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Wie der Klimawandel die Lebensräume der Vögel verändert

Vögel können wegfliegen und müssen sich nicht so verstecken wie andere Tiere. Vielleicht deswegen wurden sie immer schon gern beobachtet. Die Flugfauna ist gut geeignet, um das Bewusstsein für Natur und Artenvielfalt zu schärfen.

6/19/2021
  • Umwelt
  • Artenvielfalt
Wie der Klimawandel die Lebensräume der Vögel verändert

Wenn Helmut Schaffer loszieht, um seinem Hobby zu frönen, hat er Fernrohre im Wert eines Kleinwagens bei sich. Jede freie Minute, jede Gelegenheit nützt er, um Vögel zu beobachten. Da passt es auch, dass er beruflich viel unterwegs ist. Nun ist aber Freizeit, wir stehen im Schilfgürtel, der einen kleinen Teich im Süden Wiens umgibt. Kleine Reiher sind auszumachen, manchmal sieht man, wie junge Enten von einem Wels gefressen werden. In Hörweite die Autobahn, umgeben von einem Baumgürtel, sind wir mitten im Siedlungsgebiet und doch in der Wildnis. Am lautesten singt ein Drosselrohrsänger, irgendwo hier im Schilf. Es gäbe auch Sumpfrohrsänger, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, aber der Drosselrohrsänger ist eine der selteneren Arten, den Gesang erkennt Helmut Schaffer sofort. „Die Bestände sind zuletzt eingebrochen, aber hier singt einer ganz kräftig. An diesem Teich gibt es zwei Reviere von diesem Rohrsänger“. Schaffer gehört zum Club 300: Als Vogelbeobachter hat er in Österreich nachweislich 300 verschiedene Arten gesehen.
 
Es werden mehr?!

In Österreich erwarten wir mittelfristig einen Zuwachs“, erklärt Benjamin Seaman, Ornithologe für die Organisation BirdLife, „freilich minimal.“ Vögel reagieren nämlich flexibel auf den Klimawandel, sie verlagern oder erweitern ihren Lebensraum. Österreich liegt so, dass manche Arten bei uns dazukommen. Andere, vor allem in den Alpen, verlieren dafür an Lebensraum. Derzeit gibt es in Österreich knapp 220 Arten von Brutvögeln, mit den durchziehenden Arten und Ausnahmeerscheinungen sind es fast 400. Die Zugvögel schätzen z.B. die Feuchtgebiete im Tiefland, wie den Seewinkel im Burgenland. Vogelbeobachtung gehört hier zum touristischen Programm. Auch die March-Thaya-Auen sind ein interessantes Gebiet. Wegen der Grenze zum Osten war diese Zone lange Zeit ungestört. Heute lebt hier der Schwarzstorch, neben vielen Singvögeln kommen auch viele Greifvogelarten vor. Der schöne Bienenfresser, im Burgenland immer schon verbreitet, kommt nun auch hier öfter vor, weil es wärmer ist. Diese Vielfalt sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Arten durch den Verlust von Lebensraum dezimiert werden, betont Seaman.
 
Aufgeräumte Landschaften, versiegelte Welt

Die moderne Landwirtschaft und Flurbereinigungen sorgen dafür, dass Hecken und Ackerraine verschwinden. Diese stellen jedoch spezifische Lebensräume dar. Ein anderes Problem ist das anhaltende Insektensterben. Als Luftplankton wären sie eine wichtige Nahrungsquelle beispielsweise für Schwalben, die zudem wegen der Bodenversiegelung keinen Lehm mehr finden für ihre Nester. Die nötigen Fugen werden in der modernen Bauweise auch immer weniger. „Man kann den Garten vogelfreundlich gestalten“, regt Benjamin Seaman an, „vielfältige Strukturen, eine Naschhecke, etwas Wildwuchs.“ Nistkästen locken Blau- und Kohlmeisen an.
 
Bewusstsein durch Birding

Wer es früher mit der Vogelbeobachtung übertrieb, geriet in den Verdacht, ein kauziger Typ zu sein. Das hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Über Social Media und Foto-Plattformen hat sich das „Birding“ zum Trend entwickelt. Das Teilen von Bildern im Netz schafft eine weite Community, die sich aktiv mit der Natur beschäftigt. Leander Khil mahct das professionell. Der Vogelfotograf hat gerade ein neues „Handbuch Vögel beobachten“ veröffentlicht. Neben einer praktischen Einführung erläutert er darin besonders knifflige Unterscheidungen, wie die von Greifvögeln oder unterschiedlichen Möwenarten. Ebenso wichtig: Die Sichtung einer Art bedeutet nicht, dass sie vorkommt. Vieles ändert sich derzeit: Der Stelzenläufer überwintert in Österreich, Südarten kommen häufiger zu uns – das hat natürlich mit dem Klima zu tun. Diese Verschiebung der Lebensräume einzelner Arten nach Norden ist bei uns kein Problem, wohl aber die nach oben: Denn das Klima wird ja auch in der Bergen wärmer. Wenn die einen nach oben ausweichen, verdrängen sie dort andere Arten, die am oberen Ende keine Möglichkeit mehr haben, sich zu verlagern. „Indem man die Artenvielfalt wahrnimmt, steigt die Sensibilität“, hofft Leander Khil.


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