix überholt. So zeigen neuere Studien (vgl. Elwood 2010, Gibson 2009, Patterson 2013, Abreu 2014, Bel-Serrat 2013) kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deuten auf einen umgekehrten Zusammenhang.

Die Struktur des Lebensmittels ist wichtig

Bekanntermaßen ist im Apfel Fruchtzucker enthalten. Nun ist auch auf vielen Verpackungen der Lebensmittelindustrie auf der Zutatenliste die Zutat „Fruktose-Sirup“ zu lesen. Ja, sogar beworben als scheinbar wertvoller Fruchtzucker. Da gibt es aber einen großen Unterschied.

Während im Apfel der natürliche Fruchtzucker gemeinsam mit anderen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen in einer Struktur aus Ballaststoffen vorkommt, ist der hochkonzentrierte Sirup ein Isolat und meistens in Süßigkeiten und Co. zu finden. Und da wäre noch die Tatsache, dass man nach einem oder auch zwei Äpfel bereits genug vom Apfel hat.

Die Struktur eines Lebensmittels ermöglicht mir eben auch, mich satt zu essen. 16 Äpfel auf einmal zu essen, wird mir vermutlich nicht gelingen. Tabletten kann ich viele schlucken und mein Körper hat nicht die Möglichkeit, mir zu zeigen, dass es zu viel ist. Das Sattessen lässt uns verschiedene Lebensmittel essen und verhindert eine zu hohe Konzentration an einzelnen Nährstoffen.

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Je mehr wir über unsere Lebensmittel wissen, umso mehr können wir sie schätzen
Verkaufsschlager Gesundheitsversprechen

Verschiedene Gesundheitsmarker werden bis heute ohne Berücksichtigung der umgebenden Matrix verwendet und die Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln ändern nicht nur die Menge oder Zusammensetzung der Stoffe, sondern auch die Matrix.

Präparate mit einem Gesundheitsversprechen verkaufen sich halt gut. Schöner, g´scheiter und älter soll sich aufgrund von einzelnen Stoffen oder Mischungen verwirklichen lassen. Es liest sich doch wunderbar, wenn geschrieben wird, dass wir 150 Jahre alt werden könnten. Abgesehen von der Arroganz, die da drinnen steckt, möchte vielleicht die Welt nicht, dass wir so alt werden.

Natürlich gilt das sowieso nur für jene, die es sich leisten könnten. Nährstoffe beeinflussen sich gegenseitig und in der Form, in der sie in einem Lebensmittel vorkommen können. So können sie immer als Ganzes betrachtet ihre Wirkung entfalten. Sprechen wir also in Zukunft nicht mehr vom gesunden Betacarotin, sondern von der gesunden Karotte oder nicht nur vom wertvollen Eiweiß, sondern vom wertvollen Fleisch.

Den wahren Wert erkennen

Nahrungsergänzungsmittel sind uns viel wert. So wurden im Jahr 2019 in Österreichs Apotheken 252 Millionen Euro dafür ausgegeben. Produkte, die über Drogerien und Supermärkte oder im Internet vertrieben werden, sind nicht erfasst. Laut Angaben des Marktforschers IQVIA wächst der Markt jährlich um fünf Prozent.

Wie viel Geld ist uns ein Schnitzel wert oder eine Karotte? Wenn wir verstehen würden, was unser Essen alles kann und wie genial unsere Lebensmittel sind, dann würden wir dem, was auf dem Teller liegt, vermutlich einen größeren Wert zuschreiben.

Bei Lebensmitteln fordern wir Transparenz, Qualität, Nachhaltigkeit und vieles mehr. Wie sieht es da bei Kapseln, Pulver und Co. aus? Mehr Informationen finden sich auch auf der Homepage der "Esserwisser".


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