Die Recherche der Investigativ-Plattform „Dossier“ liest sich wie eine Räuberpistole – niemand kann so dreist Konsument*innen anschwindeln, denkt man sich beim Lesen der umfangreichen Reportage. Doch wie sich herausstellt, scheint der gegenständliche Fall nicht nur ein Paradebeispiel für Etiketten-Schwindel zu sein, sondern wirft auch ein schiefes Licht auf die offenbar gängige Praxis bei Importen von Gemüse und Obst.
Der Fall in Kurzfassung: Ein niederösterreichischer Champignon-Produzent importiert mit Sattelschleppern massenhaft vorgezüchtete Pilze in Kisten, die dann in seiner Produktionsstätte im beschaulichen Pielachtal „geerntet“ werden. Verkauft werden die Champignons dann exklusiv beim Handelsgiganten SPAR als „Leckerbissen aus der Region“, mit dem Versprechen von „100 Prozent aus Österreich“.
Kein Einzelfall: Durch Zufall aufgedeckt
Aufgedeckt wurde die ganze Causa per Zufall, ein polnischer Sattelschlepper mit der kostbaren Pilz-Ladung aus Deutschland war in einen Unfall verwickelt, die „Dossier“-Redaktion hatte dann weiter recherchiert. Wie die Reportage aber auch zeigt, ist das Vorgehen von Produzenten und Händler offenbar im Einklang mit den geltenden Gesetzen in Österreich. Beide betonen auch, dass sie nichts Problematisches daran finden würden.
Wie „Dossier“ weiter zeigt, scheint das die gängige Praxis grundsätzlich bei Gemüse in österreichischen Supermärkten zu sein. Auch aus der Ukraine dürften Pilze als „vorgezüchtete“ Ware nach Österreich kommen und dann mit dem vermeintlichen Gütesiegel regionaler Herkunft ausgestattet, als österreichische Ware an den Konsumenten verbreitet werden. Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen.
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