Die exklusive Reportage von oekoreich ging durch die Decke. Eine Mitarbeiterin des Großhändlers KASTNER hatte sich an mit internen Unterlagen an uns gewandt. Daraus geht hervor, dass der Handelskonzern offenbar plant, nun wieder verstärkt auf Rindfleisch aus Übersee zu setzen. Konkret aus Argentinien soll die Ware stammen, die laut den internen Mails bald unter großem Einsatz von Werbung an die Kund*innen gebracht werden soll.
Bedenken wegen der Herkunft des Fleisches hat man offenbar keine. Dabei ist bereits seit längerem bekannt, dass insbesondere südamerikanisches Fleisch nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch aufgrund von Landraub und Zerstörung der Umwelt möglichst nicht in Europa konsumiert werden sollte. Entgegen den Werbebildern sind die sogenannten „Feedlots“ alles andere als tier- oder umweltfreundlich.
Viele Unternehmen boykottieren bereits – KASTNER scheinbar nicht
Zahlreiche Handelsunternehmen boykottieren das Fleisch deshalb inzwischen, auch im Einzelhandel findet man es in Österreich nicht mehr. Ganz anders sieht es offenbar bei KASTNER aus. Mehrere Anfrage von oekoreich blieben unbeantwortet, das Familienunternehmen zieht es offenbar vor zu schweigen. Interne Kritik sei unerhört verhallt, so die Mitarbeiterin, die aus Angst vor Konsequenzen ungenannt bleiben möchte.
Besonders pikant wird die Causa zudem, wenn man sich den Außenauftritt der Firma KASTNER ansieht, die offensiv und sehr umfangreich mit Nachhaltigkeit und Regionalität wirbt. Demnach sei man sich der besonderen Verantwortung bewusst und würde das auf allen Ebenen des Unternehmens auch leben. Wie eine Import-Offensive von fragwürdigem Fleisch aus Südamerika dazu passt, das bleibt aber unbeantwortet.
KASTNER profitiert von Intransparenz in Gastronomie
Die Mitarbeiterin hat das jedenfalls satt – und wohl auch viele Konsument*innen. Den Großhändler zu boykottieren, wird aber gar nicht so einfach, denn dieser beliefert in erster Linie die Großküchen und Restaurants im Land. Dort erfährt man bislang nicht, woher das aufgetischte Fleisch tatsächlich stammt. In der Vergangenheit wurden bereits Fälle bekannt, in denen brasilianisches Rindfleisch als „Spezialität aus Salzburg“ präsentiert wurde.
Höchste Zeit für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, die solche Betrügereien aufdecken würde. Für die Umsetzung gibt es einen breiten Konsens in der Bevölkerung, nur Teile der ÖVP blockieren das bislang. Auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hat sich zuletzt gegen verpflichtende Transparenz in der Gastronomie ausgesprochen und damit den eigenen Landwirten einen schweren Schlag versetzt.
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