Vor wenigen Tagen wurde eine junge Frau beim Spaziergang mit ihrem Hund in Brandenburg hellhörig, als sie seltsame Geräusche aus einem großen Container vernahm. Sie sah rein – und machte eine grausame Entdeckung. Inmitten von dutzenden toten Tieren entdeckte sie drei schwer verletzte, aber noch lebende Ferkel. Die Schweinchen mussten über längere Zeit laut gequickt haben, um auf ihre schreckliche Lage aufmerksam zu machen.
Die Hilfe für die jungen Tiere kam zu spät, alle drei mussten getötet werden. Seither fragen sich viele Menschen in ganz Deutschland, wie es so überhaupt weit kommen kann, dass lebendige Tiere wie Müll entsorgt werden. Und wieso grundsätzlich so viele Ferkel tot im Kadavercontainer landen. Auch in Österreich gehen Medien solchen Fragen nun verstärkt nach, was nicht zuletzt auch Ausdruck eines steigenden Bewusstseins in der Gesellschaft ist.
Warnungen verhallen ungehört
Über 50 Millionen Ferkel werden jedes Jahr in Deutschland geboren, bis zu 30 Ferkel pro Zuchtsau. Das sind aber nur jene, die ihre ersten Lebenstage überleben, denn die rund 15 Prozent, die in den ersten Wochen sterben, sind hier nicht miteingerechnet. Diese über 8 Millionen tote Ferkel sind vielleicht das sichtbarste Symptom eines auf Masse und Leistung ausgerichteten Systems, in dem Tiere völlig objektiviert werden.
Was passiert, wenn man die Menge über das Tierwohl stellt, konnte man kürzlich in einer der größten Zuchtanlagen Deutschlands sehen, die vollständig niederbrannte. Über 50.000 Ferkel starben dabei qualvoll. Schon zuvor waren dort Tiere gestorben, nachdem eine Lüftungsanlage ausgefallen war. Experten hatten mehrfach davor gewarnt, dass bei dieser regelrechten Tierfabrik die Schutzvorrichtungen mangelhaft wären – vergeblich.
Weiterentwicklung geht nur gemeinsam
In Österreich und Deutschland ist eine breite gesellschaftliche Debatte darüber entbrannt, wie die Entwicklung der Landwirtschaft künftig aussehen soll. Im Zentrum der Diskussion stehen Tierwohl, Naturschutz aber auch die Frage von fairen Preisen für bäuerliche Arbeit. Auf die enge Verbundenheit dieser Themen wies nicht zuletzt das erfolgreiche österreichische Tierschutzvolksbegehren hin, das 416.000 Menschen unterschrieben.
Eine Weiterentwicklung hin zu einer tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft, mit würdevollen Haltungsbedingungen für Tiere, einer naturschonenden Fütterung und Erzeugerpreisen, die den Bauern ein existenzsicherndes Einkommen garantieren, wird nur im Verbund gelingen. Wenn Konsumenten und Produzenten einen Schulterschluss vollziehen und sich gegen den unerbittlichen Wachstumsdruck des Marktes stellen.
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